Amerika liebt seine Underdogs, seine Benachteiligten, die sich gegen alle Widerstände hochkämpfen. Aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Curry ist genau an diesem Punkt: Er ist längst ein Superstar, zweifelsohne einer der besten Spieler in der Geschichte. Aber er ist für diese Rolle eigentlich fehlbesetzt. Denn er ist nur 1,88 Meter groß.
Das ist zwar für Normalsterbliche eh ordentlich. Im Basketball aber fällt man damit nach unten hin auf – inmitten all der Zwei-Meter-Zehn-Kerle, die sich unter dem Korb rangeln, aber auch auf Currys Position, dem Shooting Guard. Selbst dort, wo es darum geht, von außen zu treffen, sind die meisten ordentlich größer.
Die Doku erzählt also die Geschichte eines Unterschätzten, parallel anhand von Currys NBA-Karriere als auch seiner College-Zeit. Curry führte damals ein relativ unbekanntes College – Davidson – weit, weit in die March Madness hinein, in jenes Uni-Turnier, das oft mehr Zuschauer und mehr Emotion hat als die Profiliga. Und ja, er spielte an dem Außenseiter-College, weil die anderen ihn nicht wollten.
Rekorde
Die Doku hebt an einem der Höhepunkte seiner Karriere an: Im September des Vorjahres übernahm Curry mit seinem 2974. Treffer die Spitzenposition bei den Dreipunkte-Würfen. So viele wie er hat noch niemand in seiner Karriere getroffen. Das ist seine hohe Kunst: Er trifft. Von überall. Aus allen Lagen.
Da war er schon vierfacher NBA-Champion. Aber selbst vor seinem vierten Meistertitel wollte niemand so recht daran glauben, die Neinsager sagten Nein, bis sie Ja sagen mussten.
„Underrated“ klinkt sich in ein starkes Teilgenre des Streamingbooms: In die aufwendig gemachte Sportdoku, für die die Michael-Jordan-Sause „The Last Dance“ Maßstab ist.
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Auch die Curry-Doku – nur einteilig – zeigt starke Bilder aus der Vergangenheit, holt Eltern, Teamkollegen und den Star selbst vor die Kamera.
Mit der Zeit wird es dennoch ein gar wenig monothematisch – dass Curry unterschätzt wird, hat man alsbald kapiert; wie verfestigt diese absurde Erzählung selbst beim vierten Meistertitel geworden ist, ist aber dennoch interessant zu beobachten. Da lernt man auch einiges über die Irrläufer der Medienlogik.
Am Schluss, als er mehr oder weniger im Alleingang sein Team zum letzten Titel geführt hatte, setzte sich Curry hin – und weinte. Allein für diesen Moment lohnt sich das Zuschauen.
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