"The Diplomat" auf Netflix: Wer Macht liebt, sollte sie nicht haben

Eine Frau winkt aus einer Kutsche, in der auch ein Mann sitzt.
Unterhaltsamer Polit-Thriller mit Keri Russell als Botschafterin.

In der gefeierten Serie „The Americans“ hatte Keri Russell sechs Staffeln lang an der Seite von Ehemann Matthew Rhys mit geopolitischen Verstrickungen und Geheimaktionen zu tun. Nun geht es für sie aufs glatte Parkett – in „The Diplomat“ (deutscher Titel: „Diplomatische Beziehungen“), einer temporeichen Hochglanz-Dramaserie auf Netflix.

Russell spielt die geradlinige Botschafterin Kate Wyler, die sich auf ihren Einsatz in Afghanistan vorbereitet, als sie kurzfristig woandershin beordert wird: nach London. Und das ausgerechnet, nachdem ein britisches Militärschiff im Nahen Osten angegriffen wurde. Die USA und Großbritannien verdächtigen den Iran, die Spannungen sind hoch.

Kate muss in der Folge die unbedachten Äußerungen von verhaltensauffälligen Politikern (u. a. Rory Kinnear) ausbügeln, die in aller Öffentlichkeit mit einem „Höllenfeuer“ als Vergeltungsschlag drohen. In Schwierigkeiten bringt sie auch ihr Ehemann Hal (Rufus Sewell), selbst hochrangiger Diplomat, der sich gerne im Scheinwerferlicht sonnt – und wo er kann, mitzumischen versucht. Dabei weiß er selbst: „Niemand, der Macht liebt, sollte sie je haben.“

Spannender als die politischen Verschwörungen und Wendungen (bei denen man schnell den Überblick verlieren kann) sind jedoch die diplomatischen Rituale und Tänzchen, die zu Kates Job gehören.

Händeschütteln

„The Diplomat“ verfügt auch über einen guten Witz in diesen Belangen. Kurz vor einem Treffen mit dem US-Präsidenten gibt Kates rechte Hand Stuart Heyford (Ato Essandoh) noch ein mehr oder weniger hilfreiches Briefing: „Der Präsident wird erst Hal und dann Sie begrüßen. Es sei denn, er macht es andersherum.“

Wem zuerst die Hand geschüttelt wird, ist tatsächlich nicht unwesentlich. Im Kern der Geschichte stehen auch die Machtkämpfe von Kate und Hal – sowie ihre nicht mehr funktionierende Ehe. An der halten sie jedoch ob einer attraktiven Karrieremöglichkeit fest.

Kreiert wurde „The Diplomat“ von Debora Cahn, die zuvor an „Homeland“, „The West Wing“ und „Grey’s Anatomy“ arbeitete. So bewegt sich die neue Serie auch zwischen Polit-Thriller, Beziehungsdrama und Comedy. Die Mischung mag nicht immer vollständig ausgegoren sein, ist jedoch äußerst unterhaltsam und Bingewatching-tauglich.

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