Meisterklasse mit Franz Welser-Möst: Schubert, zum Leuchten gebracht
Dirigent Franz Welser-Möst und Pianist Lukas Sternath im Konzerthaus.
Wie oft kommt es vor, dass man belehrt, bereichert und beseelt eine Meisterklasse verlässt? Der Dirigent Franz Welser-Möst, der derzeit an der Staatsoper „Fidelio“ probt, ließ all das mit dem 24-jährigen Wiener Pianisten Lukas Sternath in seiner Reihe „Faszination Musik“ im Konzerthaus erleben.
Kosmos Schubert
Gegenstand dieser außergewöhnlichen Lehrstunde war Franz Schuberts Sonate in A-Dur, D 959, die vorletzte, die der Komponist wenige Monate vor seinem Tod beendet hat. Am Pult öffnet Welser-Möst immer wieder neue Türen zum Kosmos Schubert. Der Pianist demonstrierte seine besondere Beziehung zu Schubert bereits bei einem Soloabend im Musikverein.
Mit der freundlichen Aufforderung „Legen Sie los“ führt Welser-Möst Pianisten und Publikum ohne Umschweife in die Materie.
Energetisch hebt Sternath das Allegro an, lässt die Finger virtuos, selbstsicher fast frohsinnig über die Tasten tanzen, betont ausdrücklich die Basslinie und setzt auf eine gewisse Rasanz.
Der Maestro lobt, wie der Pianist das Gesangliche ausspielt. So faszinierend wie dieser Dirigent am Pult agiert, so erschließt er den Kosmos dieses Komponisten auch für jene, die nicht vom Fach sind. Etwa, wenn er von Schuberts böhmischer Großmutter erzählt, die dem Kind Lieder aus ihrer Heimat vorgesungen hat, die oft melancholisch waren. So kam die Melancholie in Schuberts Werk.
Stundenlang könnte man ihm zuhören, wie er von Akzenten in der Musik spricht, von 32stel-Pausen, von bewussten Ungenauigkeiten, die eine Vielschichtigkeit generieren und von der „Katastrophen“-Tonart fis-Moll.
Letzte Tupfen
Seine präzisen Anmerkungen zu Sternaths Spiel wirken so, als würde ein Maler nur noch geringe Farbtupfer anbringen und schon leuchtet das Gemälde in den richtigen Farben. Zwischendurch merkt er an, er sei durch seine Arbeit mit den Wiener Philharmonikern Luxus gewöhnt, und mit jemandem wie Lukas Sternath zu arbeiten, sei ein Privileg.
Dem kann man nur zustimmen. Wenn Sternath dann das Andantino anhebt, wird es ganz still im Saal. Das Klavier beginnt zu singen. Plötzlich spürt man den Schmerz in dieser Musik. „Da kommen sogar mir die Tränen“, merkt Dirigent Welser-Möst an.
Am Ende stimmt man ihm zu, wenn er zum Intendanten Matthias Naske im Saal sagt, „jetzt wünsch ich mir nur noch einen Schubert-Abend von Lukas Sternath“.
Die Ovationen geben ihm Recht.
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