Stiftungsratschef Steger über Armin Wolfs "Stürmer"-Vergleich: "Pervers"

Stiftungsratsvorsitzender Norbert Steger mit ORF-Chef Alexander Wrabetz.
Der blaue Stiftungsratschef kritisiert den ORF-Interviewer hart, droht aber explizit mit keinen Konsequenzen.

Das "ZiB2"-Interview mit Harald Vilimsky ließ am Dienstagabend politisch die Wogen hochgehen. Darin hatte Moderator Armin Wolf unter anderem ein Sujet der NS-Hetzpostille "Stürmer" eingeblendet und nach Parallelen zu einem Sujet des RFJ Steiermark gefragt. Vilimsky hatte ihm daraufhin auf Sendung "Folgen" angedroht.

Wolf solle sich um SPÖ kümmern

Wie sieht das nun der Freiheitliche Stiftungsratsvorsitzende Norbert Steger? "Für mich hat ein Interview keine Folgen", sagte Steger, als ihn der KURIER erreichte. Kritisch sieht er das kontroversielle Gespräch aber durchaus. Er attestiert dem Journalisten eine politische Schlagseite: "Herr Wolf hat gestern gezeigt, dass er sich doch um die Sozialistische Partei kümmern, sie nach oben bringen und für sie kandidieren soll." Den "Stürmer"-Vergleich findet er empörend, sagte er. "Mein Vater war im KZ, meine Großeltern sind da umgebracht worden. Ich halte das für pervers, dass man solche lauen Lüfterl immer mit Nazis vergleicht."

ROMY regte mehr auf

Im Übrigen könne man die Konsequenz nicht vergleichen: "Was war beim 'Stürmer' die Konsequenz? Man war mit dem Leben bedroht. Was droht Wolf? Dass ich sage, das ist nicht Journalismus, wie ich ihn mir vorstelle." Er wolle Wolf nicht zum Märtyrer machen. "Ich finde es viel ärger, wie der Herr Wolf sich bei der ROMY aufgeführt hat. Dass er dort den eigenen Generaldirektor attackiert. Das verstößt für mich gegen alle Prinzipien."

"Hitler ist für mich ein Deutscher"

Dass der "ZiB2"-Anchor mit Vilimsky nur über FPÖ-Skandale reden wollte, sieht Steger jedenfalls nicht ein. "Es hat doch irgendein Mehrwert bei dem Interview gefehlt." Das Rattengedicht aus Braunau kenne er nicht, frage sich aber, warum man Österreich im Ausland permanent wegen Kleinigkeiten thematisiere. "Nur weil es Braunau ist?" Der Geburtsort Hitlers könne kein Kriterium sein, findet Steger sinngemäß: "Hitler ist für mich ein Deutscher und Beethoven ist ein Österreicher. Bei uns hat der Hitler keine Karriere zusammengebracht."

"Trachtenpärchen"

Die Karikatur des RFJ sieht Steger so: "Diese Jugend hat dort ein Trachtenpärchen gezeichnet. Dann wollten sie den Gegensatz zum Fremden darstellen. 'Heimat' darf man offenbar nicht mehr aussprechen, weil das die Identitären ausgesprochen haben."

Wrabetz mit Rute im Fenster

Und die ORF-Reform? Die werde "nichts Radikales", verspricht Steger. Nicht ohne Alexander Wrabetz die Rute ins Fenster zu stellen: "Es wird einmal einen Vorschlag geben. Ob mit dem gleichen Generaldirektor – das wird man sehen."

 

Vilimsky in der ZiB2

Kritik von SPÖ-Stiftungsrat

Der rote Stiftungsrat Heinz Lederer will die Äußerungen nicht unkommentiert stehen lassen: "Angst und Aggression gegenüber Journalisten zu verbreiten ist weit über der Grenze üblich, aber keine europäische Courtoise." Man werde das Thema in Publikumsrat und Stiftungsrat bringen: "Da muss es ein klares Statement geben."

Beruhigend sei, "dass der Stiftungsratssvorsitzende klargestellt hat, dass es keine Konsequenzen für Wolf gibt", so Lederer. Allerdings solle Steger sich mit parteipolitischen Punzierungen zurückhalten: "Herr Wolf hat ein Wahlgeheimnis. Und wer das Interivew mit SPÖ-Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda verfolgt hat, weiß, dass er mit allen fair ins Gericht geht."

Was die Drohung einer Ablöse von Wrabetz angeht, betonte Lederer, die Geschäftsführung habe aufrechte Verträge. Diese seien auch zu erfüllen.

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