Lido Sounds in Linz: Sonne und satter Sound am zweiten Festivaltag
Nach zwei Regengüssen am Freitag präsentierte sich das Lido Sounds in Linz am zweiten Tag, dem Samstag, bei strahlendem Sonnenschein und wolkenlosem Himmel. Die Schlangen beim Einlass, die es am Vortag gab, blieben dieses Mal aus, das Areal füllte sich am Nachmittag langsam, aber stetig mit Besucherinnen und Besuchern. So verläuft der zweite Festivaltag.
Kein Gatschgehüpfe
Das Festival feiert dieses Wochenende Premiere, rund 30.000 Menschen sollen an drei Veranstaltungstagen das Gelände bevölkern. Die Dimension ist für Linz einzigartig, immerhin treten insgesamt 35 Bands an drei Tagen auf.
Im Gegensatz zum Nova Rock, das ja kürzlich im Gatsch versunken ist, kann das in diesem Fall nicht passieren: Der gesamte Bereich ist asphaltiert, die kleinere der beiden Bühnen befindet sich in einem Zelt, das 4.000 bis 5.000 Menschen fasst.
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Der Samstag startete laut, wild und eindeutig mit Aymz, einer Combo, die keine Angst vor Lautstärke und kritischen Botschaften hat. Die Berliner Musikerin Cloudy June brachte ordentlich Stimmung auf die Bühne im Zelt und das Highlight des Nachmittags waren die Beatsteaks. Die Rock-/Punkband behauptet sich schon lange in der Szene, ihre Live-Auftritte sind immer voller Energie und ja, es wird gehüpft, auch in Linz.
Danach enterten die Lokalmatadore Wanda die Bühne. Und da war wieder ganz viel „Amore“ im Spiel, speziell als Frontmann Marco Wanda von einem Fan beim Stage Diving mit einem langen Kuss überrascht wurde. Danach lieferte die grandiose Live-Band das ab, was Wanda eben abliefert, wenn alles gut zusammenspielt: Interaktion mit dem Publikum, die Klassiker wie „Amore“, „Bussi, Baby!“ und „Columbo“, immer wieder die Möglichkeit, ordentlich zu tanzen. Und der der Sänger der Toten Hosen, Campino, schaute auch kurz vorbei auf der Bühne.
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Dazwischen gab es Gänsehaut-Momente, etwa als Marco Wanda an das verstorbene Bandmitglied, den Keyboarder Christian Hummer, erinnerte, oder zu einer Coververion von "Lithium" von Nirvana Arnim Teutoburg-Weiß von den Beatsteaks und Campino, der Sänger der Toten Hosen, als Gäste zu Wanda dazu kamen.
Nach 40 Minuten und einem Film-Intro im Westernstil enterte Campino dann mit seinen Freunden von den Toten Hosen zum Finalkonzert des zweiten Tages zwanzig Minuten früher als geplant die Bühne. Der Umbau nach Wanda dauerte kürzer und die Chance, länger zu spielen, ließ sich das Quintett nicht nehmen.
Dem Titel der Tour entsprechend begann die Band mit dem neuen Song „Alle sagen das“ und feuerte danach 110 Minuten lang alle Live-Favoriten, von „Steh auf, wenn du am Boden bist“ über „Hier kommt Alex“ bis „Pushed Again“ und „Tage wie diese“ in die Menge. 25.000 waren gekommen um diese Band, die seit so vielen Jahren ein Garant für ein packendes Konzerterlebnis ist, zu sehen. Sie wurden nicht enttäuscht.
Zwar hat man die Düsseldorfer schon kompakter im Zusammenspiel erlebt. Aber die Freude an dem Spektakel, die vor allem Campino versprüht, ist unwiderstehlich. Er läuft permanent von einer Seite zu anderen und erzählt zwischendurch, dass die Hosen 1984 nach einem Konzert im Linzer Posthof Hausverbot bekamen, weil sie mit Eiern um sich geworfen hatten.
Vor „Unter den Wolken“ spricht er auch den Krieg in der Ukraine an, erinnert daran, dass keiner weiß, wie lange der noch dauern wird und wie viele Länder da vielleicht noch hineingezogen werden - was umsomehr ein Grund ist, den Moment zu feiern und zu genießen.
Am Ende hätten Die Toten Hosen gerne noch länger gespielt, aber weil es ein Stadtfestival mit Wohnhäusern direkt neben dem Gelände ist, muss pünktlich um 23.00 Uhr Schluss sein. Schließlich wolle man ja, dass es Lido Sounds nächstes Jahr wieder gibt, erklärte Campino, der sich schon zu Beginn bei allen bedankt hatte, die auf den Balkonen dieser Häuser mitfeierten anstatt „das Ordnungsamt" zu holen.
Entspannte Stimmung
Die Stimmung war nämlich durchwegs ausgelassen und entspannt. Startschwierigkeiten wie etwa lange Wartezeiten beim Einlass am ersten Tag und ein 30 Jahre alter Baum zwischen Hauptbühne und Technik, der nicht – wie vereinbart – zu-, sondern abgeschnitten wurde, sind für ein Festival dieser Dimension keine Außergewöhnlichkeit.
Der Sonntag gehört den deutschsprachigen Wortkünstlerinnen und -künstlern: Auf der Hauptbühne werden Cro, der Mann hinter der Pandamaske, der Sänger und Rapper Apache 207 und Peter Fox, der den Abend und das Festival beschließen wird, zu hören sein.
Ein Festival mitten in der Stadt, direkt am Wasser, mit namhaften Acts, Sonne, Regen, sattem Sound und politischen Statements: Lido Sounds und Linz sind eine gute Kombi.
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