Mit 66 Jahren: Maler Herbert Brandl ist verstorben

Zusammenfassung
- Der österreichische Maler Herbert Brandl ist im Alter von 66 Jahren in Wien verstorben.
- Brandl war bekannt für großformatige Bergpanoramen und galt in den 1980ern als Vertreter der "Jungen Wilden".
- Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen und war auf internationalen Ausstellungen wie der Biennale und der documenta vertreten.
Der österreichische Maler Herbert Brandl, der in den 1980ern mit den "Neuen Wilden" den Markt eroberte, ist tot. Er verstarb am Sonntag im Alter von 66 Jahren in seinem Wiener Atelier, wie der Galerist Helmut Reinisch am Montag bestätigte. Am Montag wurde bekannt gegeben, dass Brandl posthum der Große Österreichische Staatspreis zuerkannt wird.
Von Bergpanoramen und über den Tod
Brandls Schaffen war von großformatigen Bergpanoramen, pastosen Farb-Explosionen und düsteren Meditationen über den Tod geprägt. Zuletzt waren Brandl im Jahr 2020 sowohl im Kunsthaus Graz als auch im Belvedere 21 große Personalen gewidmet. In der Sammlung des Belvedere verblieben ist auch seine "Apokalypse zur schönen Aussicht", eine Besorgnis und Optimismus verbindene Arbeit über unsere Ära der Umweltzerstörung. Seine wuchtigen, mit energischem Pinsel gemalten Bilder waren einer radikalen Romantik geschuldet. In ihnen verschwamm die Grenze zwischen Konkretem und Abstraktem. Brandl baute auf eine kollektive Bildergalerie im Kopf der Betrachter, die auch sofort auf Abruf stand, sobald man in einer seiner Arbeiten versank. Den Berggipfeln, Felslandschaften, Auflächen und Wassermassen war gemein, dass sie keine Spuren von Zivilisation zeigten.
Brandl wurde am 17. Jänner 1959 in Graz geboren und studierte ab 1978 an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien u.a. bei Peter Weibel. Bald gehörte er zu den "Neuen Wilden" der Malerei in den 1980ern, er erinnerte sich an den "günstigen Zeitpunkt" in einem APA-Interview: „Anfang der 80er Jahre hat sich sehr viel geändert. Vorher war das Interesse kaum da und für Jüngere war es sehr schwierig. Aber dann gab es im Galeriewesen einen Umbruch.“ Und so hat er es, gemeinsam mit anderen „Neuen Wilden aus Österreich“ wie Hubert Schmalix, Erwin Bohatsch oder Hubert Scheibl, bald zu internationaler Aufmerksamkeit gebracht.
Ehrenzeichen des Landes Steiermark
Seine ersten Ausstellungen hatte er in seinen frühen Zwanzigern, oft in der Galerie Peter Pakesch, 1989 dann auch auf der Biennale Sao Paulo oder 1992 auf der documenta. 2007 bespielte er den Österreich-Pavillon auf der Biennale. Großformatige, auf die Bergwelt anspielende Gemälde waren 2018 im Rahmen der Schau „Kunst im Bundeskanzleramt“ im dortigen Prunkstiegenhaus zu sehen.
Zuletzt mischten sich unter die Markenzeichen-Farbexplosionen auch diskrete schwarze Zickzacklinien, die diesmal keine Bergwelten waren, sondern von der ostasiatischen Zen-Philosophie inspiriert waren. Zudem ließ er seiner Liebe für Lucky-Luke-Comics auch bildnerisch ihren Lauf. Auch Katzenskulpturen waren in der Schau im Belvedere 21 zu sehen. Die luchsähnlichen Kreaturen, die wie mythische Wächterinnen herumstanden, waren geprägt von Brandls Faible für Savannahkatzen, die auch in seinem Atelier verweilen durften.
100.000 Euro für Werke
Dort teilten sie sich den Platz mit all dem, was der leidenschaftliche Sammler über die Jahre kumuliert hat: Teppiche, chinesische Rollbilder, handgefertigte Jagdmesser, Comics oder Mineralien. All diese Dinge sind Teil des "Flusses", aus dem er für seine Kunst schöpfte.
Brandl galt als einer der wichtigsten Gegenwartskünstler Österreichs, seine Werke erzielten am Kunstmarkt 100.000 Euro.
1997 erhielt er den Preis für Bildende Kunst der Stadt Wien, erst im Vorjahr erhielt er das Ehrenzeichen des Landes Steiermark für Wissenschaft, Forschung und Kunst.
„Beim Malen schaltet sich mein Wille irgendwann aus, und das Bild bewegt sich wie von selbst. Das ist für mich schon eine Möglichkeit, etwas auszubreiten, das irgendwie in mir wuchert“, erklärte er seine Arbeit einmal in einem KURIER-Interview.
Sein Tod kam - trotz langjähriger Erkrankung - überraschend, sein Galerist berichtet von Brandls Plänen für eine neue Ausstellung.
Seine Intention als Künstler erläuterte Brandl in einem KURIER-Interview anlässlich seiner letzten Ausstellung 2020 so: „Das, was ich da mache, wurde ja auch manchmal als Kitsch gesehen oder mit Pathos verbunden. Ich sehe da aber kein Pathos, ich sehe nur Farben und ein Bild, ein Image, das ich entweder bewältigt habe oder nicht. Spricht es zu jemandem, sagt es etwas, kann es einen Betrachter für einen Moment zum Stoppen bringen?"
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