Vier Kapitel
Staffel 1 war fünf Jahre vor „Rogue One“ angesiedelt. Die zweite und finale Staffel umfasst 12 Folgen. Jeden Mittwoch wird nun ein neues von vier Kapiteln zu je drei Folgen auf Disney+ veröffentlicht (Finale am 14. Mai). Obwohl sich jedes Kapitel über ein Jahr erstreckt, stellt sich eine fesselnde Echtzeitatmosphäre ein. Tony Gilroy zum KURIER über den Schreibprozess: „Als uns die Idee kam, jeden Block als Jahr zu gestalten, war das ziemlich radikal. Mein erster Instinkt war, die erste und die letzte Szene jedes Blocks zu schreiben, um zu sehen, ob sie funktionieren. Der Prozess lief danach wie von selbst.“ Es sei für ihn „wirklich spannend“ gewesen, die Geschichte so zu erzählen. Er habe sich jeweils für drei aufeinanderfolgende Tage im Leben der Rebellen entschieden. „Ich wünschte, ich könnte sagen, ich hätte es mir brillant ausgedacht“, sagt Gilroy, „aber es war einfach ein Problem zu lösen: Wie können wir diese vier Jahre bewältigen?“
Zu Beginn kapert Cassian Andor (Diego Luna) einen TIE-Abfangjäger und kommt mit dem imperialen Fluggerät kaum zurecht. Die rebellenfreundliche Senatorin Mon Mothma (Genevieve O’Reilly) ist inzwischen auf einem anderen Planeten mit der Verheiratung ihrer Tochter beschäftigt. Indes kommen Rebellen auf einem agrarisch geprägten Planeten unter Druck.
Auch der Kunsthändler Luthen Rael ist auf der Hochzeitsfeier. Er wurde in Staffel 1 als undurchsichtiges Mastermind der Rebellion gezeichnet, der im Zweifel über Leichen geht. Die Rebellen scheinen für ihn nur Schachfiguren zu sein, was Cassian in Staffel 2 zur Aussage bringt: „Wir sind keine Droiden.“
Der schwedische Großschauspieler Stellan Skarsgård („Breaking The Waves“, „Fluch der Karibik 2“) spielt diese hochinteressante Figur und sagt zum KURIER zur humanistischen Problematik: „Es ist unmöglich zu beurteilen, welche Handlung zu weit geht, denn jede Revolution bringt auch Opfer mit sich. Luthen hat seine eigene Idee, wie diese Revolution verwirklicht werden soll. Aber wer wird sterben? Er würde jeden opfern, auch sich selbst, um sein Ziel zu erreichen. Vielleicht hätten sie es auch gar nicht mit einer Revolution versuchen sollen. Das sind schwierige moralische Fragen. Mit Kategorien wie richtig, falsch oder gar böse kommt man hier nicht weiter.“
Monolog
Man denkt bei diesen Sätzen an Luthens eindrucksvollen Monolog aus Staffel 1, als er dem Doppelagenten Lonni erklärte, welche Opfer er selbst bringen müsse: „Ich habe meinen Geist zu einem sonnenlosen Ort gemacht, ich teile meine Träume mit Geistern ...“
Skarsgård erzählt, dass er – nach einem Schlaganfall vor ein paar Jahren – textliche Hilfe via Knopf im Ohr erhalte, bei so einem Monolog gehe es aber darum, „auf die richtige Spur zu kommen und das Gleichgewicht zu halten. Nach ein paar Versuchen ist man dann plötzlich auf dem richtigen Weg. Aber ich hatte große Angst vor dem Monolog, weil er so gut geschrieben war. Ich wollte es nicht vermasseln.“
Hat er nicht. Und Gilroy, der ihn schrieb, verlegt einen Teil der Handlung nun auf den Planeten Ghorman – wo in der Ur-„Star Wars“-Story von einem Massaker die Rede ist, nach dem sich die Rebellenallianz gegen Imperator Palpatine formierte. „Es ist der entscheidende Moment, als Mon Mothma eine große Rede hält und den Senat verlässt“, sagt Gilroy. „Es war immer klar, dass ich das aufgreifen will.“
Von Revolutionen inspiriert
Die Handlung verdichtet sich nun dort, denn das das Imperium möchte ohne Rücksicht auf die wirtschaftliche Struktur der traditionellen Webereien andere Rohstoffe brutal ausbeuten – um Energieunabhängigkeit zu erreichen. Das klingt hochaktuell. Aber Gilroy dachte zeitloser: „Ich habe als Gelegenheitsleser eine Zeit lang viel über die Russische Revolution, die Französische Revolution oder die Haitianische Revolution gelesen. Als wir mit der Serie begannen, habe ich das vertieft und erkannt, dass es sich um eine konstante Geschichte handelt. 6.000 Jahre Menschheitsgeschichte bestehen aus nichts als Rebellion und Aufruhr, Momente des Friedens sind rar gesät. Das zu sehen war deprimierend und aufregend zugleich.“
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