Triumph für Cecilia Bartoli und ihr "Hotel Metamorphosis"

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Ein Opernpasticcio in erstklassiger Besetzung bei den Salzburger Festspielen.

Die erfreulichste Nachricht zuerst: Cecilia Bartoli kann ihren Erfolgskurs an der Salzach weiterführen. Ihr Vertrag als künstlerische Leiterin der Salzburger Pfingstfestspiele, die sie seit 2012 mit Fortüne führt, wurde bis 2031 verlängert.

Die zurecht nicht enden wollenden Ovationen für die Wiederaufnahme ihrer aktuellen Pfingstfestspiel-Produktion „Hotel Metamorphosis“ bestätigten sie einmal mehr als Leiterin und als einzigartige Sängerin.

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Mit dem Regisseur Barrie Kosky und dem Dirigenten Gianluca Capuano kreierte sie ein delikates Opernpasticcio. Die Zutaten: Musik von Antonio Vivaldi kombiniert mit Geschichten aus Ovids „Metamorphosen“, garniert mit Gedichten von Rainer Maria Rilke.

Wer in diesem „Hotel“ eincheckt, logiert in der Luxusklasse. Michel Levine verwandelte die Bühne im Haus für Mozart in ein gediegenes Hotelzimmer. Dort nimmt Orpheus in Gestalt der faszinierenden Schauspielerin Angela Winkler Quartier. Mit ihrer zarten, hellen Stimme führt sie mit Ovid-Texten und Rilke-Gedichten durchs Geschehen.

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Kosky holt auf fantastische Weise antike Mythen in die Gegenwart. Die Figuren werden bei ihm zu Menschen aus unserer Zeit.

Pygmalion ist ein schrulliger Typ im Karo-Pullunder, der sich eine Frauenskulptur erschafft, die zum Leben erwacht. Arachne, die Weberin ist eine Internet-Künstlerin, die mit toll gemachten Web-Bildern Jupiters Tochter Minerva herausfordert und von dieser aus Neid in eine Spinne verwandelt wird.

Myrrha begehrt ihren Vater, muss diesen aber hintergehen, um unerkannt an ihr Ziel zu kommen. Am Ende der Episode wird sie von der Mini-Bar eingesaugt und taucht als Baum daraus wieder auf.

Wie Monty Python bei den Salzburger Festspielen

Das hat etwas von Monty Python und passt zum Hotelbett, das wie nach dem Vorbild von Stephen Kings Horror-Autos seine Gäste verschluckt.

Die Pause wirkt wie eine Zäsur. Das Hotelzimmer verwandelt sich durch die wundersamen Projektionen von rocafilm in eine Idylle. Fulminant tanzen und singen antike Gestalten und leiten über zu den Geschichten von Echo und Narcissus.

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Mit dessen Abtauchen in die Unterwelt hebt sich das Hotelzimmer und gibt den Blick frei ins dunkle Schattenreich. Orpheus wird von Bacchantinnen, hier ein Chor von Axtmördern, geköpft.

Vier musikalischen Sternstunden offenbaren das Ensemble, der Chor Il Canto Orfeo (Einstudierung: Jacopo Facchini) und Gianluca Capuano am Pult von Les Musiciens du Prince – Monaco. Aufwühlend lässt dieses Orchester auf historischen Instrumenten die Verwandlungen zur Musik werden, Dissonanzen, deutliche Anklänge an die „Vier Jahreszeiten“ inklusive.

Cecilia Bartoli ragt als Euridice heraus. Atemberaubend ihr „Gelido in ogni vena“. Fulminant trumpft sie als Arachne im Wettstreit mit Nadezhda Karyazina als Minerva auf, die auch als Juno und Nutrice überzeugt.

Lea Desandre betört als Myrrha, als Pygmalions Statue und als Spaghetti essende Echo.

Philippe Jaroussky orgelt fulminant seine Koloraturen als Pygmalion und Narcissus und wird wie alle bejubelt.

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