Nicht nur im Louvre: 5 der spektakulärsten Kunstdiebstähle aller Zeiten

Ein akrobatisches Abseilen von Decken, das gefinkelte Austricksen einer hochmodernen Alarmanlage oder das Hacken in ein zentrales Sicherheitssystem: So ungefähr werden Kunstdiebstähle in Film und Fernsehen gerne dargestellt.
Die Rede ist hier meist von einem großen "Coup" – und das kommt nicht von ungefähr: Der Raub von wertvollen Meisterwerken aus streng überwachten Museen birgt viele Risiken.
Faszination Kunstraub
Dass diese Art von Delikten auch auf all jene, die nicht auf kriminellen Pfaden wandeln, nach wie vor eine große Faszination ausübt, wissen auch die Streaming-Riesen: Die französische Crime-Serie "Lupin" mit Omar Sy in der Hauptrolle erfreut sich weltweit großer Beliebtheit; und auch die Netflix-Doku "This Is a Robbery: Der größte Kunstraub der Geschichte", die sich mit dem Diebstahl von Gemälden aus dem Isabella Gardner Museum in Boston beschäftigte, wurde zum Hit.
Der Vorfall in Boston ereignete sich bereits im Jahr 1990, der aktuelle Überfall im Pariser Louvre am vergangenen Sonntag.
In der Vergangenheit haben groß angelegte Kunstdiebstähle die Welt aber immer wieder in Atem gehalten. Hier ein kleiner True-Crime-Auszug der spektakulärsten Fälle der Vergangenheit:
1911 im Louvre – als die Mona Lisa verschwand
Der Juwelen-Diebstahl aus dem Louvre am Sonntag war nicht der erste derartige Vorfall in der Geschichte des Museums. Im Jahr 1911 kam dem Pariser Kunsthaus gar sein berühmtestes Werk abhanden: die Mona Lisa. Damals ging ein Einzeltäter zu Werke, nämlich der italienische Handwerker Vincenzo Peruggia, der zu dem Zeitpunkt im Louvre arbeitete und die Gunst der Stunde nutzte. Dabei ging er sehr simpel, aber umso effektiver vor: Peruggia versteckte sich in einem Kasten, in dem er sich über Nacht im Museum einschließen ließ. Am nächsten Tag löste er das Ölgemälde von Leonardo da Vinci aus dem Rahmen und schmuggelte es aus dem Gebäude. Problemlos, denn echte Sicherheitsvorkehrungen gab es zu der Zeit noch nicht im Louvre.
Erst zwei Jahre später wurde Peruggia dingfest gemacht, als er versuchte, das Bild in Florenz zu verkaufen. Dieser Raub trug übrigens zur heutigen Berühmtheit der Mona Lisa wesentlich bei.
1977 in Dresden – der Raub des Sophienschatzes
Ein Blick in die DDR-Vergangenheit und ihren größten Kunstraub: Am 20. September 1977 raubten Unbekannte 57 Schmuckgegenstände aus dem Stadtmuseum Dresden, darunter zahlreiche Schmuckstücke aus dem berühmten Sophienschatz, die aus den Grabkammern der 1963 zerstörten Sophienkirche stammten.
Besonders perfide: Das Verbrechen geschah am helllichten Tag, während des regulären Besucherbetriebes. Die Täter brachen unbemerkt die Vitrine – vermutlich mit einem Taschenmesser – auf, in der sich die wertvollen Schmuckstücke befanden. Die Überwachungskamera? War kurzerhand weggedreht worden. Zwar wurden damals am Tatort mehrere Fingerabdrücke gesichert, doch die Schuldigen konnten nicht ausfindig gemacht werden. Und das bis heute.
Immerhin: Ein paar Stücke sind im Laufe der Jahre an verschiedensten Orten wieder aufgetaucht, etwa eine Kette des Sophienschatzes im Londoner Auktionshaus Christie's im Jahr 1981. In Oslo kamen 1999 weitere Stücke aus dem Schatz wieder zum Vorschein, die wenige Jahre später zurück nach Dresden gingen.
Noch immer fehlen viele der gestohlenen Stücke aus dem Sophienschatz. Der Fall bleibt ungelöst, er gilt mittlerweile als verjährt.
1990 in Boston – der größte Kunstraub aller Zeiten
Die eingangs bereits erwähnte Netflix-Doku "This is a robbery. Der größte Kunstraub der Geschichte" beruht auf diesem Fall: Im Jahr 1990 wurden aus dem Isabella Steward Gardner Museum in Boston Werke im Wert von 500 Millionen US-Dollar (!) entwendet. Unter der Beute befanden sich unter anderem Gemälde bzw. Zeichnungen von Vermeer, Rembrandt oder Degas.
Die ganze Geschichte klingt tatsächlich wie aus einem Film: Die Täter verschafften sich am 18. März 1990 frühmorgens als Polizisten verkleidet Zutritt ins Museum. Ihre Tarnung: Eine angeblichen "Beschwerde wegen Ruhestörung", der sie nachgehen mussten. Danach ging alles Schlag auf Schlag: Die falschen Polizisten überwältigten die Nachtwächter und kamen ungehindert mit der teuersten Kunstbeute aller Zeiten davon.
Das Museum hat eine Belohnung von mittlerweile 10 Millionen US-Dollar für Hinweise ausgesetzt, die zur Wiederbeschaffung der Kunstwerke führen – die höchste jemals von einer privaten Einrichtung ausgesetzte Summe. Doch auch über 30 Jahre nach dem Raub bleibt die Beute weiterhin verschollen. Noch heute hängen in dem Kunsthaus leere Rahmen als Erinnerung an die verschwundenen Werke.
2000 in Stockholm – das FBI ermittelte
Ein ebenfalls filmreifer Kunstraub hat sich zehn Jahre später in Schweden zugetragen: Drei bewaffnete Männer stürmen am 22. Dezember 2000 das Nationalmuseum in Stockholm, stehlen drei Gemälde und flüchten in einem Schnellboot. Besonders bitter für das Ausstellungshaus: Unter den gestohlenen Werken befindet sich auch Rembrandts Selbstportrait aus dem Jahr 1630, eines der bedeutendsten Stücke der Sammlung. Auch Auguste Renoirs "Konversation" und die "Junge Pariserin" waren Teil der Beute.
Der Kunstraub in Stockholm erregte weltweit Aufsehen, das FBI nahm damals die Ermittlungen auf. Nach akribischer Arbeit tauchte tatsächlich eines der Gemälde bei einer Drogenrazzia in Stockholm auf, das zweite in Los Angeles. Einige Jahre später, im September 2005, gelang es einem verdeckten Ermittler schließlich, bei einem der Kunstdiebe einen vermeintlichen Kauf des noch fehlenden Rembrandt-Bildes einzufädeln. Bei der Übergabe schlugen die Ermittler zu, für den Dieb klickten die Handschellen.
2003 in Wien – die Jagd nach der Saliera
Last but not least erinnern wir uns an den größten heimischen Kunstraub, der ebenfalls weltweit für Schlagzeilen sorgte: Am 11. Mai 2003, nach der "Langen Nacht der Museen", verschwand die Saliera aus dem Kunsthistorischen Museum in Wien. Bei dem Werk handelt es sich um eine Goldschmiedearbeit des italienischen Bildhauers Benvenuto Cellini. Der Wert des goldenen Salzfasses betrug zum Zeitpunkt des Diebstahls rund 50 Millionen Euro.
Der Täter stieg damals über ein Baugerüst ins KHM ein – der Bewegungsmelder in der Gemäldegalerie im ersten Stock schlug zwar an, die Sicherheitsbeamten reagierten aber nicht, hielten keine persönliche Nachschau in der Galerie. Erst am nächsten Morgen wurde die eingeschlagene Vitrine und die fehlende Saliera bemerkt.
Nach dem Diebstahl lief eine weltweite Fahndung, doch viele Spuren und auch Lösegeldforderungen verliefen ins Nichts. Erst drei Jahre später fand die Polizei einen Teil des Kunstwerks als erste Spur: Den abnehmbaren Dreizack einer Figur.
Geständnis
Dann der große Durchbruch in dem Fall: Am 21. Jänner 2006 legte ein Experte für Alarmanlagen aus Wien ein Geständnis ab. Er führte die Polizei zu einem Waldstück im Bezirk Zwettl, wo eine Kiste ausgegraben wurde. Und tatsächlich: Darin befand sich die goldene Saliera.
>> Lesen Sie hier mehr zur "Schnitzeljagd um die Saliera".
Das äußerst wertvolle Werk Cellinis ist heute wieder als Prunkstück der Kunstkammer im KHM zu bewundern – und ähnlich wie die Mona Lisa verdankt die Saliera ihre heutige weltweite Berühmtheit nicht zuletzt der Tatsache, dass sie einmal zur Diebesbeute wurde.
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