Lockdown im Off-Theater: Geisterstunde mit Peter Handke

Lockdown im Off-Theater: Geisterstunde mit Peter Handke
Ernst Kurt Weigel kombinierte den Horrorklassiker „The Shining“ mit Anspielungen auf Handke-Stücke zu „Die.Stunde.Shining“.

Die Pandemie ist vorbei – und jetzt geht das Off-Theater in den Lockdown. Gleich für sechs Monate. Da braucht es natürlich einen Hausmeister, der täglich die Heizkörper entlüftet. Dass es in den Räumlichkeiten spukt, schreckt Peter Handke nicht ab: Auf der Suche nach totaler Isolation (ein neues Stück will geschrieben sein) zieht er mit Frau und Tochter in das im Stil der 70er-Jahre ausstaffierte Etablissement ein.

 

Hausherr Ernst Kurt Weigel kombinierte bereits Quentin Tarantino mit Ödön von Horváth und Arthur Schnitzler mit David Lynch. Nun ließ er sich vom Horrorklassiker „The Shining“ und Handkes wortlosem Stück „Die Stunde da wir nichts voneinander wussten“ zu „Die.Stunde.Shining“ inspirieren. Als quasi unsichtbare Geister verfolgt man, wie dieser Peter immer mehr in den Wahnsinn abdriftet. Die Szene mit der Axt darf da nicht fehlen. Auf das Handke-Stück hingegen geht Weigel nicht wirklich ein. Ihm reicht schon, dass die Besucher wortlos durch die mit wahren Geschichten aufgeladenen Säle, Gänge, Kammern und Garderoben streifen.

Mit viel Aufwand, Liebe, Witz erzählen Weigel (als schräger Zirkus-Kellner) und das große Bernhard-Ensemble - darunter Kajetan Dick und Gerald Walsberger - die Geschichte des Hauses nach. Immersiv ist der zweistündige Abend aber nicht. Denn es fehlt die Interaktion (wie bei Nesterval). Und der Mittelteil hängt etwas durch.

Aber der Schluss ist fulminant. Bernhard Fleischmann sorgt zudem für eine grandiose Sound-Untermalung samt Dritten-Mann-Thema von Anton Karas. Tipp: Um all die Anspielungen zu verstehen, sollte man die Titel von Handkes Stücken und im Fall von „Kaspar“ auch den ersten Satz kennen.

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