Jetzt geht es los mit neuem Online-Medium „Jetzt“

JETZT IST "JETZT": ONLINEMEDIUM STARTET ALS "SICHERER MEDIALER HAFEN": NOVAK
Projekt hat bei Start als "sicherer medialer Hafen" knapp 6.000 Mitglieder.

In Zeiten von Stellenabbau im Journalismus ist der Start eines neuen Mediums bemerkenswert. Das Onlinemedium Jetzt startet am 4. November um 00.01 Uhr in den Betrieb, um seine 5.878 Mitglieder (Stand Montagnachmittag) mit Nachrichten in Text- und Audioform zu versorgen. Die zunächst im Rahmen einer Kampagne – die verlängert werden musste – gesammelten 5.000 Mitglieder seien das „Fundament“, sagte Gründer Florian Novak bei einem Pressegespräch am Montag. Wie viel mehr nötig seien, um rentabel zu werden, verrät er nicht. Er kann sich neben den Mitgliedsbeiträgen (17,90 Euro/Monat) auf eine Förderung der Stadt Wien und (Klein-)Gesellschafter stützen.

Man wolle Orientierung bieten, ein „sicherer medialer Hafen“ sein, sagte Chefredakteurin Hatice Akyün. Ein Morgenüberblick ab 6.30 Uhr, ein Thema des Tages und längere Magazingeschichten werden geboten.

Schwerpunkte setzen

Als neues Info-Angebot wolle man die Mitglieder vor zu viel Information schützen, so die paradoxe Ansage. „Wir haben keine Chronistenpflicht. Wir setzen einen Schwerpunkt, konzentrieren uns auf das Relevante, kuratieren“, sagte Novak.

Das Medium hat sich im 4. Stock des Funkhauses in der Wiener Argentinierstraße eingenistet, von wo einst FM4 sendete. Noch wird gehämmert und hängt so manches Kabel herum, aber was in der Jetzt-App u. a. zum Start zu lesen ist, war dort bereits zu sehen: „Lohnt es sich, Kinder zu kriegen?“ 

Um 16 Uhr widmet sich die "B-Seite" dem Thema des Tages, das vormittags festgelegt wird, und wofür das Gespräch mit einem Experten oder einer Expertin gesucht wird, um hinter die Schlagzeile des Tages zu blicken.

"Keine Audio-Schablone"

Alle Beiträge werden vertont und für Social Media aufbereitet. Wichtig ist Novak dabei, dass "erzählt, nicht nur vorgelesen" werde. "Der Ton wird an die Geschichte angepasst", sagt Chefredakteurin Akyün. "Es gibt hier keine Audio-Schablone, durch die jeder durchgepresst wird. Wir wollen die Persönlichkeiten der Journalistinnen und Journalisten einfließen lassen", erklärt die in der Türkei geborene Deutsche. "Journalistische Haltung, aber Mut zum Persönlichen", umreißt Novak den Zugang. Man soll den "Menschen hinter dem Mikro kennenlernen".

Die Technik liefert der strategische Partner Zetland aus Dänemark. Dort werden bereits 54.000 Mitglieder gezählt, die eine 40-köpfige Redaktion finanzieren. Bei Jetzt besteht die Redaktion zum Start aus zwölf Personen. Sie müsse „wachsen, um den Workload zu stemmen“, stellte Novak klar.

Künstliche Intelligenz sei dabei jedenfalls kein Thema. „Die Chance für den Journalismus von morgen ist das Versprechen, dass man es mit Menschen zu tun hat“, sagte Novak.

Mitglieder können Artikel teilen

Eine "Teilen"-Funktion sei ein möglicher Hebel, um weitere Mitglieder zu gewinnen. "Wir wollen nicht ein elitäres Mitgliedermedium sein. Wir wollen möglichst viele erreichen", so Novak. Daher könne man als Mitglied jeden Artikel teilen. Am Ende findet sich aber eine "klare Einladung", Mitglied zu werden.

Der Medienmanager gründete nicht nur Jetzt, sondern auch die beiden Radiosender LoungeFM und Inforadio. Sie sollen ebenfalls ins Funkhaus einziehen.

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