Kunst Haus Wien bespielt Umgebung mit Algen, Skulpturen - und Superkleber

Kunst Haus Wien bespielt Umgebung mit Algen, Skulpturen - und Superkleber
Das Programm "Close/d" soll im Grätzl während der Umbauzeit (bis 31.10.) für ökologische Themen sensibilisieren

Die ersten ratlosen Touristen wurden am Montag schon gesichtet: Das KunstHaus Wien, neben dem von Sightseeingtouren angesteuerten Hundertwasser-Haus die zweite wichtige, vom Öko-Künstler umgestaltete Immobilie im dritten Wiener Gemeindebezirk, hat wegen Umbaus geschlossen.

Das Ausweichquartier ums Eck ist eine leer stehende ehemalige Molkerei-Filiale, kenntlich durch den Schriftzug „Trösch III“ und – neuerdings – eine knallblau bemalte Ecksäule. Keine Touristenattraktion, gewiss – doch ein Kristallisationspunkt für ein Programm, mit dem das KunstHaus-Team das Hundertwasser-Erbe durchaus schlüssig pflegt (bis 31. 10.).

Mehr dazu: Geothermie fürs Kunst Haus Wien

Kunst Haus Wien bespielt Umgebung mit Algen, Skulpturen - und Superkleber

Naturkreisläufe ins Leben einbinden, Städte begrünen, den Widerspruch  zwischen menschlicher Zivilisation und Tier- und Pflanzenwelt auflösen – mit solchen Ideen gilt der 1928 geborene, am Donaukanal aufgewachsene und 2000 verstorbene Künstler als Vorreiter von vielem, was heute in der Klimabewegung Zielvorgabe ist.   

Öko-Kunst von heute

Aus dieser Gegenwart heraus, stellten  die Kuratorinnen Sophie Haslinger und Barbara Horvath nun eine „Outdoor-Ausstellung“ zusammen, die im zum „Community Center“ umfunktionierten Zwischenquartier (Krieglergasse 8, 1030), aber auch in der Gegend ringsum Impulse setzt.

Da ist das Rohrgebilde „Epiphyt“, mit dem Thomas Feuerstein eine bestehende Steinskulptur von 1971 aktualisiert: In den Rohren wachsen Algen, die Skulptur wird gleichsam wiederbelebt.
 Organische Formen finden sich dazu in (digital hergestellten) Porträts von Flavia Mazzanti im Schaufenster des „Trösch III“ oder am nahen Ufer des Donaukanals: Hier lässt  Künstler Hugo Canoilas auf eine Unterwasserwelt blicken.

Ein amorphes Objekt daneben wirkt wie angeschwemmt, kann aber auch zum Verweilen dienen (Stephanie Winter & Salon Hybrid). Eines der Vogelhäuschen, auf Initiative der Künstlerin Claudia Märzendorfer gestaltetet, baumelt darüber.

Kunst Haus Wien bespielt Umgebung mit Algen, Skulpturen - und Superkleber

Kunst für Vögel – das hätte Meister Hundertwasser wohl gefallen. Der Wechsel der Perspektive soll auch bei den Menschen im Grätzel gelingen, die gegenüber des Kunst Hauses eine „Oase“ (mitsamt Fernrohr zur Naturbeobachtung) vorfinden – außerdem  geführte Rundgänge, Kinderprogramme und eine Vielzahl von Veranstaltungen vom Yoga- bis zum Reparaturworkshop (Info: closed.kunsthauswien.com.) Zu Letzterem passt, dass die Künstlerin Anna Paul nahe der Donaulände einen Automaten für  Superkleber installiert hat. Oder ist der gar für Klimaaktivisten  gedacht? Ein bisschen darf, ja muss  die  Kunst auch hier subversiv sein und provozieren.

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