„Sie schon wieder“, sagt der argwöhnische Oberkellner im Café Sacher. Karl (Max Hubacher) schlängelt sich jeden Tag an der Warteschlange vorbei, um spätestens um 15 Uhr im Wiener Traditionshotel zu sitzen. Er hofft, jedes Mal aufs Neue, dort eventuell seine Angebetete zu treffen.
Der Hintergrund: Karl hatte mit Nini (Michaela Saba) ein paar Stunden in Berlin verbracht, dann stieg sie in den Bus zurück nach Wien. Ihre Nummer hat er bekommen, aber dummerweise nicht gespeichert. Immerhin weiß er, dass Nini an jedem Geburtstag ihr Tortenritual im Sacher pflegt. Daher beschließt Karl, ein junger Quizshow-Redakteur, ins Remote Office nach Wien zu übersiedeln – auf der Suche nach der Liebe.
Behilflich ist ihm dabei Miriam (Maeve Metelka), eine quirlige, verträumte Zuckerbäckerin im Bobo-Bezirk. Durch sie entdeckt er ein Wien, das nicht nur in Postkartenidylle verweilt. Pate dafür stand Richard Linklaters Wien-Hommage „Before Sunrise“. "Sachertorte" spielt an einigen Schauplätzen aus dem Liebesfilm von 1995 mit Ethan Hawke und Julie Delpy.
Die einigermaßen konstruiert wirkende Ausgangssituation mündet in eine erstaunlich herzerwärmende Love Story - mit Hubacher und Metelka als erfrischendes, gegensätzliches Duo.
Bezaubernd ist die Sacher-Belegschaft: Ruth Bauer-Kvam als guter Geist im Hintergrund, Karl Fischer als grantelnder Oberkellner, Krista Stadler als Sacher-Bewohnerin von Welt. Manche dieser Rollen hätten vielleicht noch mehr ausgefeilt werden können.
Dazu gibt es einige prominent besetzte Kleinrollen. Cornelius Obonya als berlinernder Quizshow-Zampano, Detlev Buck als Bus-Steward, Maria Happel als Groschenroman lesende Dame am Ticketschalter. Samuel Koch (mit Ehefrau Sarah Koch) spielt den Bruder, der Karl aus der gemeinsamen Wohnung schmeißt.
Tine Rogoll erzählt das alles in ihrem Spielfilmregiedebüt mit internationalem Anspruch, fängt dabei aber auch den Wiener Charme (und Schmäh) durchaus ein.
INFO: "Sachertorte" ist ab 18.11. auf Prime Video abrufbar
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