Finale für „The Crown“: Im Gefängnis der öffentlichen Meinung

Vor dem ersten Kuss: Kate Middleton (Meg Bellamy) und Prinz William (Ed McVey) in der letzten Folge „Hope Street“
Am 14. Dezember veröffentlicht Netflix die fünf letzten Folgen von „The Crown“. Die sechste Staffel über die britischen Royals zeigt unter anderem das Erwachsenwerden von William und Harry – mit Höhen und Tiefen.

Der Auftritt Dianas als Geist in der ersten Tranche der letzten Staffel von „The Crown“ gefiel nicht allen. Dabei war es ein Kunstgriff, der symbolisierte, dass die „Prinzessin der Herzen“ die britische Monarchie nach ihrem Tod weiter beschäftigt hat. Als Queen Elizabeth II. (Imelda Staunton) letztlich ehrliche Trauer zeigte, war auch der „Geist“ verschwunden und Diana hatte vorerst Frieden gefunden.

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In der ersten Folge der zweiten Tranche sind die Nachwehen ihres tragischen Todes noch übermächtig. Man sieht William (in Aussehen und Gestik gespenstisch ähnlich: Ed McVey), der als „Prince Charming“ die Herzen des Landes höherschlagen lässt, aber mit seiner Popularität nichts anzufangen weiß. Zu groß ist die Trauer über den Verlust der Mutter. Prinz Charles (Dominic West) wird als Zielscheibe der Verbitterung ausgemacht. Wieder soll ein gemeinsamer (Ski-)Urlaub Abhilfe schaffen. Doch die Anwesenheit der verhassten Presse in Kanada macht alles nur schlimmer. Charles sagt einen zentralen Satz: „Wir sind im Gefängnis der öffentlichen Meinung.“

Finale für „The Crown“: Im Gefängnis der öffentlichen Meinung

Der ewige Zweite und der Thronfolger: Harry (Luther Ford) und William (Ed McVey)

Wenn es der Papa nicht richten kann, muss der Opa ran. Prinz Philip (Jonathan Pryce) versucht, die eigenen Fehler als Vater wieder gutzumachen. Die von ihm angebahnte Versöhnung zwischen William und Charles ist sehr behutsam, aber deshalb nicht weniger effektvoll inszeniert.

Finale für „The Crown“: Im Gefängnis der öffentlichen Meinung

Die Serie endet mit dem Goldenen (50.) Thronjubiläum 2002

Albträume

Folge 2 ist eine Premierminister-Folge. Die Queen wird von Albträumen geplagt, in denen der populäre Labour-Chef Tony Blair (Bertie Carvel) zum König gekrönt wird. Immerhin will sie sich bei dem Politstar Ezzes holen, wie die Monarchie modernisiert werden könnte. Die Reminiszenzen an die Kosovo-Krise, wo Blair die moralische Verpflichtung zum Einschreiten betont, sind wohl auch als Bezug zum Ukraine-Krieg zu sehen. Das ist ehrenwert, dennoch ist diese Folge eine der langweiligsten der gesamten Serie.

Folge 3 hat Ähnlichkeiten mit einer College-Soap. Das Studium Williams in St. Andrews wird thematisiert und somit auch das Kennenlernen von Kate Middleton (überzeugend: Meg Bellamy). Harry (blass: Luther Ford) wird als Katalysator skizziert, weil er William dazu anstachelt, das Studentenleben mehr zu genießen. In einem Dialog wird das Spannungsverhältnis zwischen Thronfolger und ewigem Zweiten wenig intensiv angedeutet.

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Kate Middleton (Meg Bellamy) gibt Prinz William, mit einem transparenten Auftritt bei einer Uni-Modenschau den Rest

Folge 4 widmet sich zärtlich der Beziehung zweier anderer Geschwister: Elizabeth und Margret. Es wird Margrets schleichender Tod gezeigt und ein Bogen ins Jahr 1945 gespannt – als die beiden ausgelassen das Ende des Zweiten Weltkriegs gefeiert haben sollen.

Versöhnlicher Schluss

In der finalen Folge wirkt noch einmal der Schatten Dianas nach. Die von Al-Fayed angezettelten Spekulationen über eine Verschwörung werden aber nicht weiter verfolgt und die Ermittlungsergebnisse zum Unfall von Paris nüchtern referiert. 

Überhaupt scheint "The Crown"-Schöpfer Peter Morgan am Ende vor allem auf Versöhnung zu setzen. Alle Hauptfiguren gehen gut aus der Serie hinaus. Elizabeth II., Prinz Philip, Prinz Charles, der davor nicht immer gut wegkam, Tampon-Affäre inklusive. Harrys in den Klatschspalten breitgetretenen Exzesse werden nur schüchtern angedeutet. Auch der echte Tony Blair, der an Behauptungen aus Staffel 5 Kritik übte, dürfte nun zufrieden sein. 

Man befindet sich eben auch als Chef-Drehbuchautor von „The Crown“ im Gefängnis der öffentlichen Meinung.

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