"Aufatmen" in Filmbranche: Lösung für TV- und Streamingproduktionen

Auch die zweite Staffel der Kultserie "Braunschlag" wartete noch auf entsprechende Bedeckung der Fördergelder
Vor rund zwei Wochen wurde für die gebeutelte Kinofilmförderung ÖFI+ eine finanzielle Zwischenlösung gefunden. Nun stieg auch bei der TV- und Streamingförderung FISAplus weißer Rauch auf.
Die für die Bedeckung einiger TV- und Streamingprojekte notwendigen Gelder können jetzt freigegeben werden, wie das Wirtschaftsministerium (BMAW) dem KURIER bestätigte.
Betroffen waren Anträge aus 2024 mit einem Volumen von rund 35 Millionen Euro, die noch nicht genehmigt werden konnten. „Gemeinsam mit dem Bundesministerium für Finanzen (BMF) konnte das BMAW nun eine Lösung für diese Fälle ausarbeiten und so trotz des aktuellen Budgetprovisoriums die Finanzierung für bereits 2024 gestellte Anträge sicherstellen“, heißt es aus dem Ministerium.
Wie bereits berichtet, waren auch prominente heimische Produktionen betroffen. „SOKO Linz“ oder neue „Steirerkrimis“. Florian Gebhardt von Gebhardt Productions („SOKO Linz“) sprach im KURIER von einer „besorgniserregenden Unsicherheitslage“.
Aufatmen
Wie reagiert die Filmbranche nun auf die Einigung?
John Lueftner, Präsident des Produzentenverbandes AAFP sagt: „Es ist ein großes Aufatmen, natürlich.“ Er richtet auch ein "großes Dankeschön an alle dafür Verantwortlichen“. Die jüngste Unruhe sieht er ausschließlich in „den komplizierten Regierungsverhandlungen und damit verbundenen Kommunikationsproblemen“ begründet. „Denn das FISAplus Incentive ist eigentlich eine absolute Erfolgsgeschichte und wie die aktuelle Evaluierung zeigt, ein gutes Geschäft für Österreich.“
Dieses gute Geschäft sieht auch Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP): „Mit FISAplus sichern wir die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs als Filmstandort für die Zukunft und wecken viel zusätzliches Interesse von internationalen Produktionen.“
Internationale Stars
So drehte etwa Altmeister Stephen Frears die HBO-Serie „The Regime“ in Wien. Im Rahmen der Berlinale wurde gerade erst Schloss Schönbrunn, wo Stars wie Kate Winslet vor der Kamera standen, zum „schönsten Schauplatz Europas“ gekürt. Auch „The Fountain of Youth“ mit Natalie Portman, „9 Perfect Strangers“ mit Nicole Kidman und „Cliffhanger 2“ mit Sylvester Stallone schlugen in Österreich ihre Zelte auf.
FISAplus bildet gemeinsam mit ÖFI+ das Anfang 2023 ins Leben gerufene österreichische Filmannreizmodell – es unterstützt internationale und nationale Film- und Serienpoduktionen mit Zuschüssen von bis zu 35 Prozent der förderfähigen Herstellungskosten. FISAplus habe „zu einer erheblichen Wertschöpfung von 465 Millionen Euro geführt, die Beschäftigung um rund 8.000 Stellen gesteigert und zahlreiche internationale Produktionen nach Österreich geholt“, so die Information des BMAW. Jeder Euro an Förderung durch FISAplus löse rund drei Euro an direkten Produktionsausgaben in Österreich aus. 1,20 bis 1,50 Euro an zusätzlichen Einnahmen fließen demnach in die öffentlichen Haushalte zurück.
Seit 2023 gilt das neue Filmanreizmodell – ein Zuschuss von bis zu 35 Prozent von 80 Prozent der in Österreich anerkannten Herstellungskosten. Pro Film liegt der Maximalzuschuss bei 5 Mio. Euro, pro Serie bei 7,5 Mio.
Für TV, Streaming und internationale Serviceproduktionen gibt es FISA+ (vom Wirtschaftsministerium über die Förderstelle AWS abgewickelt). Im Bereich Kinofilme wenden sich Produktionsfirmen für die Schiene ÖFI+ ans Österreichische Filminstitut (beim Kulturministerium angesiedelt)
"Es ist erfreulich, dass wir gemeinsam mit dem BMF bis zu 35 Millionen Euro für die Finanzierung von offenen Anträgen, die noch im Jahr 2024 gestellten wurden, sichern konnten“, erklärt Kocher.
Voraussetzung für die Auszahlung dieser Gelder sei eine positive Prüfung der Vollständigkeit und Einhaltung der Förderkriterien. „Diese Anträge wurden zwar fristgerecht eingereicht, waren aber nicht vollständig – daher konnte 2024 keine Förderzusage erfolgen“, informiert das BMAW. Laut Brancheninsidern handelt es sich dabei um Routinevorgänge, bei denen oft nur einzelne kleinere Budgetposten nachgereicht werden müssen.
Auch "Braunschlag" musste warten
Nicht zuletzt aufgrund der wirtschaftlichen Sinnhaftigkeit sollten die Gelder, wie mehrmals beteuert wurde, ungedeckelt zur Verfügung gestellt werden. Auf die Nachfrage, warum sich die Freigabe dieser Gelder so kompliziert gestaltete, verwies das BMAW stets auf das laufende Budgetprovisorium und auf die Abstimmung mit dem BMF.
AAFP-Präsident Lueftner ist Co-Chef der Superfilm, die ab Ende Mai im Waldviertel die lang erwartete zweite Staffel von David Schalkos Kultserie „Braunschlag“ drehen will. Auch diese Produktion war in den hängen gebliebenen Anträgen enthalten.
Hätte die klamme Budgetsituation angehalten, wäre eine Verschiebung wohl unausweichlich gewesen. Bei einem namhaften Schauspielerensemble (Lueftner: „Die Band ist wieder zusammen“) keine einfache Sache
Groll hegt Lueftner keinen nach der zwischenzeitlichen Zitterpartie bei FISAplus. Und so ist sein Blick in die Zukunft auch positiv formuliert: „Jetzt gilt es, mit diesem großartigen Instrument Planungssicherheit für die nächsten Jahre herzustellen.“
Keine neuen Anträge
Denn eine weitere Baustelle ist mit den nun fließenden Millionen noch nicht behoben. Seit Wochen nimmt das vom Wirtschaftsministerium beauftragte AWS keine neuen Anträge für FISAplus an. Der Grund: Die Förderrichtlinien sind mit 31.12.2024 ausgelaufen und es konnten noch keine neuen Richtlinien erlassen werden. Auch hier hießt es vom BMAW: „Die Verzögerung bei der Einvernehmensherstellung mit dem Finanzministerium“ sei dem Budgetprovisorium geschuldet.
Produzentenvertreter Lueftner schlägt vor, die neuen FISAplus-Richtlinien so auszuarbeiten, dass sie längerfristig, etwa bis Ende 2027 Gültigkeit haben.
Im derzeit gültigen provisorischen Budgetrahmen sind lediglich 60 Millionen Euro vorgesehen. Im Vorjahr wurde der Rahmen von 94 Millionen Euro aber fast zur Gänze ausgeschöpft. ÖVP und SPÖ werden sich, sollten sie offiziell wieder Koalitionsverhandlungen aufnehmen, auch diesem Thema widmen müssen.
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