Tor in Unterföhring: Einblick in die Sky-Fußballberichterstattung

Was der Zuseher normalerweise nicht zu Gesicht bekommt:  Hinter der Kamera herrscht reger Betrieb.
Der Sender produziert die Berichterstattung zur Champions League nicht in Wien, sondern am Stadtrand von München. Der KURIER besuchte das Studio, von dem aus gesendet wird.

„Tooooor in Manchester!“ Gerfried Prölls Torjubel ist so berühmt wie berüchtigt. Der Burgenländer kommentiert seit 20 Jahren für den Bezahlsender Sky Fußballspiele. Er war natürlich auch dabei, als man am 29. Jänner, am finalen Spieltag der Champions-League-Gruppenphase, 17 Spiele (die 18. Partie zwischen Sturm Graz und Leipzig war auf Canal+ zu sehen) gleichzeitig verfolgen konnte – und zwar via Konferenz. In dieser sah man durchschnittlich alle eineinhalb Minuten ein Tor.

Für Pröll, der an diesem bewegten Abend eines der wichtigsten Spiele der Runde, nämlich die entscheidende Partie für Manchester City (gegen FC Brügge), kommentieren durfte, ist eine Konferenz im Gegensatz zu einem Einzelspiel immer mehr Unterhaltung als Information.

Tor in Unterföhring: Einblick in die Sky-Fußballberichterstattung

Eine Stimme, die man kennt: Gerfried Pröll kommentiert  seit 20 Jahren für Sky Fußball.

Tor in Unterföhring: Einblick in die Sky-Fußballberichterstattung

Einblick in das Studio, wo die Kommentatoren neben den Bildeditoren (Cuttern) sitzen.

Parallelschaltung

Ein Nachteil dabei ist, dass man von den Begegnungen, bei denen wenig passiert, kaum etwas zu sehen bekommt. Die Kommentatoren dieser Spiele bekommen dann auch kaum Einsatzminuten. „Mit diesen Kollegen hat man natürlich Mitleid“, sagt Pröll, „aber den einen oder anderen blöden Spruch müssen sie schon aushalten.“ Wer spaßbefreit ist, ist hier falsch.

Ein guter Fußballkommentator muss, abgesehen vom Fachwissen, auf jeden Fall begeisterungsfähig sein, eine angenehme Sprechstimme und Humor mitbringen. Die Interaktion mit den Kollegen ist dabei essenziell – vor allem bei einer Konferenz an einem Sonntagnachmittag, wenn um 14.30 Uhr Altach gegen Hartberg und Blau-Weiß Linz gegen Austria Klagenfurt spielen. Da gilt es, die Zuseher bei Laune zu halten.

In der Champions League, wo die besten Fußballer Europas kicken, geht das mit dem Unterhalten natürlich leichter. Vor allem dann, wenn, wie am Mittwoch vor zwei Wochen, 36 Teams gleichzeitig auflaufen. Bei diesem Showdown haben sich dann die acht besten Vereine in der Tabelle direkt für das Achtelfinale qualifiziert. Die schlechtesten zwölf der Gruppenphase, darunter auch RB Salzburg und Sturm Graz, sind ausgeschieden. Der Rest (das sind 16 Klubs) kickt sich diese und nächste Woche die letzten acht Plätze fürs Achtelfinale aus.

So eine Konferenz mit 17 Spielen gleichzeitig ist nicht nur nervenaufreibend, sondern auch eine technische und logistische Herausforderung. Im von Sky Austria angemieteten Studio in Wien-Auhof, wo die österreichische Bundesliga abgewickelt wird, wäre eine Konferenzschaltung mit so vielen Spielen technisch gar nicht möglich. Deshalb passiert das alles in München. Genauer gesagt im Sky Sport Sendezentrum in Unterföhring – in einem ehemaligen ZDF-Gebäude. Dort gibt es den nötigen Platz, denn an diesem Champions-League-Tag vergangenen Mittwoch waren in Summe 120 Menschen (davon 22 Kommentatoren und eine Kommentatorin) im Einsatz. Um das alles bewerkstelligen zu können, musste man auf Personal aus Deutschland zurückgreifen.

Das größte Studio (Studio A) in Unterföhring hat 600 Quadratmeter und spielt alle technischen Stückerln: Es gibt einen LED-Boden und zahlreiche haushohe LED-Wände, in denen Grafiken, Tabellen, Aufstellungen usw. gezeigt werden können. Dreh- und Angelpunkt ist der sechseckige Tisch, von wo aus die Moderatoren mit den Experten durch den Abend führen. Vor zwei Wochen waren das Constanze Weiss und die ehemaligen Fußballprofis Didi Hamann, Andreas Herzog und Marko Stanković. Letzterer musste sich kurz vor der Halbzeit mit der Technik herumärgern, weil sich das Analyse-Programm aufgehängt hatte. Nichts ging mehr. Und so konnte er seine Erkenntnisse aus der ersten Spielhälfte nicht präsentieren. Das löste kurzfristig etwas Hektik im Studio aus. Zu Hause vor dem Fernseher hat man davon aber nichts mitbekommen.

Welchen Experten die Sky-Moderatorin Constanze Weiss am liebsten an ihrer Seite hat, beantwortet sie im Gespräch diplomatisch mit einem Lächeln: „Jeder ist speziell auf seine Art und Weise.“

Und Gerfried Pröll? Der meldet sich morgen, Mittwoch, übrigens live aus dem Stade Louis II in Monaco – er kommentiert das Spiel der Monegassen gegen Benfica Lissabon (siehe Spieltermine unten).

Dienstag (11. Februar)
18 Uhr: Stade Brest – Paris Saint-Germain (Sky Sport Austria 1) 
20 Uhr: Manchester City – Real Madrid mit  Vorberichterstattung  (Sky Sport Austria 2)
21 Uhr: Sporting Lissabon – Borussia Dortmund  (Sky Sport Austria 3)
Juventus Turin – PSV Eindhoven (Sky Sport Austria 4)
Die Konferenz  läuft  auf Sky Sport Austria 1

Mittwoch (12. Februar)
18 Uhr: FC Brügge – Atalanta Bergamo (Sky Sport Austria 1)
20 Uhr: AS Monaco – Benfica Lissabon  (mit Vorberichten auf Sky Sport Austria 2)
21 Uhr: Feyenoord Rotterdam – AC Milan (Sky Sport Austria 3) Konferenz auf Sky Sport Austria 1

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