Österreichischer Filmpreis: "Corsage“ mit Teichtmeister vierfach ausgezeichnet

Österreichischer Filmpreis: "Corsage“ mit Teichtmeister vierfach ausgezeichnet
Der Film war neben „Eismayer“ großer Gewinner der Verleihung am Donnerstagabend, "Vera" wurde bester Film.

Kann man einen Film mit einem Hauptdarsteller, der gestanden hat, 58.000 Aufnahmen vom Missbrauch Minderjähriger zu besitzen, für einen Preis nominieren und diesen Film dann auch auszeichnen?

Die österreichische Filmbranche hat auf diese Frage eine Antwort gegeben: Ja.

Österreichischer Filmpreis: "Corsage“ mit Teichtmeister vierfach ausgezeichnet

Florian Teichtmeister als Franz Joseph in "Corsage"

„Corsage“ von Marie Kreutzer erhielt am Donnerstagabend beim Österreichischen Filmpreis vier Auszeichnungen.

Damit liegt der Film mit Florian Teichtmeister in einer Hauptrolle gleichauf mit „Eismayer“ an der Spitze. Ausgezeichnet wurden Vicky Krieps als beste Hauptdarstellerin sowie die Kamerafrau Judith Kaufmann, die Kostümbildnerin Monika Buttinger und die Maskenbildnerinnen Maike Heinlein und Helene Lang.

Die Hauptpreise
Bester Film wurde  „Vera“ von Tizza Covi und Rainer Frimmel, die auch in der Kategorie Regie gewannen. Bester Hauptdarsteller wurde Gerhard Liebmann („Eismayer“), beste Hauptdarstellerin Vicky Krieps („Corsage“). Das beste Drehbuch stammt von David Wagner für „Eismayer“

Meistbesuchter Film
Eine eigene Kategorie würdigt den größten Publikumshit, „Griechenland“ von Thomas Stipsits

 

„Corsage“ wurde nach dem Bekanntwerden der Anschuldigungen gegen Teichtmeister aus den Kinos genommen, der ORF gab bekannt, keine Produktionen mit dem Darsteller mehr zu zeigen. Der Prozess gegen Teichtmeister steht noch bevor.

Dass „Corsage“ nun vier Auszeichnungen beim Filmpreis erhält, wird allem Erwarten nach für Debatten sorgen. Vor einem Jahr startete anlässlich der Filmpremiere und des Filmpreises – wenn auch in anderem Zusammenhang – eine #MeToo-Bewegung in der heimischen Branche.

Im Vorfeld der diesjährigen Verleihung gab es Kritik daran, dass diese Aufarbeitung bis jetzt (zu) wenig gefruchtet habe.

Lesen Sie mehr: #MeToo & Co: Streit um Haltungsfragen in der Filmbranche

Kreutzer hat argumentiert, dass die Taten eines Mannes nicht die Arbeit so vieler Menschen – der Film ist stark weiblich geprägt – entwerten solle.

In anderen Fällen wurden andere Maßstäbe angelegt.

Die Veranstalter haben vor der Verleihung bekannt gegeben, „nach intensiver Abwägung“ die Öffentlichkeit dazu nützen zu wollen, „das Thema Gewalt (nicht nur) an Kindern noch stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen“.

So wird abgestimmt

Wer die Österreichischen Filmpreise erhält, das bestimmen die 600 Mitglieder der Akademie des Österreichischen Filmes. „Corsage“ war acht Mal nominiert, darunter in den wichtigsten Kategorien Bester Film, Beste Regie und Bestes Drehbuch. Schon diese Nominierungen sorgten für Debatten.