Serie "Das Gift der Seele": Wenn die Familien-Erweiterung eskaliert

46-218508577
Die neue Amazon-Serie „Das Gift der Seele“ mit Robin Wright: Gut gemachter Psycho-Thrill mit reichlich Inzest-Aura.

Man kennt das: Die Eltern des neuen Partners kennenzulernen, kann einen schon nervös machen. Und: Den neuen Schwarm des Kindes kennenzulernen, kann Eltern schon mal nervös machen. Das ist grob gesagt die Basis der neuen Amazon-Serie „Das Gift der Seele“ (im Original heißt sie weniger melodramatisch „The Girlfriend“). 

Grob gesagt deswegen, weil die Konstellation Mutter – Sohn – neue Freundin hier über besondere Feinheiten verfügt. Robin Wright spielt die extrem reiche Galeristin Laura, die eine sehr enge Beziehung zu ihrem Sohn Daniel hat. Die neue Freundin Cherry (Olivia Cooke) wird daher mit Argusaugen beobachtet. Dass diese den zufällig mitgehörten Scherz darüber, dass Cherry ein Name für Stripperinnen ist, schlagfertig pariert, ist Laura nur ein bisschen peinlich. Der Start der beiden ist nicht nur deswegen holprig, sondern auch, weil Laura erst die beiden bei nicht jugendfreien Handlungen erwischt, dann Cherry (unabsichtlich?) mit heißem Kaffee begießt, und außerdem ist der Familienkater nach dem Besuch verschwunden.

Das nächste Treffen ist kürzer: Lauras Vernissage verlassen Daniel und Cherry rasch und ohne Verabschiedung. Das kommt sogar dem Vater komisch vor.

Das ist der Moment, in dem in der Serie die Perspektive wechselt: Der Rest der Folge wird aus Cherrys Blickwinkel erzählt. Und manches, was Laura verdächtig vorgekommen ist, bekommt eine halbwegs vernünftige Begründung.

Überraschend

Einiges hat damit zu tun, dass Cherry nicht aus einem luxuriösen Familienhintergrund kommt – dieses Manko soll aber in Lauras urteilsschnellen Glamour-Universum nicht herauskommen. Allerdings: Ganz koscher ist Cherry halt auch nicht. In sechs Folgen wechseln die Perspektiven immer wieder, ebenso die Balance der geistigen Gesundheit der beiden Frauen.

Das ist mit Cliffhangern und einer dramatischen Überraschung spannend und schnell durchgeschaut. Dabei hält sich das Mitgefühl für das eigentliche Opfer – den von seiner Mutter mit inzestuöser Aura befürsorgten und vereinnahmten Daniel – ganz schön in Grenzen.

Kommentare