Belästigungsvorwürfe gegen Fellner vor Gleichbehandlungskommission

ÖSTERREICHISCHE MEDIENTAGE 2018: FELLNER
Eine Mitarbeiterin von oe24.tv wirft ihrem Ex-Chef zudringliche Nachrichten und Grapschhereien vor.

Österreich-Gründer Wolfgang Fellner muss sich weiteren Vorwürfen der sexuellen Belästigung stellen. Die ehemalige oe24.tv-Mitarbeiterin Nora Kahn hat im Mai die Gleichbehandlungskommission des Bundeskanzleramtes angerufen. Sie sei von Fellner belästigt und gegen ihren Willen begrapscht und geküsst worden. Als sie die Avancen des Medienmachers zurückgewiesen habe, habe er sie niedergemacht. Dass sie daraufhin ihren Job verloren hat, will sie so nicht stehen lassen.

Ab 2016 beschäftigt, ab Juni 2017 "persönliche Treffen" auf Fellners Wunsch

Kahn, die von Rechtsanwalt Michael Rami vertreten wird, arbeitete ab 2016 zunächst als Content-Managerin bei oe24.tv, ab 2017 leitete sie die Society-Sendung. Um ihr berufliches Fortkommen zu besprechen, habe Fellner ein Abendessen vorgeschlagen. Bei einem Treffen im Juni 2017 soll die Idee zu einer Society-Sendung entstanden sein. Bei einem weiteren Abendessen wenige Tage später soll er ihr Aussehen kommentiert und sie als "Superstar" bezeichnet haben. Darauf sei eine Einladung in sein Haus auf Ibiza gefolgt, um den Relaunch des Senders zu planen. Während des Aufenthalts auf der Insel im Juli 2017 soll Fellner übergriffig geworden sein und Kahn körperlich bedrängt haben. Am zweiten Tag habe sie spontan einen Flug zurück nach Wien gebucht und eine Notlüge vorgeschoben.

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"Du gehörts eh einmal ordentlich durchgebumst"

Im September startete Kahns Society-Sendung. Trotz angeblicher Versprechen Fellners sei ihr Gehalt nicht erhöht worden, sagt sie heute. Zwei Mal habe Fellner sie in der Redaktion begrapscht. Kollegen aus der Branche hätten ihr aber geraten, nicht darüber zu reden. Im Sommer 2018 soll der Medienmacher insistiert haben, dass Kahn ihn in einem Hotel in Bayern besucht - wieder, um einen Relaunch des Senders zu besprechen. Bei einer gemeinsamen Bootsfahrt soll er sie erneut in sein Haus nach Ibiza eingeladen und dabei gesagt haben: "Du gehörst eh einmal ordentlich durchgebumst!" Kahn sei daraufhin erstarrt, Fellner soll nachgefragt haben: "Richtig oder nicht richtig?" Kahn habe ihn nicht noch einmal auf Ibiza besucht. Ihr sei klar gewesen, dass es ein "Todesurteil" sei, Fellner zwei Mal abzulehnen. Wenige Wochen später habe er sie in der Redaktion angeschrien und als Arschloch beschimpft. Ende Oktober 2018 wurde sie gekündigt. "Dieser Mann hat mich zerstört", wird Kahn zitiert.

Fellner hat im Dezember dem Standard Besuche Kahns auf Ibiza und in Bayern zugegeben. Dabei sei es aus seiner Sicht jedoch nicht zu Belästigungen gekommen. Er spricht von einer "freundschaftlichen Beziehung" zu Kahn, die in der Redaktion bekannt gewesen sei. Sie hätten "zahlreiche Veranstaltungen, Events, aber auch Partys gemeinsam besucht". Kahn dementiert dies. 

Fellner wurde zwei mal verurteilt

Fellner wird von mehreren Ex-Mitarbeiterinnen sexuelle Belästigung vorgeworfen. Als Moderatorin Raphaela Scharf 2019 im Unternehmen ansprach, dass Fellner sie begrapscht haben soll, wurde sie entlassen. Fellner klagte auf Unterlassung der Vorwürfe (die Klage wurde abgewiesen), Scharf ging gegen die Kündigung vor (im Frühjahr 2022 kam es zu einem Vergleich). 2021 machten auch Katia Wagner und Angela Alexa ihre Vorwürfe öffentlich. Fellner wurde mittlerweile zwei Mal strafrechtlich wegen übler Nachrede verurteilt, nachdem er Schilderungen von Wagner und Scharf als Lüge bezeichnet hatte. Erst kürzlich musste er sich öffentlich bei Wagner für diese Behauptung entschuldigen und Schadenersatz zahlen. 

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