Aber sie haben gerne „Ja“ gesagt, als man sie als Vater-Sohn-Gespann bat, für den 6. Juni, dem Begräbnistag von Johann Strauss, einen Event zu gestalten, der mit Künstlerinnen und Künstlern aller Genres und Generationen das Leben und Werk des Walzerkönigs und den Rausch des Drehens im ¾-Takt feiert.
Stationen-Theater
„Es ist ein Drei-Stationen-Theater, bei dem unter anderen Lars Eidinger und Verena Altenberger, Peaches, der Nino aus Wien, Verifiziert und Lino Camilo mitwirken“, erklärt Welter im KURIER-Gespräch. „Es ahmt den Ablauf eines Begräbnisses nach: Einige der Mitwirkenden treffen sich am Grab von Strauss am Zentralfriedhof, fahren gemeinsam zum Konzerthaus, wo sozusagen als Trauerfeier die Party stattfindet. Das ist der Teil, der für das Publikum ist.“ Oskar Haag beschreibt den Event im Konzerthaus als Festival, bei dem es keine Umbaupausen gibt: „Jeder spielt ein kleines Set, aber bis der nächste Künstler kommt, passiert auch immer etwas.“
Ein Sprachorchester aus Schauspielerinnen und Schauspielern (in Anlehnung an die Royal Tenenbaums „Royal Straussenbaums“ genannt) erzählt in Jam-Sessions aus dem Leben der Strauss-Dynastie und bedruckt T-Shirts mit Slogans. „Das steht symbolisch dafür, dass die Strauss-Familie mit starker Mithilfe der Frauen ein Imperium geschaffen hat, wo das Musikmachen als Manufaktur gedacht war“, erklärt Welter.
Besonders stolz ist Welter, dass er Peaches gewinnen konnte: „Sie wird Barbra Streisand covern – und zwar in Jiddisch. Das war ihr wichtig, um einen Bezug zu Strauss herzustellen. Denn Johann Strauss Vater galt nach NS-Definition als Vierteljude. Johann Strauss Sohn wurde später nur deshalb von den Nazis ‚arisiert‘, seine Werke nicht als ,entartete Kunst‘ eingestuft und verboten, weil die Nazis es sich nicht leisten konnten, dem Volk in dieser schrecklichen Zeit auch noch den Walzer wegzunehmen.“
Verena Altenberger tritt bei „Save The Last Waltz For Me“ mit der Pianistin Clara Frühstück auf. Lars Eidinger, ein begeisterter Techno-DJ, wird im Konzerthaus und später im Fluc bei der After-Show-Party, der dritten Station des Events, auflegen.
Während andere Acts aus ihrem ursprünglichen Repertoire schöpfen, hat Nino aus Wien ein neues Lied für den Abend geschrieben. Oskar Haag spielt – wie Welters Band Naked Lunch – eigene Songs. Das Vater-Sohn-Duo hat aber für den Event zusätzlich „We Shall All Be As One“, einen Pop-Song im Walzertakt, komponiert.
Pop-Walzer
„Der Titel bezieht sich darauf, dass der Walzer damals in das Höfische hinein gekracht ist und erstmals auch den Menschen in der Vorstadt die Möglichkeit gegeben hat, sich zu einem reellen Preis zu amüsieren“, erzählt Welter. „Unser Pop-Walzer beginnt mit den Zeilen ,Oh Wiener seid froh, oho wieso‘, was der ursprüngliche Text des Donauwalzers war, der die damaligen Zustände im unterdrückten Volk ironisch aufgearbeitet hat.“
Oskar Haag, der für das Programm der jungen Künstler zuständig ist, freut sich über Schauspielerin Lili Winderlich, aber auch über Lino Camilo und Verena „Verifiziert“ Haselböck, die ihren Lo-Fi-House-Sound ins Konzerthaus bringt. „Ich hätte gerne Bibiza dabei gehabt“, sagt Haag. „Der Franz hat das eh cool gefunden, musste aber absagen, weil er an dem Tag in Klagenfurt spielt.“
Zwar haben Welter und Haag früher nicht viel über Johann Strauss gewusst, sind jetzt aber voll Bewunderung – speziell für Walzerkönig Johann Strauss Sohn. „Walzer ist durch ihn ein weltumspannendes Phänomen geworden, das uns bis Tokio mit Menschen verbindet“, sagt Welter.
Zu kleine Fußstapfen
Haag ist es ein Anliegen, aufzuklären, dass er und sein Vater – im Gegensatz zur Strauss-Familie – ein sehr gutes Verhältnis haben: „Papa unterstützt mich immer. Bei Vater und Sohn Strauss war der Alte ja unglaublich eifersüchtig auf das Talent des Jungen. Er wollte, dass der Junior Beamter wird. Nur auf Betreiben der Mutter konnte Johann Strauss Sohn Musiker werden und in die Fußstapfen vom Vater treten, die aber viel zu klein für ihn waren.“
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