Lili Epply: "Sehnsucht ist ein schöner Ort"

Es geht um nichts Geringeres als ein Leben nach dem Tod: Mit einem kurzen Telefonanruf soll sich die junge Linn von ihrer Mutter verabschieden, um Teil einer Sekte zu werden, die an Seelenwanderung glaubt. Doch die Journalistin (gespielt von Lili Epply) ist gar nicht hier, um Erleuchtung zu erfahren – sie verfolgt in der Sky-Serie „Souls“ ihre eigene Agenda.
„Ich empfand die Figuren in ihrem Kampf um Liebe radikal. Das war anziehend und herausfordernd“, so Epply zum KURIER über den Reiz der deutschen Produktion, die sich um die Themen Wiedergeburt und Seelenwanderung dreht.
Was ihre Figur Linn in „Souls“ erlebt, sei ein „Grenzgang“: „Sie stellt ihr eigenes Leben auf die Probe, um das ihrer Mutter zu retten. Dieser ständige Kampf um alles oder nichts war ein körperlicher Kraftaufwand. Vor allem über einen doch langen Drehzeitraum mit acht Folgen.“
Gedreht wurde in Berlin, wo Epply inzwischen lebt: Seit der Spielzeit 2021/’22 ist sie Teil des Berliner Ensembles. Eine Wohnung zu finden, war durchaus schwierig. „Dazu kommt die Konfrontation mit sich selbst, wenn man plötzlich in einer neuen Stadt, von neuen Menschen umgeben ist. Also alles in allem sehr viel und sehr plötzlich.“ Immer wieder habe sie mit dem Gedanken eines Ortswechsels gespielt. „Aber Wien schafft es leicht, einem das Wegziehen schwer zu machen.“ Als das Angebot vom Berliner Ensemble kam, habe sie trotzdem „keinen Moment gezögert“.
Jenseits der Sprache
Die 1995 in Wien geborene Epply startete ihre Karriere mit einer Ballettausbildung, wechselte dann aber zum Schauspiel und studierte am Salzburger Mozarteum. „Ich hatte schon, als ich klein war, den Wunsch, der Welt mit den unterschiedlichsten Sinnen zu begegnen. Oder auch Momente zu suchen, die jenseits der Sprache stattfinden. Dafür, dass ich das auf Bühnen oder auf einem Set machen darf, bin ich unendlich dankbar.“
Epply trat am Landestheater Niederösterreich, am Wiener Schauspielhaus genauso wie am Burgtheater auf. Die Zeit ohne festes Engagement habe sich „nach freiem Fall angefühlt“. Nun Teil eines Ensembles zu sein, „sich gemeinsam Herausforderungen zu stellen, in unterschiedlichen Figuren wieder zu begegnen und Stücke über einen längeren Zeitraum weiterzuentwickeln, genieße ich sehr“.
Im Berliner Ensemble ist Epply nicht die einzige Österreicherin, neben ihr sind da Ex-Buhlschaft Stefanie Reinsperger und Philine Schmölzer. „Wir überlegen immer noch, wann und wie wir unsere Austropop-Jamsession auf die Berliner-Ensemble-Bühne bringen.“
Parallel zu ihrer Arbeit am Theater stand Epply vor zahlreichen Film- und Fernsehkameras: Etwa für Katharina Mücksteins Jugenddrama „Talea“ oder den Psychothriller „Mein Fleisch und Blut“, sie war in der TV-Serie „Schnell ermittelt“ zu sehen und im TV-Drama „Südpol“.
Verantwortung

Was Geschichten über Frauen betrifft, so sei die Branche in Bewegung: „Aber da geht mehr. Geschichten zu erzählen ist ein Privileg. Damit einhergehend müssen wir die Verantwortung übernehmen, was und wie wir erzählen. Wir haben hier die Freiheit und somit die Möglichkeit, unterschiedlichen Stimmen eine Plattform zu geben und das müssen wir nutzen.“ So finde am Berliner Ensemble am 28. 11. eine Solidaritätsveranstaltung mit den Protestierenden im Iran statt.
Derzeit dreht Epply wieder eine Streaming-Serie. Worum es geht, dürfe sie nicht verraten, aber sie habe „einige Actionszenen“ vor sich. „Darauf freu ich mich.“ Dann steht schon die nächste Produktion am Theater und ein weiteres wichtiges Projekt an: Zu Weihnachten die Familie bekochen. Ob es Epply wieder nach Wien zieht? „Es zieht mich nie nicht nach Wien. Aber auch die Sehnsucht ist ein schöner Ort.“
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