2023 war sie lange in London, arbeitete mit ihrem Produzenten David Kosten an den Songs von „Refined Believer“ und verbrachte viel Zeit mit Selbstreflexion. „Ich war dort sehr viel alleine“, erinnert sich Oska. „Aber ich fand das toll. Ich habe mich durch die Stadt geschlängelt und konnte Beobachterin sein. Ich war jeden Tag in einem Pub, hatte dort auch Gespräche, aber eigentlich fand ich es angenehm, dass mich dort niemand kennt und dass ich Zeit hatte, in mich hinein zu hören und mich zu fragen: ,Wer bin ich und was mag ich?‘“
Pommes und Patti Smith
Schnell, sagt sie, habe sie gemerkt, dass das die „ruhigen Sachen“ sind – am Abend Süßkartoffel-Pommes zu essen und ihr Patti-Smith-Buch zu lesen. Oder Literatur von Zeitzeugen des Zweiten Weltkrieges, die trotz aller erlittenen Leiden Ja zum Leben sagen konnten. „Ich bin sehr gerne alleine und habe daraus das Selbstbewusstsein gezogen, ich brauche niemanden und kann alles machen. Ich kann zum Beispiel ganz nach London ziehen, wenn ich will. Ich müsste mir halt dort einen Job suchen, aber wenn ich will, kann ich das.“
Mut gab ihr auch, wie einfach es am Ende ging, nach London zu kommen. „Ich wollte weg von Wien und dachte, es muss Berlin sein. Meine Schwester hatte mir zum 18. Geburtstag ein Tarotkarten-Set geschenkt und ich habe zum Spaß ein paar Karten auf Berlin gezogen. Die sagten aber, auf keinen Fall! Da dachte ich, Tarot ist blöd, jetzt will ich erst recht nach Berlin.“
Lernen, Nein zu sagen
Dann ging sie auf Anraten der Managerin erstmal nur für ein paar Songwriting-Sessions nach London. „Ich hatte immer Angst gehabt, in London zu arbeiten, weil ich dachte, die sind alle so gut, was machen die mit einer Österreicherin? Aber nach den ersten Sessions haben sie gesagt, dass es so toll war, mit mir zu schreiben und ich bin wieder hin. Und an dem Tag, an dem ich zu meiner Mama gesagt habe, es wäre toll, ein Zimmer in London zu haben, hat sie einen Anwalt kennengelernt, der in London lebt. Er sagte wörtlich, ,Wenn Maria ein Zimmer braucht, ich habe eines!‘“
Auch Berufliches spielte bei der Krise eine Rolle. „Das erste Album war wie mein erster Job. Und wie jeder im ersten Job musste ich dabei lernen, Nein zu sagen. Das hat mich aber total fertiggemacht, weil ich das Gefühl hatte, ich verletze Leute, wenn ich kommuniziere, was ich möchte und gerade brauche. In London habe ich gelernt, dass es zwar schön ist, mit Leuten zusammenzuarbeiten, aber dass meine Musik nicht davon abhängt.“
Menschenmasse
Fast alle der Songs von „Refined Believer“ hat Oska schon vorab veröffentlicht und 2024 bei ausgiebigen, erfolgreichen Tourneen live gespielt. Neben Shows in New York und beim SXSW-Festival in Austin/Texas spielte sie vier Mal im Vorprogramm von Coldplay im Ernst-Happel-Stadion in Wien. Auch das – „dabei zu lernen, wie ich bei so einer Menschenmasse Atmosphäre schaffen kann“ – gab viel Selbstvertrauen.
So viel, dass Oska gerade in Nashville – im Mekka der US-Songwriter-Szene – war und bald wieder hinfährt, um dort an den Liedern für das nächste Album zu arbeiten. Im Juli ist sie aber erst mal auf Österreich-Tournee.
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