„Massendiebstahl“: Künstler protestieren gegen Auktion von KI-Kunst

Sample Generative Artwork, Alexander Reben
Eine Petition drängt Christie's zur Absage einer viel beachteten Versteigerung: KI-generierte Kunst basiere auf der Ausbeutung kreativer Menschen, wird argumentiert

„Wir bitten, dass ihr die Auktion absagt, wenn ihr Respekt vor menschlichen Künstlerinnen und Künstlern habt.“

So endet der kurze offene Brief, der an ein Expertenteam des Auktionshauses Christie's gerichtet ist und mit Stand Montag bereits mehr als 6.200 Unterstützungserklärungen verbuchen konnte. Am Donnerstag (20. Februar) soll die laut Christie' „allererste Auktion, die exklusiv der KI-generierten Kunst gewidmet ist und von einem der großen Auktionshäuser ausgerichtet wird“, starten - begleitet von einer Ausstellung im Hauptquartier im New Yorker Rockefeller Center.

Trainiert ohne Lizenz

Für die Künstlerinnen und Künstler, die die Petition unterzeichnet haben, sendet das Event aber falsche Signale: „Viele der Kunstwerke, die Sie versteigern wollen, nutzen KI-Modelle, von denen man weiß, dass sie mit urheberrechtlich geschützten Werken trainiert werden, ohne dass dafür eine Lizenz vorliegt“ heißt es in dem Brief. „Ihre Unterstützung für diese Modelle - und die Leute, die sie benützen - schafft einen weiteren Anreiz für den Massendiebstahl, den KI-Firmen an der Arbeit menschlicher Künstler und Künstlerinnen verüben.“

Mehr als nur Bildgeneratoren

Die 34 Lose der Auktion, die in einem Zeitraum von 20. Februar bis 5. März ersteigert werden können, stammen teils von renommierten Künstlerinnen und Künstlern und gehen meist über die bloße Anwendung von Bildgeneratoren wie Dall-E hinaus. So verschaltete der Künstler Pindar van Arman für das Projekt „Emerging Faces“ (Schätzwert 180.000-250.000 US-$) zwei AI-Agenten miteinander: Ein generatives Netzwerk versucht, Porträtbilder herzustellen, ein weiteres, auf Gesichtserkennung trainiertes Modell stoppt den Prozess, sobald es ein Gesicht erkennen kann.

„Massendiebstahl“: Künstler protestieren gegen Auktion von KI-Kunst

Auch die Multimediakünstlerin Grimes - Ex-Partnerin von Elon Musk und Mutter des gemeinsamen Sohnes X, der neulich mit dem Papa im Weißen Haus auftrat, ist in der Auktion vertreten - als Teil eines Kollektivs, das maschinengewebte Teppiche mit dem Antlitz der Königin Marie Antoinette herstellt.

Ebenfalls dabei: Der omnipräsente Digitalkunstguru Refik Anadol, dessen wabernde Bildschirmwolken sich an verschiedensten Quellen bedienen. Für das vorliegende Werk nutzte Anadol die Bilddatenbank der NASA. Der Starkünstler kritisierte in einem Post auf X die Petition als simplifizierend: Seiner Ansicht nach würden die meisten involvierten Künstler mit ihren eigenen Datensätzen arbeiten.

„Massendiebstahl“: Künstler protestieren gegen Auktion von KI-Kunst
Refik Anadol

Der Datenschutzexperte Ed Newton-Rex von der Organisation „fairly trained“, die sich für korrektere KI-Schulung einsetzt, hielt ebenfalls in einem X-Post entgegen, dass zumindest neun der gezeigten AI-Kunstwerke mit Modellen arbeiten würden, die unautorisiert urheberrechtlich geschütztes Material verwendeten.

„Ich gebe den Künstlern keine Schuld - sie nutzen nur Produkte, die KI-Firmen auf den Markt gebracht haben“, so Newton-Rex. Dass das Auktionshaus diese Praktiken „veredle“, sei aber nicht nötig, so der Experte: „Ich denke, die Kritik der Künstlerinnen und Künstler, die diese Petition unterzeichnet haben, ist fair.“

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