Zunächst zeigt „The Crown“ aber die Wochen davor, die zu der verhängnisvollen Fahrt geführt haben. Und wie gewohnt, werden verschiedene Themen miteinander geschickt montiert. Persönlichkeiten einander gegenübergestellt, Verbindungen aufgezeigt.
Während Charles - rund ein Jahr von Diana geschieden - in Highgrove Camillas 50. Geburtstag feiern möchte, weilt Diana (Elizabeth Debicki) in Saint Tropez - auf Einladung des Harrods-Eigentümers, Milliardär Mohammed Al-Fayed.
In England hofft Charles (Dominic West), dass seine Mutter sich endlich zu seiner angebeteten Camilla bekennt. Er bittet sie, zu kommen. Elizabeth (Imelda Staunton) lehnt unter dem Vorwand terminlicher Schwierigkeiten ab - es erscheint ihr noch nicht opportun, die Verbindung mit ihrer Anwesenheit zu adeln. In der Szene scheint sie sich auch mit mehr Verve der Gesundheit eines ihrer Corgys zu widmen. Einer der psychologischen Nadelstiche gegen Charles, die die Serie immer wieder setzt.
Während Charles in einem abgedunkelten Raum mit seiner Mutter sitzt, könnte der Kontrast dazu in Saint-Tropez nicht größer sein. Diana albert im gleißenden Sonnenlicht der Cote d’Azur mit ihren Söhnen beim Baden herum, die Paparazzi sind auf Schlauchbooten postiert und wollen mehr.
Schon bald sollen sie mehr bekommen, denn Dodi Al Fayed (Khalid Abdalla) reist - auf Druck seines Vaters - an, obwohl er mit dem US-Model Kelly Fisher verlobt ist und bald heiraten möchte.
Es entwickelt sich eine Art Prinzen- und Prinzessinendrama. Dodi wird als unglücklicher Prinz dargestellt, der seinen Vater endlich zufrieden stellen soll. Während Diana Ähnlichkeiten zu ihm entdeckt, weil sie ihren Vater auch nie zufrieden stellen habe können. In einer der vielen kunstvoll gestalteten Szenen spielt sie für ihn auf der Jacht Klavier. Die Szene schwingt zwischen Melancholie und Schönheit hin und her.
Krieg
Die Dynamik wird aber zunehmend von einer Art „Krieg“ an weit voneinander entfernten Schauplätzen bestimmt. Am Tag nach Camillas Geburtstagsfest ist Charles ziemlich „unamused“, weil die Bilder von Diana im Badeanzug Camilla in den Schatten stellen.
„Das ist ein Krieg“, sagt er zu seinen Beratern. Er wolle, dass sich endlich eine positive Berichterstattung über ihn und Camilla durchsetze.
Am Ende der erste Folge, die ein wahrer Leckerbissen für Fans von „The Crown“ ist, und alle Vorzüge der Serie ausspielt, kommt es am Ende des Ferienaufenthalts zu Gespräch zwischen Diana und Dodi. Er ist noch immer hin und hergerissen. Der Vater beobachtet all das genüsslich.
Mohamed Al-Fayed (Salim Daw) wird als geltungssüchtiger und schädlicher Antreiber der toxischen Dynamik gezeichnet. In Folge 2 wird er etwa beim Anheuern eines berüchtigten Paparazzo (Mario Brenna) gezeigt.
Zwei Fotos
Die Folge steht im Zeichen zweier Fotos. Da sind einmal jene Bilder, die Brenna auf der Pirsch in Südfrankreich erbeutete. Der erste Kuss zwischen Diana und Dodi auf einer Jacht. Die beiden ahnen nichts und fühlen sich unbeobachtet.
Das zweite Foto ist jenes, zu dem Charles’ Medienoffizier geraten hat. Der Thronfolger im Kilt, seine Söhne William und Harry beim Steinwürfen am Fluss, während sie den Sommer im schottischen Balmoral verbringen.
Auch hier wird erneut ein kluger Kontrast gesetzt. Ein biederer schottischer Hoffotograf namens Duncan Muir, lichtet brav die pastorale Szene ab. Es ist zwar keine Jagdszene wie beim Paparazzo am Meer, dennoch wird gezeigt, dass die Söhne eher widerwillig an dem Shooting teilnehmen. Davor machen sie sich noch über den Vater mit dem Hirtenstab lustig.
Ein absoluter Hingucker in Folge 2 ist ein Dialog zwischen Charles und Diana, als sie ihm die Buben übergibt. Dabei schließen die beiden eine Art Palastfrieden. Er zeigt sich „stolz“ über Dianas Engagement für Landminen-Opfer. Diana willigt ein, dass die beiden, wenn schon nicht „brillant verheiratet“, nun wenigstens „brillant voneinander geschieden“ sein wollen.
Während Diana in Bosnien durch ein gesichertes Minenfeld schreitet, schlagen in Großbritannien die teuer verkauften Kussfotos wie Bomben ein. Bei der Pressekonferenz interessieren sich Journalisten nur noch für ihre Verbindung mit Al-Fayed.
Erneut eine unheimlich geschickte Montage. Der Boden für das Unheil wird hier souverän bereitet. In Folge 3 kommt es zu den unheilvollen Szenen in Paris, Folge 4 zeigt die Reaktion des Königspalasts, die damals so viele als unangemessen betrachteten.
Die absolut letzten vier Episoden sind ab 14. Dezember verfügbar.
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