Sotheby's versteigert kapitale Klimt-Gemälde aus Besitz von Leonard Lauder

Er galt als Mäzen der alten Schule und vermachte dem Metropolitan Museum eine kolossale Kubismus-Sammlung. Nun versteigert Sotheby's Objekte aus der Sammlung des im Juni verstorbenen Leonard Lauder, der das Kosmetikunternehmen Estée Lauder zum Weltkonzern ausgebaut hatte. Highlights sind drei Gemälde von Gustav Klimt, die eine reiche und komplexe Geschichte aufweisen, laut dem Auktionshaus aber noch nie am offenen Markt gehandelt worden waren.
Das Porträt Elisabeth Lederer - ein Bildnis der Tochter von Klimts wichtigsten Mäzenen - wird auf 150 Millionen US-Dollar geschätzt, das Gemälde "Blumenwiese" auf mehr als 80 Millionen US-Dollar; das Landschaftsbild "Waldabhang in Unterach am Attersee" (1916) - laut Sotheby's das letzte von Klimt gemalte Landschaftsbild, das heute noch erhalten ist - soll 70 Millionen US-Dollar bringen.
Gemeinsam mit weiteren Losen - darunter ein Gemälde von Edvard Munch und Bronzen von Henri Matisse - erwartet sich Sotheby's bei der Auktion am 18. November in New York einen Umsatz von mehr als 400 Millionen US-Dollar. Angesichts eines Kunstmarkts, der zuletzt nicht nur an wirtschaftlichen Krisen, sondern auch an der Knappheit außergewöhnlicher Werke litt, ist die nun präsentierte Auswahl ein starkes Zeichen.

Bisher galt eher Leonard Lauders Bruder Ronald Lauder, ehemals US-Botschafter in Österreich, als Sammler von Klimt und der Wiener Moderne: Er kaufte 2006 das aus dem Belvedere restituierte Bildnis "Adele Bloch-Bauer I", bekannt als "Goldene Adele", um kolportierte 135 Millionen US-Dollar und stellte es in der von ihm begründeten "Neuen Galerie", der ersten Adresse für die Wiener Moderne in New York, aus.
Ronald und Leonard
Mit dem "Porträt Elisabeth Lederer", 1914-16 geschaffen, verfügte aber auch Leonard Lauder über ein Top-Werk Klimts, das seinen Ruf als Porträtist der feinen Wiener Gesellschaft zementierte. Die Familie, die u. a. auch den "Beethovenfries" und die "Fakultätsbilder" erworben hatte, wurde später von den Nazis verfolgt, weswegen Elisabeth Lederer sich kurzzeitig als Tochter Klimts ausgab. Das Gemälde selbst wurde von den Nazis konfisziert und 1948 zunächst ins Dorotheum zur Auktion eingeliefert, wie dem Klimt-Werkverzeichnis des Experten Tobias Natter zu entnehmen ist. Von der Auktion wurde es allerdings zurückgezogen und Erich Lederer, den Bruder der Dargestellten, retourniert. Über den Händler Serge Sabarsky kam es schließlich an Leonard Lauder.

Das Bild "Blumenwiese" gelangte 1985 ebenfalls über Serge Sabarsky in Leonard Lauders Sammlung. Als Provenienz gibt Sotheby's in seiner Presseaussendung an, dass sich das Bild zunächst 1910 auf der Venedig-Biennale ausgestellt und 1928 "offenbar" in die Sammlung der Mäzene Hugo und Broncia Koller gelangt war.
Restitutionssanspruch "zurückgelegt"
2007 erhob Georges Jorisch, der Enkel der von den Nazis enteigneten Amalie Redlich, Anspruch auf das gegenständliche Bild - er hatte sich auch, schlussendlich erfolgreich, um die Restitution des Bildnisses seiner Großmutter aus dem Salzburger Museum der Moderne bemüht.
Wie Sotheby's auf Nachfrage erklärt, wurde dieser Anspruch noch im selben Jahr "freiwillig zurückgelegt". In einer früheren Version seiner Presseaussendung des Auktionshauses habe es geheißen, das Bild sei 2007 Gegenstand einer "Verwechslung" gewesen.
Mit dem - 2015 vom KURIER erstmals berichteten - Fall der Rückgabe des Gemäldes "Apfelbaum II" an die falschen Erben hat die "Blumenwiese" aber nichts zu tun. Was die exakte Provenienz des Werks aus Lauders Besitz betrifft, bemüht sich der KURIER weiter um Klärung. Zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Texts war der genaue Katalogeintrag noch nicht auf der Sotheby's-Website verfügbar.

Relativ unkompliziert nimmt sich dagegen die Geschichte des Klimt-Bildes "Waldabhang bei Unterach am Attersee" aus: Das Gemälde, 1916 bei einer von Klimts letzten Sommerfrischen am Attersee geschaffen, war das erste Klimt-Bild, das Leonard Lauder kaufte, heißt es vonseiten des Auktionshauses. Wer im November bei Sotheby's zuschlagen wird, bleibt abzuwarten. Zuletzt hatten sich Investoren aus Hongkong als eifrige Klimt-Käufer betätigt.
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