Jetzt ist es also doch gerettet, das Radio Symphonieorchester. Das ist, klar, Grund zur Freude. Übrig bleibt aber etwas anderes: Mal wieder musste die Kultur eine Demütigungsrunde über sich ergehen lassen, bevor man dann doch zur Besinnung gekommen ist.
Der ORF-General hat das Orchester gleich einmal ohne Zögern den Hügel hinuntergeworfen. Wohlwollend könnte man es so auslegen, dass Roland Weißmann damit gerechnet hat, dass er mit so schmerzhaften und, sprechen wir es einmal aus, für eine Kulturtourismusnation hochnotpeinlichen Einschnittsvorschlägen der Regierung allzugroßen Sparwillen vermiesen kann und am Ende nicht nur das RSO, sondern auch mehr ORF-Budget gerettet wird.
Vor ein paar Jahren hätte das Kalkül vielleicht noch funktioniert.
Jetzt kam angesichts der Sparpläne bei einem der wichtigsten Orchester in jenem Land, das sich immer noch als das wichtigste im Klassikbereich sieht, aber vorerst einmal - nichts. Der Aufschrei beschränkte sich auf den kleinen Kreis der üblichen Verdächtigen.
Die Kulturpolitik im Land ist längst emotional ermattet - man ist froh, wenn man Budget ausschütten kann, der Rest ist Detail. Ein Brennen, ein Engagement für die Kultur über das Staatssekretariat hinaus, eventuell auf Kanzler-Flughöhe? Das gibt es schon seit drei, vier Regierungen nicht mehr.
So gab es außer Lippenbekenntnisse keinen großen Widerstand gegen ein so kleinliches wie einschneidendes Sparvorhaben. Es sind nur noch leise Aufschreie, zu denen die Kulturbranche fähig ist. Die Menschen sind abgelenkt von der innenpolitischen Schmierenkomödie, vom nächsten Klick oder den vielfältigen Sorgen, auf die die Politik lieber Geld (unserer Kinder) wirft als Lösungen zu suchen.
Es ist trotzdem gut ausgegangen, das RSO darf weiter die Musikwelt mit aufrechterhalten. Nun gibt es ein neues Gebot der Stunde: Irgendjemand sollte sich mal wirkliche Gedanken über die Stellung, die Bedeutung der Kultur in diesem Lande machen. Sonst geht sie im Lärm der Welt unter. Und dann ist die Einstellung eines Orchesters ein kleines Problem - und für die großen fehlt dann die Kraft.
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