Florindo wird als Mörder verdächtigt und flieht nach Venedig. Truffaldinos Herrin Beatrice reist ihrem Verlobten in den Kleidern ihres Bruders nach, der bei einem Gefecht getötet wurde. In Venedig tritt Truffaldino auch in Florindos Dienste.
Auf das famos vertrackte Spiel von Täuschungen und Verwechselungen lässt sich der italienische Regisseur Antonio Latella im Volkstheater aber nicht ein – und verkehrt Goldonis Komödie in deren tristes Gegenteil. Auf leerer Bühne wird vor einem schwarzen Samthintergrund gespielt. Das Licht im Saal bleibt fast durchgehend an. Das historisch gewandete Ensemble tobt im Kreis, wiederholt Satzfragmente, kommt erst zum Stillstand, als Pantalone und Dottore Lombardi die Verlobung ihrer Kinder, Clarice und Silvio, beschlossen haben. Dann kommt Truffaldino. Die Komödie sollte spätestens jetzt beginnen. Doch von Goldoni gibt es nur Fragmente.
Sinnlos gedehnt
Die kunstvoll nachgestellten Verrenkungen, wie man sie von Abbildungen des Arlecchino kennt, stellt Elias Eilinghoff makellos nach. Dennoch erinnert sein Truffaldino mit schwarzer Melone und in grau-beigen Karos eher an eine Figur aus einem Sozialdrama der 1930er-Jahre, die sich in ein „Commedia dell’arte“-Stück verirrt hat. Sein Solo wirkt sinnlos gedehnt – wie die gesamte Aufführung. Rhythmische Gymnastik zu Techno-Musik, einige Gesangseinlagen und viel, jedoch wenig gelungene Pantomime verdrängen in der 165 Minuten dauernden Aufführungen den Großteil des Texts.
Nach der Pause wird es noch schlimmer. Zum Adagietto aus Mahlers „Fünfter“ versammelt sich stumm das Ensemble. Florindo verlangt in der Wirtshausszene, die nur angedeutet wird, nach „Fleischleiberl“ (sic!). Statt Speisen aufzutischen, lässt Latella tote Tauben klatschend und Federn lassend auf die Bühne regnen.
Beatrice (Lavinia Nowak) und Florindo (Birgit Unterweger) finden als Frauenpaar zueinander. Silvio (bedauernswert Mario Fuchs, der ständig sein Geschlechtsteil entblößen muss) liegt in ein Tuch gehüllt neben den toten Tauben.
Truffaldino fragt: „Clarice, und jetzt, was machst du?“ Diese Frage wäre an den Regisseur zu richten, denn Irem Gökçen (Clarice), Lisa Schützenberger (Smeraldina), Stefan Suske (Dottore) und Andreas Beck (Pantalone) können seine öde Goldoni-Zerstörung nicht retten.
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