Opernmatch Wien gegen Mailand: Heute singen Netrebko, Garanča, Grigorian, Kaufmann
Die Opernwelt funktioniert, das ist ihre Stärke und Schwäche zugleich, nach rigiden Regeln (klatschen Sie ja nicht nach dem ersten Aufzug von "Parsifal"!). Eine dieser Regeln ist: Der 7. Dezember gehört der Scala in Mailand. Dort wird an diesem Tag immer mit Pomp und Stars und klassischer Opernoptik der Saisonauftakt gefeiert. Die Opernwelt schaut an diesem Tag freudig in Richtung der italienischen Stadt - und überlässt dem Haus die große Bühne.
Aber nicht heute. Heute gibt es ein Opernmatch, das Feinspitze als versalzen bezeichnen: Denn auch die Wiener Staatsoper hat eine prominente Premiere angesetzt.
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In Mailand geht Verdis "Don Carlo" über die Bühne - und zwar mit einer Starbesetzung, die Opernfreunde in freudige Erwartung versetzt. Zwei der besten Sängerinnen unserer Zeit - Anna Netrebko und Elina Garanča - stehen auf der Bühne, dazu Rene Pape, Francesco Meli, Luca Salsi und Ain Anger, Riccardo Chailly steht am Pult. Prominenter geht nicht.
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Oder doch? Die Wiener Staatsoper stellt dem nämlich Puccinis "Turandot" entgegen. Hier singen mit Asmik Griogorian und Jonas Kaufmann ebenfalls zwei der größten Stars überhaupt, Marco Armiliato steht am Pult. Prominenter wird es auch in Wien selten.
Jetzt sind natürlich nicht gar so viele Menschen in der Bredouille, an beiden Orten gleichzeitig sein zu wollen, der Opern-Jet-Set (welch herrlich altmodischer Begriff!) hat sich längst versprengt. Doch diese ungewöhnliche Premierendoppelung am Tage der Scala ist auch außerhalb dieses kleinen Zirkels Gesprächsthema unter Operninteressierten.
Wie das Match künstlerisch ausgeht, darüber befinden die Kritiker (deren wichtigste waren einst bei jeder wichtigen europäischen Premiere, das wäre heute Abend ein Problem). Da wird es neben den Sangesleistungen auch um die Regie gehen. In Wien inszeniert Claus Guth, in Mailand, wohl um einiges konservativer und damit näher an der Emotion der Operngeher, Lluís Pasqual.
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