Ozzy Osbourne gestorben: Prinz der Düsternis, Dirigent des Chaos

Ozzy Osbourne dies aged 76
Ozzy Osbourne, der Mann, der Tieren den Kopf abbiss und der mit der Band Black Sabbath den Heavy Metal begründete, ist kurz nach seinem letzten Auftritt 76-jährig gestorben.

Er selbst hätte sich länger gegeben. Vor zwei Jahren hat er, gezeichnet von einer Parkinson-Erkrankung, gesagt, er hat wohl noch zehn Jahre zu leben. Aber Ozzy Osbourne ohne Übertreibung wäre nicht Ozzy Osbourne gewesen. Der Mann, der einer der größten Helden der Heavy-Metal-Musik war, ist am Dienstag mit 76 Jahren gestorben. 17 Tage nachdem er seinen letzten Auftritt hatte – bei einem Abschiedskonzert seiner Band Black Sabbath.

Tatsächlich – und so ketzerisch darf man nur bei ihm und Keith Richards sein – ist es eigentlich ein Wunder, dass Ozzy Osbourne überhaupt so alt geworden ist. Dass er den größten Teil seines Lebens alkoholkrank und drogensüchtig war, ist kein Geheimnis. Jedenfalls hat Ozzy Osbourne keines daraus gemacht. Nun, man konnte ja seiner Bühnenpräsenz auch ansehen, dass der Mann keinen Kamillentee getrunken hatte.

Auch im Gefängnis

Möglicherweise lag es auch daran, dass eine der berühmtesten Konzertepisoden von Ozzy Osbourne auf einem Missverständnis beruhte. Es war 1982, als jemand aus dem Publikum etwas auf die Bühne warf, das Osbourne für eine Plastikfledermaus hielt. Woraufhin er – was macht man auch sonst damit als selbst ernannter „Prinz der Düsternis“ – dem Flattertier beherzt den Kopf abbiss. Dass es sich doch um eine echte gehandelt hat, quittierte er mit einem Schulterzucken. Ein einschlägiger Ruf eilte ihm ja voraus, ein Jahr zuvor kam er bei einer Sitzung mit der Plattenfirma auf die – ihm selbst hernach auch bizarr anmutende – Idee, einer Taube diese Behandlung angedeihen zu lassen.

Sein eigentlicher Name war John Michael Osbourne, als solcher wurde er am 3. Dezember 1948 in Aston, Birmingham geboren. Bevor er mit seiner Band Black Sabbath 1969 das Heavy-Metal-Genre einläutete, hatte der aus einfachen Verhältnissen stammende Bub schon ab seinem 15. Lebensjahr verschiedenste Berufe: Gelegenheitsjobs als Installateur, Schlachter, Maler und als Gehilfe in einem Bestattungsinstitut. Die Karriere als Dieb und Einbrecher war kurz und erfolglos, er wurde für sechs Wochen inhaftiert. Im Gefängnis tätowierte er sich selbst mit Graphit und Nadel seinen Spitznamen „Ozzy“ über die Finger.

Dass der teuflische Bursche aber vor manchen Entitäten doch Respekt hatte, zeigt eine Tattoo-bezogene Anekdote, die er selbst von seinem Treffen mit Queen Elizabeth II. erzählte: „Ich wollte um jeden Preis die Hand in der Hosentasche lassen, ich dachte, die fällt in Ohnmacht, wenn sie das Tattoo sieht. Sie sagte dann zu mir: ,Ich höre, sie sind ein ganz ein Wilder’ und ich machte nur ,Hehehe’.“

Zusammen mit Bassist Terence, genannt Geezer Butler, Gitarrist Tony Iommi und Drummer Bill Ward bildete Osbourne Black Sabbath. Den Namen lieh man sich nicht ganz unprogrammatisch von einem Horrorfilm mit Boris Karloff.

Okkult und paranoid

Osbournes nasal-rohe Stimme war das perfekte Medium für die okkult-zynischen Songs, die bekanntesten „Paranoid“, „War Pigs“, „Iron Man“ und „Changes“. Während die Instrumentalisten eher die Stoiker waren, war der Frontmann eher mehr hyperaktiv. Glaubensgemeinschaften und, nun ja, Tierschützer waren nicht die größten Fans der Band. Mit der stoischen Geduld war es 1979 vorbei, als die Bandkollegen Ozzy wegen seiner Substanz-Zugeneigtheit feuerten. Mithilfe seiner Frau und Managerin Sharon bewegte er sich dann auf Solopfaden (etwa mit dem fraglos genialen Albumtitel „The Blizzard of Ozz“).

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Ozzy Osbourne mit Ehefrau Sharon (rechts) und Tochter Kelly.

Wo ist denn jetzt ...

Der größte Coup für seine späte Karriere gelang Sharon freilich mit etwas, das nur insofern etwas mit Musik zu tun hatte, als es auf dem Musiksender MTV stattfand. Die Reality-Soap „The Osbournes“ (ab 2002), deren Titel nicht von ungefähr an „The Munsters“ erinnerte, begleitete den Sänger, seine leidgeprüfte Frau und die Kinder Kelly und Jack in ihrem Rockstar-Alltag. Ein Familienleben, das sich von dem der Zuseherinnen und Zuseher wenig unterschied: störrische Teenager, eine Mutter, die alles schupft und ein Vater, der zu wenig zu gebrauchen ist. Drogen, die Krebserkrankung von Sharon – nichts bleib unangetastet. Auf seine alten Tage passierte es: der provokante Prinz der Düsternis wurde sympathisch. Immer wieder entfleuchte dem Altmetaller ein großartiges, meist selbstironisches Bonmot. Aber in der Regel suchte er irgendwas, das er verlegt hatte.

Ozzy Osbourne sagte einmal: „Ein wilder Mensch steckt doch in jedem. Ich will der Dirigent des Chaos sein.“ Vielleicht bleibt das von ihm. Was aber definitiv bleibt, ist der Dendropsophus ozzyi. Dieser nach ihm benannte Frosch im Amazonas gibt einen fledermausartigen Laut von sich. Er – und alle echten Fledermäuse – müssen jetzt nicht mehr bange sein.

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