Soundtrack zur Oscar-Watsche: Will Smith macht wieder Musik

Soundtrack zur Oscar-Watsche: Will Smith macht wieder Musik
Dank Karrieretief in Hollywood gibt Smith nun wieder den Rapper - und kommt damit nach Österreich.

Jeder kennt das: Man ist permanent unter Druck, der Stress staut sich auf und entlädt sich irgendwann in einem Wutausbruch an unpassender Stelle. Bei Will Smith war die Stelle nicht nur unpassend, sondern ruinös. Bei der Oscar-Gala 2022 ohrfeigte er Moderator Chris Rock nachdem der einen geschmacklosen Witz über Smiths Frau Jada gemacht hatte.

Der „Bad Boys“-Star hat sich zwar dafür entschuldigt, seiner Hollywood-Karriere hat der Ausraster aber massiv geschadet. Das legt natürlich den Verdacht nahe, dass sich der 56-Jährige mit dem Album „Based On A True Story" nur deshalb wieder auf seine Anfänge als Rapper im Duo DJ Jazzy Jeff & The Fresh Prince konzentriert, weil er die Karriere reparieren will. Schon alleine, weil er 20 Jahre lang kein Album veröffentlicht hat, das aber – wenn er wirklich gewollt hätte – aufgrund seines finanziellen Vermögens und seines Starruhms jederzeit hätte tun können. 

In fast allen der 14 Titel von „Based On A True Story“ geht er auf den Oscar-Vorfall, den Gewissenskampf und den Prozess des In-sich-Gehens ein, den er danach durchmachte. Das geschieht manchmal humorvoll selbstkritisch, wie zum Beispiel im Opener „Int. Barbershop – Day“ (aufgenommen mit DJ Jazzy Jeff). 

Smith stellt darin eine Konversation im Barbershop nach, bei der sich Leute darüber streiten, ob man Smith die Oscar-Watschn verziehen soll. Er beginnt das mit „Wer zum Teufel glaubt Will Smith, ist er eigentlich?“, lässt einen Gegner später feststellen: „Der ist doch nur mehr aufgrund seiner Kinder relevant“. 

Oft wird Smith in den folgenden Raps aber introspektiv. Zum Beispiel wenn er in „Beautiful Scars“ beschreibt, wie er durch die Hölle gegangen ist, das aber auch als etwas Positives hat, weil er dadurch als Mensch gewachsen ist. 

Ehrlicher und musikalisch kraftvoller wirkt „Tantrum“, in dem sich Smith fragt, warum sein inneres Kind immer wieder Tobsuchtsanfälle produziert. 

Wie ein salbungsvoller, abgehobener Prediger dagegen kommt er in „Rave In The Wasteland“ rüber, bei dem er noch dazu Mühe hat, mit dem Turbotempo des Beats mitzuhalten. Und noch selbstverliebter und überheblicher klingen die „The Reverend“-Interludes und „Work Of Art“, das er mit Sohn Jaden aufgenommen hat.

Musikalisch bietet das Album vieles, was spannend sein könnte: Geigen hier, Soul-Sounds dort, Gospel-Passgen, Dream-Pop und spanischer Folk anderswo. Aber all das wirkt ziellos eingesetzt, fügt sich nicht zu einem Ganzen, das die in den Raps beschriebenen Gefühle illustriert oder verstärkt, und so eine nachhaltige Wirkung im Hörer erzeugt. Man könnte Smith zu Gute halten, dass er möglicherweise jetzt wieder rappt, weil er etwas zu sagen hat, was ihm auf der Seele brennt. Dieses Feuer ist vielleicht in manchen Texten spürbar, nicht aber in der Musik. 

Will Smith tritt am 15. August im Rahmen des Frequency Festivals im Green Park von St. Pölten auf.

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