Schuberttheater: Clowndeutung nach C.G. Jung

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„Circus Archetypus“ : tiefenpsychologisches Figurentheater

Am Anfang wird hier und da noch zaghaft gelacht. Ein patscherter Clown, wackelig auf den Beinen, versucht, sich mit seiner trötenden Blume im Knopfloch selbst Mut zu machen. So richtig klappt das nicht, er wackelt weiter, fällt immer wieder auf die Nase. Bis es langsam allen im Raum dämmert: So richtig lustig ist das nicht. Soll es auch nicht sein. Wir haben es schließlich mit einer Analyse unserer selbst zu tun. 

 „Circus Archetypus“, uraufgeführt am Montag im Wiener Schuberttheater, hat sich nicht weniger vorgenommen, als in „die Tiefen des kollektiven Unbewussten“ zu führen. Regisseur Simon Meusburger, der das kleine Theater am Alsergrund auch leitet, zeigt eine Aufeinanderfolge von Figuren, die jeweils die Archetypen des Schweizer Psychoanalytikers C.G. Jung darstellen sollen. Träume, Wünsche, Ängste, Sehnsüchte werden hier von Figuren wie dem Zauberer oder dem Narren personifiziert.

Dargestellt werden sie, wie meist im Schuberttheater, anhand von Puppen, die diesfalls gleich zwei menschliche Unterstützer brauchen. Auch das hat mit Psychoanalyse zu tun. Der zweite Darsteller ist der Schatten, der jede Bewegung des ersten imitiert.

Als Hauptdarsteller führen Stefanie Elias und André Reitter durch die knapp zwei Stunden dauernde psychoanalytische Figurenrevue. Sie werden mit Livemusik von Roxanne Szankovich unterstützt, deren Gruselgeigensound die bizarren menschlichen Innenwelten unterstreichen soll. Das klingt nicht nur ein bisschen anstrengend.

Das Bühnenbild (Christoph Steiner) besteht aus Kisten, aus denen die Darsteller immer wieder neue Figuren hervorholen. Chinesische Drachen werden effektvoll durch den Raum geschwenkt, bizarre Gespenster lässt man auf Seilen tanzen. Am besten kommt eine Art Nagetier an, das entfernt an das Faultier Sid aus „Iceage“ erinnert, leider nicht so spricht (in diesem Stück wird gar nicht gesprochen), aber ähnlich unelegant herumstolpert und für Lacher sorgt – diesmal zu recht. Am Ende dieses beherzten Versuchs, Tiefenpsychologie mittels Figurentheater darzustellen, ist der Musicalhit „Send In the Clowns“ zu hören.