„Ich habe für mich eine komplette Geschichte geschrieben“, erzählt der Salzburger im Interview mit dem KURIER. „Ich habe sie in Kapitel geteilt, und für jedes Kapitel einen Song geschrieben. Dann habe ich diese Reihenfolge aber zerschnitten und neu zusammengesetzt, dass eine Art Collage entstanden ist. Gewisse Kapitel werden dabei ausgelassen und nicht erzählt. Ich habe bewusst Leerstellen gelassen, damit die Zuhörer diese Lücken mit ihrer Fantasie füllen können.“
Begonnen hat Chili Tomasson nämlich als Autor, er hat in vielen Kulturzeitschriften Geschichten und Gedichte veröffentlicht und ist Fan der Punk-Autorin Kathy Acker, aber auch der legendären Beat-Literaten Allen Ginsberg, Jack Kerouac und William S Burroughs. Letzterer hat die Cut-up-Technik erfunden, an der sich Tomasson für „What Are You Doing In Belgrade?“ orientiert hat.
„Ich komme eigentlich vom Erzählen“, sagt er. „Als Kind habe ich sowohl geschrieben, als auch in Bildern Geschichten erzählt. Dann habe ich begonnen, Lieder zu schreiben, und die Möglichkeit, eine Story auf zwei Ebenen, also sowohl mit Worten als auch mit Melodien und Tönen gleichzeitig erzählen zu können, hat mich fasziniert.“
Als Tomasson seine ersten eigenen Lieder als Straßenmusiker spielte, wurde er von anderen Musikern „aufgeklaubt“, die mit ihm eine Band gründen wollten. Tomasson spielte in verschiedenen Formationen (er ist Mitglied der Art-Rock/Fusion-Formation The Cinema Electric) und konnte „enorm viel“ von der Zusammenarbeit mit den älteren und erfahreneren Musikern lernen. Er inszenierte z. B. mit Maria Sendlhofer die Lyrik-Musik-Performance „Carrying a Gun“ in Wien und Leipzig.
Lea’s Apartment gründete er mit Freunden aus der Kunstszene (in der damals leer stehenden Wohnung von Lea, der Schwester eines Bandmitglieds), um eine Plattform zu schaffen, wo unterschiedlichste Künstler veröffentlichen können.
„Es soll nicht nur Musik sein, sondern auch Bilder und Texte. Unsere Juka zum Beispiel arbeitet viel in der bildenden Kunst, hat ein Video für uns gemacht und kümmert sich auch um die andern Bereiche visueller Gestaltung. Bei Liveshows sind wir momentan sechs oder sieben Leute, aber wir wollen, dass immer wieder Künstler in das Apartment reinkommen, die ihre speziellen Fähigkeiten projektbezogen einbringen.“
Gerade ist Tomasson in Linz, wo er bis Ende November am Phoenix-Theater in der Produktion der „Antigone“ auftritt, für die er die Musik geschrieben und die musikalische Leitung übernommen hat.
Aber das nächste Album von Lea’s Apartment ist schon fast fertig: „Es wird eine noch größere Produktion mit mehr Beteiligten, für die wir auch orchestral gearbeitet haben.“
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