Ein "Duell um die Geld": Nächste Runde im Ringen um ProSiebenSat.1

Das Duell um die Geld
Die italienische MFE-Gruppe der Berlusconi-Erben verfehlte die absolute Aktienmehrheit in der ProSiebenSat.1-Gruppe. In zwei Wochen folgt der nächste Stichtag.

Es ist – analog zum grammatikalisch nicht korrekten Showtitel – ein „Duell um die Geld“ bei ProSiebenSat.1 (P7S1). Der italienische Medienkonzern Media For Europe (MFE) will die Mehrheit in der deutschen Mediengruppe, zu der in Österreich Puls4 und ATV zählen. Gegenspieler ist die Medienholding PPF aus Tschechien. Die Erben des Milliardärs Petr Kellner wollen ihren Anteil auf bis zu 29,99 Prozent verdoppeln, um ein Gegengewicht zu den Erben des Milliardärs und Politikers Silvio Berlusconi zu bilden.

Nach Ablauf der Annahmefrist am 13. August ist die Richtung klar: MFE hält nun knapp 43,6 Prozent der Anteile an der Senderkette aus Unterföhring bei München, wie gestern bekannt wurde. MFE hatte sein Angebot zuletzt auf insgesamt knapp acht Euro je Aktie erhöht (gestern lag der Kurs bei vergleichsweise hohen 7,92 Euro) - bezahlt wird in bar und in MFE-Aktien. PPF hatte 7,00 Euro in bar geboten, erhöhte sein Angebot aber nicht mehr. Damit kam man aktuell nur auf 18,4 Prozent, obwohl Investor General Atlantic sein komplettes Aktienpaket an die Tschechen verkaufte. Laut der MFE-Offerte würde P7S1 mit 1,85 Milliarden Euro bewertet.

Nachfrist läuft

Von der Höhe der Anteile hängt ab, wie stark MFE ins operative Geschäft des ertragsschwachen, hoch verschuldeten Konzerns eingreifen und wie stark es den Sparkurs durchsetzen kann. Heute beginnt eine zweiwöchige Nachfrist, um über die nötigen 50 Prozent zu kommen. Eine Komplettübernahme kam zuletzt nicht infrage. Man wolle „eine klare Richtung“ geben, „die auf einer gemeinsamen Vision beruht“, sagte Vorstandschef Pier Silvio Berlusconi. Ihm schwebt ein paneuropäischer Medienkonzern gemeinsam mit den eigenen Privatsendern in Italien und Spanien vor, um US-Streaming-Riesen wie Netflix und Disney+ Paroli zu bieten. RTL-Chef Thomas Rabe sagte Anfang August: „Ich glaube, dass es zwingend weitere Übernahmen, weitere Konsolidierung in Europa geben wird und geben muss“. Erst im Juni hatte RTL angekündigt, den Aboanbieter Sky zu übernehmen. Derzeit prüfen die Kartellbehörden.

Kaum mehr Hürden

Übernahmen in der TV-Branche waren wiederholt am Einspruch von Aufsichtsbehörden gescheitert. Für die Übernahme von P7S1 durch MFE gibt es kartellrechtlich in Deutschland allerdings keine Hürden mehr. Sie wurde 2023 der EU-Kommission sowie 2024 der Bundeswettbewerbsbehörde zur Prüfung vorgelegt. Am 6. August gab auch der Vorstand von P7S1 den Widerstand gegen eine Übernahme durch MFE auf und empfahl, das Angebot der Italiener anzunehmen. Konzernchef Bert Habets unterstützt nun ein „ein paneuropäisches Projekt, auch in enger Zusammenarbeit mit MFE“. Ein Streitpunkt war, ob sich der Gewinn nur durch technische Zusammenarbeit – etwa ein gemeinsames Streaming-Portal und länderübergreifende Werbeverträge – erreichen lässt oder auch durch die Produktion gemeinsamer Inhalte. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) warnte: „MFE bietet keine Gewähr für den Fortbestand von Medienvielfalt und kritischem Journalismus bei ProSiebenSat.1.“ MFE betonte, man werde die redaktionelle Unabhängigkeit und die nationale Identität von P7S1 bewahren.

Spekulationen gab es zuletzt, dass die ProSieben-Stars Joko & Klaas (u.a. „Duell um die Geld“) in ihrem neuen Fünfjahresvertrag eine Ausstiegsklausel für den Fall einer Übernahme durch die Berlusconis hätten. Unterföhring dementierte umgehend und sprach dabei sogar ausnahmsweise über Vertragsinhalte.

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