Schauspielerin Jo Bertl: "Klassisches Theater ist wichtig“
Die Schauspielerin Jo Bertl ist die Schalek in Paulus Mankers Produktion von Karl Kraus’ Weltendrama „Die letzten Tage der Menschheit“ im Südbahnhotel am Semmering. Mit dem KURIER sprach die Wienerin über ihre Berufswahl und warum klassisches Theater wichtig ist.
KURIER: Alice Schalek, Ihre Figur in „Die letzten Tage der Menschheit“, fragt die Soldaten an der Front, was diese empfinden. Diese Frage richte ich jetzt an Sie: Was empfinden Sie, wenn Sie diese Kriegsreporterin darstellen?
Jo Bertl: Zunächst macht es Freude, einen Charakter zu spielen, der so extrem ist, weil man dadurch sehr intensiv in Emotionen gehen kann, aber zugleich es ist auch entsetzlich, diese Kriegsgeilheit darzustellen. Man fragt sich zuweilen, was sage ich da eigentlich? Aber dann erkennt man, dass genau das wichtig ist. Denn dadurch kann man zeigen, wie krank diese Kriegsbegeisterung ist. Das ist auch ein Sinnbild unserer Gesellschaft. Das Schöne an dieser Figur ist aber, dass sie selbst eine Entwicklung durchmacht, und sie erkennt, dass ihre Haltung falsch ist.
Empfinden Sie Ihre Rolle durch den Krieg in der Ukraine anders?
Ich habe mich zuerst gefragt, ob es in diesen Zeiten nicht geschmacklos ist, das zu spielen, aber dann habe ich erkannt, dass es dadurch noch wichtiger geworden ist, weil es so aktuell ist. Man sieht, dass sich in der Welt nicht viel geändert hat.
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