Mr. Spock: "Die Ohren sind etwas mühselig"

Was wurde aus den weiteren Star Trek-Stars? Jahrzehntelang waren Captain Kirk und Mr. Spock die Helden des Nachmittagsfernsehens. Was im deutschsprachigen Raum "Raumschiff Enterprise" hieß, wurde nach und nach durch die Kinofilme unter dem Originaltitel "Star Trek" bekannt. Mittlerweile gibt es neue Gesichter auf der Kommandobrücke. Aber was wurde aus den Helden von einst?
Zachary Quinto legt in "Star Trek: Into Darkness"zum zweiten Mal als Spock seine Spitzohren an. Aber was wurde aus den alten Helden?

Zachary Quinto – seit 2009 auch Mr. Spock – hat in Hollywood für reichlich Wirbel gesorgt: Mit seinem Outing im Oktober 2011. Doch er erhielt für seinen Mut auch viel Anerkennung, weil in Hollywood das Bekenntnis, schwul zu sein, nach wie vor als Karrierekiller gilt.

Mr. Spock: "Die Ohren sind etwas mühselig"
Film: Star Trek
Seine Schauspiel-Laufbahn begann der 35-jährige Quinto mit Serien wie „ CSI“, „ Six Feet Under“, „Heroes“ und „24“. 2009 übernahm er die Rolle des jungen Mr. Spock in „Star Trek“. Nach „Der große Crash“ und „Der perfekte Ex“ kehrt er nun in „Star Trek Into Darkness“ (ab Donnerstag im Kino) als spitzohriger Vulkanier auf die Brücke des Raumschiffs Enterprise zurück.

KURIER: Mister Quinto, haben Sie sich Ratschläge in Sachen Logik und Spitzohren bei Ihrem Vorgänger Leonard Nimoy, dem Mr.-Spock-Original, geholt?

Zachary Quinto: Mit Leonard verbindet mich seit dem ersten Film eine wunderbare Freundschaft. Er hatte damals bei der Besetzung des neuen Spock ein Wort mitzureden. Am Tag, als ich den Zuschlag für die Rolle bekam, lud er mich zu einer Party in seinem Hause ein. Seither verstehen wir uns blendend.

Was ist an Nimoy Ihrer Meinung nach so besonders?
Für mich ist Leonard fast wie eine Vaterfigur. Ich bewundere, wie er seine Karriere bewerkstelligt hat und dabei ständig auf der Suche nach neuem Wissen war. Wenn mein Leben einmal nur halb so erfüllt sein würde wie das Seine, dann wäre ich mehr als glücklich.

Immerhin hat Nimoy seine Biografie „Ich bin nicht Spock“ betitelt. Haben Sie Angst, gleichfalls auf das Image des Vulkaniers festgelegt zu werden?
Davor habe ich überhaupt keine Angst. Die Zeiten sind anders als vor 45 Jahren. Damals hatte jede „Star Trek“-Folge über 25 Millionen Zuschauer im US-Fernsehen, das wäre heute nicht vorstellbar. Science-Fiction ist längst nichts mehr Besonderes, sondern gehört zum Kinoalltag. Zudem haben Medien-Phänomene inzwischen eine so kurze Halbwertszeit, dass es gar nicht mehr denkbar ist, das Image eines Schauspielers auf eine einzige Rolle zu reduzieren.

Von Nimoy weiß man, dass er die Ohren nicht besonders mochte. Wie lange sitzt man dafür in der Maske?
Die Ohren sind tatsächlich eine etwas mühselige Angelegenheit, die gut zwei bis drei Stunden dauert. Noch viel unangenehmer für mich ist allerdings das ständige Zupfen der Augenbrauen. Dennoch ist diese Verwandlung ein wichtiger Prozess, weil man dadurch viel überzeugender in diese Rolle schlüpfen kann. Wenn ich aus der Maske komme, bin ich ein anderer Mensch.

Die Spock-Frisur scheint zurzeit ziemlich trendy, auch US-Präsident Obama trat unlängst in einer Fotomontage mit einem Pony auf …
Ich finde die Frisur eher seltsam als attraktiv. Während der Dreharbeiten habe ich jedenfalls sehr gerne Hüte getragen. Wobei Obama tatsächlich ein überzeugter Trekkie ist. Ich hatte schon zwei Mal die Gelegenheit, ihn zu treffen, und er erzählte mir, dass er ein großer Fan von „Star Trek“ sei.

Waren Sie selbst ein Trekkie?
Für „Star Trek“ bin ich zu jung, ich gehöre der „ Star Wars“-Generation an. Inzwischen habe ich natürlich die „Star Trek“-Filme alle nachgeholt und mag sie sehr. Es ist wirklich eine große Ehre, ein Teil von dieser grandiosen Vision des „Star Trek“-Autors Gene Roddenberry zu sein, der ein solch optimistisches Zukunftsbild der Menschheit zeichnete.

Mit Lieutenant Uhura wurde einst TV-Geschichte geschrieben, der erste Kuss zwischen einer Schwarzen und einem Weißen führte zum Skandal. Wäre es nicht an der Zeit, dass eine schwule Figur sich auf das Raumschiff Enterprise beamt?
Auf jeden Fall wäre die Zeit für eine schwule Figur auf der Enterprise reif. Es gab schon diesmal einen Handlungsstrang, der in diese Richtung lief. Letztlich ist das aus dramaturgischen Gründen wieder aus der endgültigen Version herausgefallen.

Was bedeutet es, dass die Kino-Ikone Spock von einem schwulen Schauspieler verkörpert wird?
Wenn ich als schwuler Schauspieler zum Helden in diesem gigantischen Actionfilm mit all seinen Kampfszenen werden kann, der zudem ein populärer Kassenknüller ist, dann ist es doch symptomatisch für die Fortschritte in unserer Gesellschaft. Ich bin dankbar, ein Teil dieser Entwicklung zu sein und dafür, dass ich davon profitieren kann. In Hollywood mussten Schauspieler vor meiner Zeit noch bis in die 90er-Jahre ihre sexuelle Orientierung verstecken. Nicht zeigen zu können, wer man eigentlich wirklich ist, muss ein quälender Zustand sein. Ich bin sehr froh, dass ich diese Zwänge nicht selbst erleben muss.

Als Vulkanier kann Spock nicht lügen. Wie halten Sie es mit der Wahrheit?
Ich versuche, so ehrlich wie möglich durchs Leben zu gehen. Wahrheit ist ein großer Wert für mich. Aber wir sind alle nur Menschen …

Ist mit Spock Ihre Altersversorgung gesichert?
Ich bin ja nicht nur Spock! (lacht) Ich habe eine eigene Produktionsfirma, mit der ich Filme mache, die sogar für den Oscar nominiert wurden („Der große Crash“, Anm.). Ich spiele nach wie vor Theater. Meine Karriere ist bewusst vielfältig angelegt, weil dadurch ein Maximum an Kreativität zu erreichen ist.

Interview: Dieter Osswald

Kurier.tv: Als Sherlock Holmes in der TV-Serie „ Sherlock“ sind Sie körperlich ja eher schwach auf der Brust, aber genial im Kopf. Um im neuen Kinofilm „Star Trek: Into Darkness“ den Bösewicht zu spielen, mussten Sie da einiges an Muskelmasse zulegen?

Cumberbatch: Ich habe täglich mindestens 4000 Kalorien zu mir genommen und zwei Stunden lang im Kraftraum an meinen unterentwickelten Muskeln trainiert. Meine alten Hemden mit der Oberweitengröße 38 passen mir nicht mehr, ich brauche jetzt Größe 42. Ich habe noch nie so hart körperlich arbeiten müssen für eine Rolle. Diese ganzen Kampfszenen, das Herumfliegen an Stahlseilen durch die Studiohallen – das war völliges Neuland für mich. Aber bei aller Anstrengung auch absolut spannend.

Sie sind in „Star Trek“ so etwas wie ein Terrorist im All?
Ja, so ungefähr. Ein richtig fieser Typ. Ich spiele John Harrison, der früher Mitglied der Sternenflotte war, sich dann aber gegen die Organisation gewandt hat und diese nun mit all seinem Wissen bekämpft. Harrison ist ein Manipulator, der gut darin ist, Leute gegeneinander auszuspielen. Ich mache Captain Kirk und auch den Bewohnern der Erde das Leben ziemlich schwer (lacht).

Wieso werden Sie so gerne als Bösewicht engagiert?
Ich habe einfach eine fiese Visage (lacht). Ganz so schlimm ist es ja nicht, erst kürzlich spielte ich im Film „August: Osage County“ einen verschrobenen Typen, der aber kein Bösewicht ist. Und „Sherlock“ ist ja auch eher eine Art Anti-Held. Aber ehrlich gesagt: Ich nehme es, wie es kommt. Ich spiele jeden Typen, der irgendwie komplex ist.

Sind Sie mit „Star Trek“ aufgewachsen?
Ich habe ein paar Folgen der Original-Serie gesehen, aber ich war nicht so vernarrt in „Star Trek“ wie viele meiner Freunde. Ich bin überhaupt niemand, der sich zu intensiv für etwas begeistert – ich habe noch nicht einmal einen Lieblings-Fußballverein. Vielleicht liegt es daran, dass ich ein Einzelkind bin. Keine Ahnung. Ich habe mir als Kind eher Serien wie „A-Team“ oder „Knight Rider“ mit David Hasselhoff angesehen. Oh, und später als Teenager schaute ich „Baywatch“. Wegen der Bikinis.

Mr. Spock: "Die Ohren sind etwas mühselig"
Benedict Cumberbatch geht als Sherlock auf Zeitreise.
Ihre Serie „ Sherlock“ ist äußerst erfolgreich und hat längst Kultstatus erreicht ...
Die Serie hat einen modernen Ansatz und katapultiert die klassischen Abenteuer von Sherlock und Watson in die Neuzeit. Das scheinen die Leute zu mögen. Wir haben eine dritte Staffel von „ Sherlock“ abgedreht und es wird auch noch eine vierte Staffel geben. Martin Freeman, mein John Watson, ist als Hobbit ja plötzlich ein Megastar und schwer beschäftigt. Ich würde gerne weitermachen, aber wir müssen sehen, ob wir das zeitlich hinbekommen. Ich bekomme nun auch sehr viel mehr Filmangebote, das ist natürlich spannend. Andererseits ist „ Sherlock“ eine tolle Serie, so etwas bekommt man auch nicht alle Tage auf den Tisch.

Stimmt es, dass Sie in Ihrer allerersten Theaterrolle die Kögin der Feen in „Ein Sommernachtstraum“ spielten?
Ja, da war ich 13. Ich war Titania, die Königin der Feen. Was man nicht alles tut, um Shakespeare zu spielen.

Und Sie haben Englisch gelehrt in einem indischen Kloster?
Ja, nach dem Schulabschluss habe ich ein Jahr Auszeit genommen und bin nach Darjeeling in Indien ins buddhistische Kloster gegangen. Ich finde, jeder junge Mensch sollte sich einmal einer Herausforderung irgendwo im Ausland stellen – welcher Art auch immer. Das war eine spannende und vor allem sehr lehrreiche Zeit, aber meine Liebe für die Schauspielerei hat mich schließlich wieder nach England geführt, wo ich zuerst in Manchester und später in London Schauspiel studierte.

Ihre Eltern sind beide Schauspieler. Wollten die das um jeden Preis verhindern?
Oh ja, sie wussten ja um die Schattenseiten dieses Berufes. Man weiß nie, wann man den nächsten Job bekommt. Es herrscht immer diese Ungewissheit, eine gewissen Form von Unstabilität im Leben. Das wollten sie mir als Eltern natürlich ersparen. Erst nachdem mein Vater mich in „Amadeus“ sah, sagte er hinterher zu mir: „Du bist viel besser als ich. Mach weiter, du wirst Erfolg haben.“ Dass er mir seinen Segen gab, das hat mich glatt zum Heulen gebracht.

In einem Ihrer nächsten Filme spielen Sie „ WikiLeaks“-Gründer Julian Assange.
Der Film heißt „The Fifth Estate“ und beschreibt die Gründungstage von WikiLeaks. Der deutsche Schauspieler Daniel Brühl spielt Daniel Domscheit-Berg, den Mitbegründer der Website und Freund von Assange. Die Jungs haben eine spannende Lebensgeschichte und für einigen Wirbel gesorgt mit den Enthüllungen auf ihrer Internetseite. Mit der blonden Mähne, die ich im Film trage, sehe ich übrigens ein bisschen aus wie Andy Warhol (lacht).

Interview: Andreas Renner, Los Angeles

Angefangen hat alles 1966 mit der TV-Serie „Star Trek“ („Raumschiff Enterprise“), basierend auf den All-Fantasien von Autor Gene Roddenberry. Die Abenteuer von Captain Kirk und seiner Crew waren anfangs alles andere als ein Zuschauermagnet. Nach 79 Folgen wurde die Serie eingestellt. Trotz der kurzen Laufzeit entwickelte sich eine solide Fanbasis und „Star Trek“ hat auch mehr als 40 Jahre später einen enormen Einfluss auf die Popkultur. Der Film „Star Trek“ (siehe oben) aus dem Jahr 2009 war der bisher erfolgreichste der elf Kinofilme, die seit 1979 erschienen sind. Mehr als 400 Millionen Dollar spielte der Streifen (Budget: 150 Mio.) unter der Regie von J. J. Abrams ein. Abrams zeichnet auch für „Star Trek: Into Darkness“ verantwortlich. Und bei „ Star Wars: Episode 7“ (2015) wird er ebenfalls Regie führen.

Chris Pine schlüpft wieder in die Rolle des Captain James T. Kirk, Zachary Quinto ist Commander Spock. Kirk und seine Crew geraten in die Fänge einer nicht kontrollierbar erscheinenden Macht, die nicht nur die „USS Enterprise“ sondern auch die Erde bedroht.

Die „ Star Wars“-Fans müssen sich noch eine Weile länger gedulden als die „Star Trek“-Fans: Während Spock und Kirk also schon nächste Woche in den Kinos die Welt retten (siehe Interview), soll der nächste Film der Jedi-Saga „ Star Wars“ dann 2015 in die Kinos kommen.

Gemeinsam haben sie nicht nur das „Star“ im Titel, sondern auch den Regisseur: J. J. Abrams, in Fan-Kreisen derzeit der große Regieheld, hat noch während der Arbeiten an „Star Trek Into Darkness“ auch für den mittlerweile siebenten Teil der Kultfilm-Serie „ Star Wars“ zugesagt. Das ist für viele Fans einer der beiden (durchaus rivalisierenden) Science-Fiction-Universen durchaus ein Tabubruch. Auch dass künftig Disney für „ Star Wars“ verantwortlich ist, gefällt nicht allen. Disney hatte das Studio Lucasfilm – und damit die Rechte an „ Star Wars“ – für vier Milliarden Dollar gekauft und plant drei Filme.

Aber Star-Wars-Fans haben anderen Grund zur Freude. Hollywoods Gerüchteküche ist heftig am Brodeln – denn für „ Star Wars“ Teil sieben sollen viele der alten Stars der ersten drei Filme zurückkehren. Harrison Ford (Han Solo), Mark Hamill (Luke Skywalker) und Carrie Fisher (Prinzessin Leia) haben sich selbst genüsslich am Streuen dieser Gerüchte beteiligt. Fisher ließ – im Scherz – wissen, dass sie zur Vorbereitung viel Zucker esse.

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