Rechtsextremismus: Deutscher Verfassungsschutz beobachtet Linzer Plattform

Er gilt als Alternativmedium im FPÖ-Umfeld, wurde aus der Corona-Skeptiker-Bewegung heraus gegründet und dient mitunter als Plattform für gefährliche Ideologien: Der Linzer Web-Sender "AUF1" ist vom österreichischen Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuft, hat immer wieder mit teils antisemitischen Inhalten für Protest gesorgt. Dass die Plattform kein regionales Phänomen ist, zeigt ein Schritt des deutschen Verfassungsschutzes: Er betrachtet "AUF1" mittlerweile ebenfalls als "Verdachtsfall".
Die deutschen Verfassungsschützer warnen vor antisemitisch konnotierten Verschwörungstheorien
Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat dem Sender in seinem Verfassungschutzbericht 2024 ein eigenes Kapitel gewidmet: "'AUF1' verbreitet minderheiten-, islam- und muslimfeindliche Inhalte, bedient rassistische Stereotype und bezieht sich regelmäßig auf antisemitisch konnotierte Verschwörungstheorien", schreiben die Verfassungsschützer, wie der Standard berichtete.
Der Bericht listet eine Vielzahl von Vorwürfen, bei denen Demokraten Angst und Bange wird: Darunter befindet sich der Kampf gegen den sogenannten "Great Reset", der ominösen Eliten angeblich zum Auf- oder Ausbau ihrer Macht im globalen Maßstab diene. Auch das Wort "Klima-Schwindel" wird in diesem Zusammenhang verwendet.
Der deutsche Verfassungsschutz erklärt: "'AUF1' stellt eine Plattform für extremistische Inhalte im Sinne der eigenen Agenda bereit, ohne diese kritisch zu hinterfragen oder einzuordnen. Das Medium nimmt dabei eine Scharnierfunktion zwischen extremistischen und nicht extremistischen Spektren ein. Auf diese Weise wird versucht, Rezipienten niederschwellig für die eigenen Ansichten und Ziele zu gewinnen und Diskurse zu beeinflussen."
Österreichs DSN warnt vor Alternativmedien der "Neuen Rechten"
Auch in Österreich ist der Sender bereits von den Verfassungsschützern ins Visier genommen worden. "AUF1" gilt als Teil der Strategie der "Neuen Rechten", ihre Ideologie über so genannte Alternativmedien zu verbreiten. "Es werden eigene Erzählungen oder alternative Wahrheiten verbreitet, welche die etablierten Medien nicht oder nicht ausreichend abdecken. Dadurch werden Resonanzräume geschaffen, in denen sich Anhängerinnen und Anhänger weiter ideologisieren und mobilisieren können."
"AUF1" hatte aufgrund in den vergangenen Monaten einige Rückschläge einzustecken, wie aus einem APA-Faktencheck von Anfang September hervorgeht. Ende Oktober 2024 löschte Facebook die Seite des Portals, die Spendenkonten in Österreich, Ungarn und zuletzt auch Deutschland wurden gesperrt. Zudem droht dem dahinterstehenden Verein seinen Status der "Gemeinnützigkeit" zu verlieren. Als wichtiger Kanal dient Telegram.
Herbert Kickl gab "AUF1" sein Siegerinterview
Im Vorjahr hatte "AUF1" für Schlagzeilen gesorgt: Am Tag der Nationalratswahl am 29. September hatte die Plattform aus dem Medienzentrum des Hohen Hauses berichten dürfen. Begründet wurde dies von Seiten der Parlamentsdirektion mit der „breiten Interpretation“, was ein Medium sei und was nicht. Der damalige Wahlsieger, FPÖ-Chef Herbert Kickl, gab AUF1 dort sein allererstes Interview nach dem Wahlgang.
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