Österreichischer Filmpreis: Lassnig-Biopic hat die größten Chancen
Ein großer Name der Kunstszene schickt sich an, beim 15. Österreichischen Filmpreis den Ton anzugeben: Anja Salomonowitz' Biopic "Mit einem Tiger schlafen" über die Malerin Maria Lassnig geht mit neun Gewinnchancen als Favorit in die Gala am 12. Juni in Wien. Auf acht Nominierungen brachte es "Mond" von Kurdwin Ayub, dahinter landete Josef Haders "Andrea lässt sich scheiden" mit sieben Nennungen. Die Gala in den hq7 Studios steht heuer unter dem Motto "Die Leinwand lebt".
"Mit einem Tiger schlafen" in zentralen Kategorien genannt
Die ungewöhnliche Annäherung an das Leben und Wirken der 2014 verstorbenen Lassnig, die in Salomonowitz' Film von einer gewohnt intensiv spielenden Birgit Minichmayr verkörpert wird, findet sich in quasi allen zentralen Kategorien wieder: Von der Sparte Spielfilm über Regie und Drehbuch bis zur Hauptdarstellerin ist "Mit einem Tiger schlafen" genannt, zudem in den Kategorien Casting, Maskenbild, Szenenbild, Musik und Tongestaltung.
Die am Donnerstag bekannt gegebenen Nominierungen brachten auch Regieshootingstar Ayub einen Strauß an Gewinnmöglichkeiten: Ihr bereits in Locarno mit dem Großen Jurypreis ausgezeichneter Thriller über eine Kampfsportlerin, die bei einer Familie in Jordanien auf gesellschaftliche Zwänge trifft, ist ebenso als bester Film, für Regie und Drehbuch als auch die weibliche Hauptrolle (Florentina Holzinger) im Rennen.
Hader nicht für Regie, aber Hauptrolle nominiert
Den Favoritenreigen komplettieren noch Haders "Andrea lässt sich scheiden", der neben der Nominierung als bester Film allen voran in den Schauspielkategorien reüssieren konnte, sowie Mo Harawes in Cannes uraufgeführtes Werk "The Village next to Paradise", das es auf insgesamt fünf Nennungen bringt - darunter auch für den besten Film sowie die beste Regie. Harawe vervollständigt diesbezüglich das Trio mit Salomonowitz und Ayub, während Hader in puncto Regienominierung leer ausging. Er kann sich dafür Chancen auf einen Preis als bester Hauptdarsteller in seinem Film ausrechnen.
Neben ihm sind auch Roland Silbernagl ("Elfi") und der deutsche Star Albrecht Schuch ("Pfau - Bin ich echt?") im Rennen, während sich bei ihren weiblichen Kolleginnen Marie-Luise Stockinger für ihre Leistung in Ulrike Koflers Familiendrama "Gina" mit Minichmayr und Holzinger misst. Die Auszeichnungen für die beste Nebenrolle machen sich Maria Hofstätter ("Andrea lässt sich scheiden"), Gerti Drassl ("Gina") und Andria Tayeh ("Mond") respektive Branko Samarovski und Thomas Schubert (beide "Andrea lässt sich scheiden") sowie Clemens Aap Lindenberg ("Im Haus der alten Augustin") untereinander aus.
18 Auszeichnungen werden vergeben
Um die Trophäe für den besten Dokumentarfilm rittern unterdessen Juri Rechinsky ("Dear Beautiful Beloved"), Elsa Kremser und Levin Peter ("Dreaming Dogs"), Ruth Beckermann ("Favoriten") sowie Alexander Horwath ("Henry Fonda for President"). Insgesamt gibt es mittlerweile 18 Preiskategorien. Die Entscheidung, welche Leistungen preiswürdig sind, treffen die rund 650 Mitglieder der Akademie des Österreichischen Films.
Passend zum Jubiläum des Filmpreises habe man "ein sehr starkes Kinojahr" gesehen, betonte Moderator Faris Rahoma. Das spiegle sich auch im Einreichrekord wider, wurden heuer doch 24 Spiel-, 26 Dokumentar- und 19 Kurzfilme angemeldet. Auch Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) verwies auf die "sehr vielfältige, diverse und hochqualitative Landschaft" des heimischen Films, was sich nicht zuletzt in den vielen Einladungen zu internationalen Festivals ausdrücke. "Das macht natürlich extrem stolz, ist aber auch eine Verantwortung: Wie können wir auch in Zukunft die Verbreitung der Filme fördern, dass mehr Menschen sie sehen?"
Reinsperger und Hansa moderieren Gala
Inszeniert wird die Filmpreisgala zum zweiten Mal in Folge von Regisseur Thomas W. Kiennast, wobei man heuer erstmals in den neuen Filmstudios in Simmering zu Gast ist. "Der österreichische Film ist komisch, politisch, traurig und divers in jeder Hinsicht", betonte er und versprach "einen spannenden Abend für uns alle", wobei er die Nominierten und ihr Werk in den Fokus rücken möchte. "Und ein bisschen Spaß muss auch dabei sein." Durch den Abend führen Schauspielerin Stefanie Reinsperger und Ö3-Moderator Philipp Hansa.
Mehrfach wurde am Donnerstag die Fördersituation angesprochen, denn obgleich es in den vergangenen Jahren Verbesserungen gegeben habe, sei die derzeitige Budgetsituation natürlich schwierig. "Man kann resümieren, dass der österreichische Film ein Problem hat, das andere gerne hätten: Er ist zu gut und hat zu viele Talente", so Regisseur Arash T. Riahi, der gemeinsam mit Schauspielerin Verena Altenberger das Präsidentenduo der Akademie bildet. Und was müssten Eltern eines talentierten Kindes machen? "Man fördert es! Man gibt diesem Kind alles, damit es groß wird und die Welt erobert." Eine Ansicht, auf die sich an diesem Vormittag alle einigen konnten.
Die Filme mit den meisten Nominierungen:
NOMINIERUNGEN. TITEL
9 Mit einem Tiger schlafen
8 Mond
7 Andrea lässt sich scheiden
5 The Village next to Paradise
3 Dear Beautiful Beloved, Die Herrlichkeit des Lebens, Gina, Pfau - Bin ich echt?
Bester Spielfilm
"Andrea lässt sich scheiden" von Josef Hader "Mit einem Tiger schlafen" von Anja Salomonowitz "Mond" von Kurdwin Ayub "The Village next to Paradise" von Mo Harawe
Bester Dokumentarfilm
"Dear Beautiful Beloved" von Juri Rechinsky "Dreaming Dogs" von Elsa Kremser und Levin Peter "Favoriten" von Ruth Beckermann "Henry Fonda for President" von Alexander Horwath
Bester Kurzfilm
"Lacrimosa" von Josef Dabernig "Land der Berge" von Olga Kosanović "SKRFF" von Corrie Francis Parks und Daniel Nuderscher "Strangers like us" von Felix Krisai und Pipi Fröstl
Beste weibliche Hauptrolle
Marie-Luise Stockinger ("Gina") Birgit Minichmayr ("Mit einem Tiger schlafen") Florentina Holzinger ("Mond")
Beste männliche Hauptrolle
Josef Hader ("Andrea lässt sich scheiden") Roland Silbernagl ("Elfi") Albrecht Schuch ("Pfau - Bin ich echt?")
Beste weibliche Nebenrolle
Maria Hofstätter ("Andrea lässt sich scheiden") Gerti Drassl ("Gina") Andria Tayeh ("Mond")
Beste männliche Nebenrolle
Branko Samarovski ("Andrea lässt sich scheiden") Thomas Schubert ("Andrea lässt sich scheiden") Clemens Aap Lindenberg ("Im Haus der alten Augustin")
Beste Regie
Anja Salomonowitz ("Mit einem Tiger schlafen") Kurdwin Ayub ("Mond") Mo Harawe ("The Village next to Paradise")
Bestes Drehbuch
Josef Hader und Florian Kloibhofer ("Andrea lässt sich scheiden") Anja Salomonowitz ("Mit einem Tiger schlafen") Kurdwin Ayub ("Mond") Mo Harawe ("The Village next to Paradise")
Bestes Casting
Lisa Oláh ("Mit einem Tiger schlafen") Ulrike Putzer ("Mond") Mohamed Mohamud Jama ("The Village next to Paradise")
Beste Kamera
Klemens Hufnagl ("Mond") Judith Benedikt ("... Ned, Tassot, Yossot ...") Albin Wildner ("Pfau - Bin ich echt?") Mostafa El Kashef ("The Village next to Paradise")
Beste Montage
Andrea Wagner ("Dear Beautiful Beloved") Dieter Pichler ("Favoriten") Michael Palm ("Henry Fonda for President") Roland Stöttinger ("Mond")
Bestes Kostümbild
Tanja Hausner ("Die Herrlichkeit des Lebens") Monika Buttinger ("Ein Mädchen namens Willow") Anaïs Horn und Marcus Karkhof ("Veni Vidi Vici")
Bestes Maskenbild
Martha Ruess ("Die Herrlichkeit des Lebens") Birgit Beranek ("Gina") Sam Dopona und Verena Eichtinger ("Mit einem Tiger schlafen")
Bestes Szenenbild
Katharina Wöppermann ("Die Herrlichkeit des Lebens") Martin Reiter und Andreas Ertl ("Mit einem Tiger schlafen") Johannes Salat ("Veni Vidi Vici")
Beste Musik
Matteo Haitzmann und Ali N. Askin ("Aeon Oz") Benedikt Palier ("Bluish") Bernhard Fleischmann ("Mit einem Tiger schlafen") Lukas Lauermann ("Pfau - Bin ich echt?")
Beste Tongestaltung
Johannes Baumann, Manuel Grandpierre und Manuel Meichsner ("Andrea lässt sich scheiden") Oleh Holovoshkin, Andrii Rogachov, Mariia Nesterenko, Andrii Nidzelskiy und Manuel Meichsner ("Dear Beautiful Beloved") Hjalti Bager-Jonathansson, Johannes Baumann, Veronika Hlawatsch und Tobias Fleig ("Mit einem Tiger schlafen") Sergey Martynyuk, Lenka Mikulová, Nora Czamler, Manuel Meichsner und Alexander Koller ("Stillstand")
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