Jelinek samt Banalitäten: Sado-Maso-Praktiken in der Dunkelkammer

Drei Schauspieler auf einer Bühne mit transparenten Vorhängen und metallenen Gerüsten im Hintergrund.
Olivia Axel Scheucher enttäuscht in der Dunkelkammer des Wiener Volkstheaters mit „Die Wand // Wandbefall“

Von: Susanne Zobl

Was Olivia Axel Scheucher mit ihrem Stück „Die Wand // Wandbefall“ tatsächlich wollte, lässt sich aus ihrer Aufführung nicht erschließen. Als Ausgangsbasis nimmt sie „Der Tod und das Mädchen V“, das letzte der Prinzessinnen-Dramen von Elfriede Jelinek. Darin reflektiert die Literaturnobelpreisträgerin Werk und Tod von drei Schriftstellerinnen: Ingeborg Bachmann, Sylvia Plath und Marlen Haushofer.

Scheucher geht ähnlich vor. Sie verarbeitet Versatzstücke aus Jelineks Text mit ihren eigenen Ideen und geht sehr stark auf Haushofers Roman „Die Wand“ ein. Das Problem: Sie kommt über Banalitäten nicht hinaus. Darüber können auch Claudia Sabitzer, Evi Kehrstephan und Nick Romeo Reimann mit der beachtenswerten Darstellung ihrer Figuren nicht hinwegtäuschen. Die drei mühen sich zwischen zwei in Streifen geschnittenen Plastikwänden, wälzen sich in Pelzmänteln (wozu?) und sprechen im Wechsel mit ihren Stimmen aus dem Off (vom Band) ihre Texte. Scheucher verliert sich in Nichtigkeiten.

Auf einem Bildschirm wird ein Interview mit Jelinek gezeigt, dargestellt von Claudia Sabitzer. Sollte das eine Parodie sein, geht sie über die Tatsache, dass sie langweilt, nicht hinaus.

Am Ende bandagieren und fesseln die beiden Darstellerinnen Reimann mit einem rot-weiß-roten Plastikband, dabei wird über Sado-Maso-Praktiken referiert. Mehr als eine nostalgische Referenz an den Wiener Aktionismus bleibt da nicht.

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