Pionierposten der Medienkompetenz: Foto Arsenal Wien eröffnet

Pionierposten der Medienkompetenz: Foto Arsenal Wien eröffnet
Die neue Institution bietet Raum für Ausstellungen und Workshops – und versucht den Spagat zwischen Basisarbeit und Spezialistenprogramm

 Es ist ein Standort, an dem man eher nicht zufällig vorbeikommt – auch wenn Felix Hoffmann, der Leiter des Foto Arsenals, gern vom neuen „Kulturcluster“ spricht und die Nähe zum Belvedere 21 und zum Heeresgeschichtlichen Museum („nur 78 Meter!“) hervorhebt.

Doch wenn man Wiens neue Institution für Fotografie und alles, was damit zu tun hat, erst einmal gefunden hat, ist der erste Eindruck durchaus positiv: In den ehemaligen Garagen des Bundestheater-Fuhrparks inmitten des weitläufigen Arsenal-Geländes ist um 3 Millionen Euro Baukosten ein urbaner Kulturort entstanden. Mit breitem Vordach und einer Innenhof-Situation, die sich durch die Nähe der angrenzenden Gebäude von Burgtheater-Probebühne und Filmmuseums-Archiv ergibt, ist Aufenthaltsqualität gegeben (ein angemessenes Gastro-Angebot muss allerdings noch kommen.)

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Inhaltlich soll die neue städtische Kulturinstitution, die mit der Kunsthalle Wien unter dem Dach der „Stadt Wien Kunst GmbH“ firmiert und für 2025/‘26 zwei Millionen Förderung pro Jahr zugesagt bekommen hat, auf zwei Beinen stehen: Neben Ausstellungen sind Workshops und Angebote für junge Menschen ein zentrales Aufgabengebiet.

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Differenzierung

„Wir wollen hier mit Kindern und Jugendlichen an Medienkompetenz arbeiten“, sagt Hoffmann, der am Freitag u. a. die hauseigene Bibliothek, die professionell ausgestattete Dunkelkammer und ein digitales Angebot präsentierte, das zwischen „realen“ und KI-generierten Fotos unterscheiden lässt (die meist erwachsenen Anwesenden scheiterten bei der Differenzierung kläglich).

Die Frage, was ein medial verbreitetes Bild eigentlich ist und wie es in die Welt und in die Köpfe gelangt, leitet auch die beiden Eröffnungsausstellungen, die in den beiden – mit knapp 700m2 nicht übermäßig üppig bemessenen – Ausstellungsräumen zu sehen sind.

Die Ausstellungen nehmen die mediale Bildwelt aus einer historischen und einer zeitgenössischen Perspektive gleichsam in die Zange: Der junge Künstler Simon Lehner zeigt Objekte, die nur auf den ersten Blick als „Bilder“ gelten können, tatsächlich aber dreidimensionale Relief-Objekte sind. Bei ihrer Herstellung spielen ein Roboter und eine umfassende Bilddatenbank eine Rolle, allerlei Bildfehler und Unregelmäßigkeiten werden erkennbar, das Technische schiebt sich vor die Abbildfunktion.

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Klassiker im Kontext

Die zweite, größere Schau heißt „Magnum. A World of Photography“ und handelt nur vordergründig von Foto-Klassikern. Tatsächlich grub Hoffmann als Kurator aus den Archiven der legendären Pariser Bildagentur allerhand Material aus, um zu zeigen, wie einige der berühmtesten Pressefotos ausgesucht, bearbeitet, ja „gemacht“ wurden.

So erscheint das millionenfach reproduzierte Bild, das Dennis Stock 1955 von Filmstar James Dean am New Yorker Times Square schoss, auf dem Original-Kontaktbogen als eine von nur vier Aufnahmen inmitten banaler Schnappschüsse.

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Lehrpfad

Die Magnum-Schau solle zugleich ein Lehrpfad in Sachen analoger Fotografie sein, sagt Hoffmann, der u. a. auch verschiedene „Abwedler“ (wer weiß noch, was das ist?) als Exponate integrierte.

Hier zeigt sich der Spagat, den sich die Institution vorgenommen hat: Ein Jugendlicher mag diesem Dunkelkammer-Werkzeug ratlos gegenüberstehen; einer Person, die Fotografie als Abbildung eines realen Gegenstands definiert, mag es angesichts digitaler Konstrukte ähnlich gehen. Dass sich das Foto-Arsenal einem gegenwärtigen und keinem „musealen“ Zugang verschrieben hat, erscheint vor diesem Hintergrund als die logische, richtige Entscheidung.

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