„Musketiere“: Polit-Protest-Musical im Auftrag des Chefs

Musketiere vor der Gloriette: Luka Vlatkovic, Martin Peñaloza Cecconi und Runa Schymanski
Calle Fuhr, der künstlerische Leiter des Volkstheaters in den Bezirken, enttäuschte als regieführender Verseschmied

Die Musketiere waren, mit Musketen bewaffnet, seit dem 16. Jahrhundert nicht nur in Frankreich Teil der Infanterie. Aber man denkt unweigerlich an den Roman von Alexandre Dumas, auch wenn der Titel „Die drei Musketiere“ irreführend ist. Denn im Zentrum steht die Geschichte von d’Artagnan – als weiterer „Musketier der Garde“ des Königs. Das Buch basiert ja auf „Les Mémoires de d’Artagnan“ aus 1700.

Irreführend ist auch der Titel „Musketiere“ für eine Uraufführung des Volkstheaters in den Bezirken. Denn es handelt sich dabei nicht um eine spannende Abenteuergeschichte: Athos, Porthos und Aramis berichten zumeist frontal zum Publikum über ihre Ängste und Sorgen in der Gegenwart – vor einem Prospekt mit der Gloriette.

 

Der Autor versuchte sich bei dem „Bühnengedicht“ als Verseschmied. Mit bescheidenem Erfolg. Aber er hatte großes Glück: Er ist der Chef des Volkstheaters in den Bezirken. Als solcher konnte er sich selbst als Regisseur verpflichten. Und sein Dramaturg jubelte, dass Calle Fuhr „einen humorvollen, tiefsinnigen, leichtfüßigen Theaterabend geschrieben“ hätte.

Die echten Musketiere hätten diese göttliche Machtkumulation nicht hingenommen. Luka Vlatkovic, Runa Schymanski, Rebekka Biener und Martin Peñaloza Cecconi aber mussten sich fügen: In affigen Kostümen (von Friederike Wörner) riefen sie in diesem Polit-Protest-Musical zur Solidarität auf. Eine Heuchelei.

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