Der Prinz von St. Pölten: Warum Will Smith beim Frequency auftritt

Das hätte man wohl auch nicht auf der Bingo-Karte für 2025 gehabt: Will Smith ist einer der Hauptacts beim am Mittwoch beginnenden Frequency Festival in St. Pölten.
Ja, der Will Smith, der mit „Independence Day“, „I Am Legend“, „Men in Black“, „I, Robot“ in einigen der größeren Hollywoodfilme die Hauptrolle spielte – und als „Prinz von Bel Air“ in der gleichnamigen Serie als Fernsehstar bekannt wurde.
Er war, wie Forbes festhielt, der größte Filmstar in der Ära nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 (was zwar ein eher eigentümlicher Bezugspunkt ist, aber nun ja).
Seine musikalische Karriere schien – trotz vier Grammys – demgegenüber über viele Jahrzehnte längst eher sekundär. Zwar sang er gern, mit dementsprechendem Chart-Erfolg, Songs zu den Kinohits („Men In Black“ hat man gleich im Ohr). Und er begann seine Karriere als Rapper: Noch bevor er zum TV-Prinzen wurde, hatte der gemeinsam mit DJ Jazzy Jeff einige Top-20-Hits.
Als Hauptberufsmusiker hatte man ihn aber schon lange nicht mehr abgespeichert.
Warum also dieses Comeback?
Live-Premiere
Dass er heuer nach 20 Jahren wieder ein neues Album herausgebracht hat und mit diesem – „Based On A True Story“ – auch auf ausführliche Europa-Tournee geht, ist natürlich kein Zufall. Es gab da ja diese Watsche.
Man erinnert sich: 2022 machte Chris Rock einen Witz über die Haare von Smiths Frau, Jada Pinkett Smith. Woraufhin Smith aufstand, zur Bühne ging, und Rock eine drüberzog. Live auf Sendung, bei der Oscarverleihung, ausgerechnet am selben Abend, als er den Oscar als Bester Schauspieler (für „King Richard“) gewann – eigentlich ein Zeichen, dass er künftig auch im Hochklasse-Hollywoodfilm ernst zu nehmen wäre.
Man kann sich denken, dass die Watsche Smiths Standing in Hollywood nicht eben verbessert hat. Zehn Jahre lang ist er von Veranstaltungen der Oscar-Academy ausgeschlossen. Sein Film „Emancipation“ kam 2022 nur in wenige Kinos – und dann gleich ins Streaming. Einst undenkbar für den Hitgaranten Smith.
Dass er an der Kinokassa doch noch zieht, bewies Smith mit „Bad Boys: Ride or Die“ 2024 – der Film nahm 405 Millionen Dollar ein.
Dennoch geriet die Filmkarriere des stark auf Image und Erfolg bedachten Smith durch die Watsche ordentlich ins Straucheln. In den vielen Analysen seither – die dem einen oder anderen Wortspiel mit Watsche nicht widerstehen konnten – wurde auch der Gedanke gewälzt, dass Smiths Karriere schon zuvor an einem kritischen Punkt angelangt war; auch private Eheprobleme kamen danach ans Licht.
Aber da war doch mein Image als der lustige, unbeschwerte Rapper, mag sich Smith da gedacht haben. Nun also tourt er als Musiker durch die Welt – und will jedenfalls neben den neuen Songs „alle Hits“ mitbringen, wie er auf Social Media verbreitete. Nach einer kurzen Nachdenkpause fallen einem dann gar nicht so wenige ein: „Wild Wild West“, „Men in Black“ eben, „Gettin’ Jiggy Wit It“, „Miami“ – die Songs hat man gleich wieder im Ohr.
Das neue Material aber ist weit ernster und hatte es schwer bei den Kritikern („niemand will das von Will Smith“, urteilte Vulture).
Bei den Konzerten der Tour in Deutschland zeigten sich die Fans laut Medienberichten aber durchaus angetan und tanzfreudig. Am Freitag nun tritt Will Smith in St. Pölten auf.
Von 13. bis 15. August werden beim Frequency in St. Pölten pro Tag über 40.000 Besucher erwartet. Serviert bekommen sie einen bunten wie schrägen Mix an Bands. Schaut man sich das Programm an, lassen sich folgende Schlüsse ziehen: Der heutige erste Festivaltag ist einer der besseren. Das liegt nicht nur an Money Boy, sondern auch beiden US-Popstars Chappell Roan und Post Malone.
An den restlichen Tagen kann man sich verstärkt am Campingplatz aufhalten – man wird nicht viel versäumen. Außer man steht auf weichgespülten Schmusepop von Shawn Mendes, „Happy Hardcore“ von Scooter, „harten“ Mainstream-Rap von Central Cee, Rapper, die entweder Testosteron-Blödheiten von sich geben (u. a. Bonez MC) oder mit Beauty-Tipps weltberühmt auf Tiktok sind (u. a. Nina Chuba).
Jüngere Festivalgäste werden sich beim Blick auf das Line-up wohl die Frage stellen: Was macht Will Smith (siehe oben) auf einem Musikfestival? Spielt er live „Bad Boys“ nach? Nein, er rappt. Echt? Na arg. Smith ist nicht der einzige Schauspieler im Programm: Die britische Darstellerin Suki Waterhouse darf am Mittwoch singen. Das ist durchaus ansprechend. Wer auf härtere Gitarren steht, muss mit Papa Roach auskommen.
Marco Weise
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