"Hat etwas von Notschlachten": Der Sieg gegen Deutschland im ORF

International Friendly - Austria vs Germany
So manchem Kommentator ging beim Testspiel gegen den großen Rivalen das sprichwörtliche Häferl über.

 * Disclaimer: Das TV-Tagebuch ist eine streng subjektive Zusammenfassung des TV-Abends.*

Vielleicht war es die Euphorie, einmal wieder ein Länderspiel übertragen zu können, und dann auch noch gegen Deutschland. Vielleicht war es einfach nur die Euphorie, gegen Deutschland zu spielen.

Jedenfalls zeigte sich das ORF-Kommentatorenpersonal äußerst enthusiasmiert beim Übertragen des freundschaftlichen Länderspiels.

Roman Mählich kam diesmal seinem Analytiker-Gegenüber Herbert Prohaska abhanden und saß bei Thomas König in der Kommentatorenbox. Dafür gab die frühere ÖFB-Teamkapitänin Viktoria Schnaderbeck ihr Debüt als Analytikerin bei einem Länderspiel der Herren-Nationalmannschaft. Und das war der erfreulichste Teil der Berichterstatter-Performance.

In der Kommentatorenbox aber ging teilweise das sprichwörtliche Häferl über. 

 

In Hälfte eins blieb noch alles im Rahmen. Als Sabitzer in der 29. Minute Tah austanzte und zum 1:0 traf, freute sich König über das „Zuckertor“, Mählich hob die schöne Entstehungsgeschichte hervor: „Wie der Gregoritsch diese weite Vorlage perfekt ablegt...“ Und: "Ich hab' heut ein bissl eine Ganslhaut ..."

Mählich bemängelte später, dass „die Deitschn“ – wie er mehrmals sagte – in der Offensive keine Weltklassespieler aufzubieten hätte.

König zog in Zweifel, dass Deutschland keine Weltklassemannschaft mehr sei. Offenbar ging es ihm auch darum, dass Deutschland ja doch bitte schon ein großer Gegner sei.

Mählich präzisierte: „Keine Weltklasse in der Offensive, hab‘ ich gesagt.“

Dass auch die Defensive nicht auf Weltklasseniveau agierte, sei dahingestellt.

Nach der Pause sah Sané Rot (49. Minute). König führte die Schwäche der Deutschen später auch ein bisschen darauf zurück. Mählich ließ das auch nicht gelten. Andere Mannschaften hätten mit einem Mann weniger noch Partien gedreht.

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International Friendly - Austria v Germany

"Bei uns in Wien"

Dann ging aus dem Nichts der deutsche Goalie Trapp zu Boden. Mählich witterte hier sofort ein bewusstes Manöver, um Trainer Nagelsmann Zeit und Luft zur taktischen Restrukturierung zu geben. 

Die Zeitlupe gab dem Experten Recht. Man sah, wie Nagelsmann Trapp deutete, er solle sich hinlegen und an den Fuß greifen. So interpretierte es auch König, der nachschoss, dass die „peinliche Aktion der Deutschen“ nun enttarnt sei. Mählich salzte nach: "Aber es spricht für uns, dass die Deitschn zu solchen Methoden greifen müssen bei uns in Wien."

Dann die 73. Minute. Alaba spielt einen herrlichen Pass in die Schnittstelle, Gregoritsch lässt wieder prallen, Baumgartner bricht durch.

König brüllte: "Schau…. Baumgartnaaaaa…!“, bevor dieser den Ball über Trapp zum 2:0 ins Netz hob.

Nun brachen bei König alle Dämme: „Das hat ein bissl was von Notschlachten, was die österreichische Nationalmannschaft hier mit Deutschland aufführt.“

Eine Formulierung aus der Hölle der Sportberichterstattung.

 

"Hat etwas von Notschlachten": Der Sieg gegen Deutschland im ORF

Nach dem Spiel opferte sich aber Rainer Pariasek und zog alle Aufmerksamkeit auf sich, indem er wiederholt versuchte, den ÖFB-Trainer Ralf Rangnick davon zu überzeugen, dass er sich als Deutscher nun sicher besonders über diesen Sieg im Prestigeduell freut. "Schmeckt dieser Sieg heute ein bisschen süßer als andere Erfolge?"

Rangnick tat ihm diesen Gefallen nicht. Gefragt nach der Situation des Kollegen Nagelsmann, sagte er dann: "Noch einmal: Ja, ich bin Deutscher, aber ich bin Teamchef in Österreich. Mich interessiert, was bei uns hier los ist." Das erinnerte an die Szene nach dem Spiel gegen Frankreich, als er sich von Pariasek nicht zu einem Unentschieden gegen den Weltmeister gratulieren lassen wollte.

Was war sonst noch?

Prohaska verglich Trapps Zu-Boden-Geher mit einer ähnlichen Aktion bei der Wiener Austria. Bei den Violetten sei das aber okay gewesen, meinte die Austria-Legende. Das amüsierte Pariasek sichtlich.

Viktoria Schnaderbeck analysierte souverän und trocken. Und sie war zum ersten Mal überhaupt im Ernst-Happel-Stadion.

Das diesmal besonders wichtige Schlusswort überließ ihr Gentleman Prohaska:

„Gute … Nacht.“
 

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