Oscar-Preisträger Milos Forman gestorben

Oscar-Preisträger Milos Forman gestorben
Der Regisseur von "Amadeus" und "Einer flog über das Kuckucksnest" ist im Alter von 86 Jahren verstorben.

Oscar-Preisträger Milos Forman ist tot. Formans Ehefrau Martina sagte der tschechischen Nachrichtenagentur CTK am Samstag, der Regisseur sei am Freitag im Alter von 86 Jahren nach kurzer Krankheit gestorben.

Emigration in die USA

Der tschechische Akzent war noch deutlich zu hören, als Milos Forman vor über 40 Jahren mit seinem ersten Oscar in der Hand seiner Wahlheimat für die Auszeichnung dankte. „Amerika ist immer noch ein wunderbares, gastfreundliches und offenes Land“, schwärmte der Regisseur vor versammelter Hollywood-Prominenz.

Acht Jahre zuvor war er aus der damaligen Tschechoslowakei in die USA emigriert, nachdem sowjetische Panzer 1968 den „Prager Frühling“ niederwälzten. Bei der Oscar-Verleihung im März 1976 setzte sich Forman gegen Star-Regisseure wie Robert Altman, Federico Fellini und Stanley Kubrick durch. Sein Psychodrama „Einer flog über das Kuckucksnest“ gewann fünf Oscars, darunter für Regie, Hauptdarsteller Jack Nicholson und als bester Film.

Noch vor wenigen Jahren erinnerte er an die Schwierigkeiten, als Einwanderer Fuß zu fassen. Er wollte Kollegen wie Sidney Lumet und Mike Nichols danken, die ihm in den 1970er Jahren zur Seite standen, als ihm die Abschiebung aus den USA drohte. Dies erklärte Forman im Februar 2013 in einem Dankesbrief, als er von dem renommierten Regie-Verband Director's Guild für sein Lebenswerk geehrt wurde. Die Reise von der US-Ostküste nach Los Angeles konnte er aus gesundheitlichen Gründen nicht antreten.

Forman wurde 1932 in Mittelböhmen als jüngster Sohn eines Lehrers geboren. Er war acht Jahre alt, als seine Eltern von der Gestapo verhaftet wurden, beide kamen in Konzentrationslagern ums Leben.  An der Prager Filmakademie lernte Forman sein Handwerk. Mit Filmsatiren wie „Die Liebe einer Blondine“ (1965) und „Der Feuerwehrball“ (1967) zählte er zu den Vorreitern der experimentierfreudigen Neuen Welle des tschechoslowakischen Films.

Sein erstes Hollywood-Projekt, die Generationen-Satire „Taking Off“ (1971), holte zwar beim Cannes-Festival einen Jury-Preis, floppte aber an den amerikanischen Kinokassen. Für Forman begann eine Durststrecke, in der er seinen Arbeitsvertrag verlor und um die Aufenthaltserlaubnis bangte. „Ich wartete auf das Angebot, das mein Leben ändern sollte, und in der Zwischenzeit akzeptierte ich alles, was ich kriegen konnte, bis hin zum Gratis-Mittagessen“, blickt er in seiner Biografie zurück.

Acht Oscars für "Amadeus"

Mit „Einer flog über das Kuckucksnest“ wendet sich das Blatt, mit der Mozart-Biografie „Amadeus“ (1984) besiegelt Forman seinen Erfolg in Hollywood. Der Film, der das Musik-Genie in einem neuen, nicht nur freundlichen Licht zeigt, gewinnt acht Oscars, auch für die beste Regie.

Forman ging kontroverse Stoffe mutig an und führte häufig die Kehrseiten seiner Figuren vor. Reine Filmbiografien seien meistens „ziemlich langweilig“, sagte er 2006 beim Kinostart von „Goyas Geister“ der dpa. „Da muss immer noch etwas anderes in der Geschichte stecken“.

Bei „Amadeus“ war das der Konflikt zwischen den Musik-Rivalen Salieri und Mozart. Mit „Kuckucksnest“ entfachte er eine Debatte über den Umgang mit psychisch kranken Menschen. „Larry Flint - Die nackte Wahrheit“, die Geschichte des erfolgreichen US-Verlegers des Pornoblattes „Hustler“, löste eine heftige Diskussion um dessen Rolle als Vorkämpfer der Meinungsfreiheit aus. Bei der Berlinale 1997 gab es dafür den Goldenen Bären.

Mit seinen erwachsenen Zwillingssöhnen aus erster Ehe wagte sich Forman 2007 an ein ungewöhnliches Projekt. Im Nationaltheater in Prag inszenierte er die Oper „Ein gut bezahlter Spaziergang“. Dass seine Söhne Petr (Co-Regie) und Matej (Bühnenbild) ihm zu Seite standen, bezeichnete Forman damals als den „glücklichsten Moment“ seiner Karriere. Die gemeinsame Arbeit dokumentierte Forman auch in einem Film, den er 2009 auf dem internationalen Filmfestival im tschechischen Karlsbad vorstellte. „Keine Filme mehr, ich habe Urlaub“, sagte er mit fast 80 Jahren.

2012 meldete sich Forman aber noch einmal zurück, diesmal vor der Kamera. An der Seite von Catherine Deneuve und ihrer Tochter Chiara Mastroianni trat der Gelegenheits-Schauspieler in der französischen Musikromanze „Les Bien-Aimés“ („Die Liebenden - von der Last glücklich zu sein“) auf. Der Film spielt in Paris, Prag, London und den USA. In der Rolle eines gealterten tschechischen Liebhabers kehrte Forman zu seinen Wurzeln zurück.

Hollywood-Regisseur Milos Forman tot

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