Shaggy in der Arena Wien: Karibik-Cocktail aus Hits und hemmungslosem Groove

Turin. Maxi Concert 'Turin Is Fantastic'
Der „Mr. Boombastic" lieferte überzeichnete Selbstinszenierung, plumpen Humor und sexuell aufgeladenen Klamauk.

von Georg Krierer 

Manchmal beginnt ein Konzert mit einem schlechten DJ und einem drohenden Gewitter. Und manchmal endet es damit, dass ein Mann Mitte 50 ein Mikrofon in seine Unterhose steckt und das Publikum feurig applaudiert. Geschehen ist das am Dienstag bei „Shaggy und Friends“ in der Arena Wien, wo der Wettergott am Ende doch einsehen hatte.

Boombastic und Bizarr 

Einer von den „Friends“ war zunächst DJ Tommy Junior, der ein zweistündiges, eher laues Aufwärmprogramm zwischen belanglosen Reggae-Songs und leeren Animationsrufen hinlegte. Immerhin, gab es spontane Twerk-Battles auf der Bühne, die mehr Haltung (buchstäblich) bewiesen als der Voract selbst. Als Shaggy pünktlich um 20.30 Uhr mit einem breiten Grinser, Sonnenbrille und einem Hut größer als ein Karibiksturm die Bühne betrat, war klar: Jetzt wird geliefert. „Mood“ hieß der Eröffnungssong. Gleich darauf folgte der unvergessliche Hit Boombastic, und die Stimmung explodierte. Ganz ohne Playback bewies Shaggy seine Stimmgewalt und seine Routine als Showman. 

Schon nach den ersten Songs war klar: Dies ist keine jugendfreie Veranstaltung. Shaggy fasste sich provokativ ans Gesäß, steckte das Mikrofon in seine Hose und grinste dabei breit. Eine Darbietung, die den Spagat zwischen Feierlaune und Grenzüberschreitung mühelos meisterte. Selbst der Merch‑Stand lieferte mit "It Wasn’t Me"‑Shirts, deren Lettern eindeutige Sexposen nachzeichnen, eine Prise schlüpfrigen Humors. 

Mit Sonnenbrille wirkte Shaggy wie der ewig junge Mr.Boombastic" - charismatisch und cool. Doch sobald er sie abnimmt, blitzt für einen Moment die Realität durch: ein Entertainer, dem man das Showbiz ansieht. Ohne Hut? Noch ein Jahrzehnt drauf. 

Ladies nach vorne, Zweifel hinterher

„Say reggae, reggae, reggae!“, ruft Shaggy ins Mikro. Zwischendurch animiert er zum Trinken, zum Kiffen - der „Partymodus" in Wien soll aktiviert werden - und zur klaren Trennung der Geschlechterrollen auf der Tanzfläche („Ladies in the front, dudes to the back“). Problematisch? Vielleicht. Funktioniert es? Leider auch. 

Die Show ist routiniert und dennoch unterhaltsam. Shaggy spielt sich wie ein Entertainer alter Schule durchs Set, schiebt eine entschuldigende Theatereinlage ein, in der er gesteht, dass Frauen in allem besser sind als Männer und unterschreibt dann seelenruhig Autogramme auf mitgebrachten Postern. 

It wasn´t me, aber vielleicht doch?

Im Hintergrund flackert ein regungsloses, weißes Liebespaar, davor ein Raggaekünstler aus Jamaika – absurde Kunstidee? Darüber lässt sich streiten. Skurril? Sicher. Und genau deshalb passt es zu diesem Abend, an dem alles ein bisschen zu viel, aber nie zu wenig war. 

Was als nostalgische Pop-Show beginnt, kippt zunehmend in eine Mischung aus überzeichneter Selbstinszenierung, plumpen Humor und sexuell aufgeladenen Klamauk. Shaggy weiß, wie man die Blicke auf sich zieht, auch wenn der gute Geschmack dabei öfter unter die Räder kommt. Doch das Publikum verzeiht großzügig: Spätestens bei Klassikern wie „It wasn´t me" oder „Angel", war die Euphorie unüberhörbar. 

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