Ja, es ist wichtig: Über die Liebe zum Detail

Michael Maar macht Literaturbetrachtung zum Bestseller. "Das violette Hündchen" erklärt, warum es sich lohnt, genau hinzuschauen.

Drei Blutstropfen im Schnee, die Parzival an das Gesicht seiner Gemahlin erinnern. Sind sie für die Handlung wichtig? Können sie überlesen werden? Und was ist mit dem violetten Hündchen, das in Leo Tolstois „Krieg und Frieden“ den Helden in der Zelle aufmuntert? Es hat, anders als der Hund in Vladimir Nabokovs „Lolita“, scheinbar keinerlei Funktion. Und doch wird sich der Leser an den Hund, der um sein Herrchen trauert, erinnern.

Der Germanist und Literaturkritiker Michael Maar hat es bereits in der Vergangenheit mit klugen Überlegungen zu Weltliteratur in die Bestsellerlisten geschafft. „Die Schlange im Wolfspelz“ erörterte Geheimnisse großer Literatur, wie etwa die Frage, was guter Stil damit tun hat. („Alles oder fast alles“).

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Michael Maar:
„Das violette Hündchen“   
Rowohlt.
592 Seiten.
35,95 Euro

In seinem neuen Buch „Das violette Hündchen“ geht er der Frage nach dem Detail nach. Woran erinnern wir uns? Ist der Plot wirklich das wichtigste in einem Roman? Was unterscheidet Plot und Handlung? Maar verhandelt Fragen wie diese vergnüglich und gut lesbar auch für Nicht-Literaturwissenschafter. Man kann, muss es aber nicht in einem durchlesen. Es ist voller Anekdoten, man erfährt, warum Mark Twain Jane Austen hasste, an wem sich Franz Kafka ein Beispiel nahm und was Blut und Tinte verbindet.