Echokammer und Brutkasten: Zwei Kunstmessen am Wochenende in Wien

Art & Antique 2025
Die "Art Antique" in der Hofburg nimmt den Ball des Ausstellungsbetriebs auf, die "Paper Positions" bietet Kunst für Einsteiger.

Das Logo der Kunstmesse „Art & Antique“ zeigt die Silhouette eines Mannes, der sich neugierig nach vorne beugt. Dieser Tage ließe sich das Sujet leicht mit jenem auf dem Katalog der Ausstellung „Mehr als Charakterköpfe“ im Unteren Belvedere verwechseln.

Wie man weiß, sind der Handel und der Museumsbetrieb kommunizierende Gefäße. Ein Reiz der traditionellen Herbst-Messe in der Hofburg (bis 17. 11.) besteht darin, die Dynamik zwischen den beiden Sektoren zu beobachten – und Sammler, die nicht bei den New Yorker Auktionen im absoluten Top-Segment mitbieten, können hier zumindest an dem partizipieren, was durch Museumswände oder unüberwindbare Preisbarrieren nicht zu besitzen ist.

Euros, keine Kreuze

Eine Kaltnadelradierung eines „Grünen Kreuzes“ von Arnulf Rainer – aus der in 30-Stück-Auflage gedruckten Serie, gegen deren Ausstellung im Stephansdom der Künstler jüngst, wie berichtet, protestierte – ist bei der Kärntner Galerie Magnet etwa um relativ wohlfeile 5.500 € zu haben. Schon steiler bepreist ist das große, zusammengenagelte (und durch eine Christusfigur doch recht religiös konnotierte) Kreuz aus dem Jahr 1983, das die Galerie Thoman um 415.000 € anbietet.

Papier um wenig Geld

Der Reiz der zweiten Messe „Paper Positions“, die bis zum 16. 11. im Wiener Semper-Depot um Kunstpublikum buhlt, liegt darin, dass sie die Preisschwelle niedrig hält: Kunst auf Papier ist hier schon zu dreistelligen Beträgen zu haben, was Entdeckungen und den einen oder anderen Impulskauf möglich machen kann.

Das in Berlin entwickelte Messeformat tourt mit leichtem Gepäck seit einigen Jahren durch verschiedene Städte. In Wien gastiert man heuer zum zweiten Mal. Mit einem Partyfoyer und hipsterfreundlichen Wellpappe-Stehtischchen wirkt die Unternehmung im Semper-Depot um einiges stimmiger als zuletzt im Kursalon im Stadtpark.

Die Aussteller der „Paper Positions“ rekrutieren sich aus deutschen „Stammgästen“ und qualitätvollen Anbietern aus Österreich. Es gibt ein Wiedersehen mit dem beharrlich schlau an der Grenze von Bild und Schrift operierenden Künstler Jochen Höller (Galerie L. Art), dem kontinuierlich auf hohem Niveau zeichnenden Stefan Zsaitsits (Sturm & Schober) und „Stars“ wie Hans Weigand und Hubert Schmalix (Galerie Schloss Parz). 

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