ORF: Künstler warnen vor Sparmaßnahmen im Kulturprogramm

ORF Zentrum am Küniglberg - Kultur und Spardruck: ORF in der Kritik – Künstler schlagen Alarm
In einem offenen Brief warnen Kunst- und Kulturschaffende vor Kürzungen im Kulturprogramm. General Weißmann sieht ORF als "verlässlichsten Partner".

von Georg Krierer 

620 Künstler und 90 Institutionen haben sich der Initiative „Kein Wegsparen von ORF–Kulturnachrichten und ORF-Kulturprogrammen“ angeschlossen, darunter Autoren, Intendanten, Musiker, Regisseure sowie Museums- und Festivalverantwortliche. Ihre zentrale Forderung: Keine Einsparungen auf Kosten der Kultur und keine Zweckentfremdung von Kulturmitteln zur Finanzierung des Eurovision Song Contests 2026. Unter den Unterzeichnern sind unter anderem Maria Bill, Elfriede Jelinek, Michael Köhlmeier, Cornelius Obonya, Milo Rau, Kurt Schwertsik sowie Institutionen wie die Alte Schmiede, der Dachverband der österreichischen Filmschaffenden, die Literaturhäuser in Graz, Wien und Salzburg, der steirische herbst und die Wiener Festwochen zu finden.

Song Contest als Spardruckverstärkung? 

Besonders kritisch sehen die Unterzeichner des offenen Briefs mehrere Entwicklungen: Auf der einen Seite stehe der langjährige Spardruck im ORF, der durch Digitalinvestitionen und die Umstellung auf Haushaltsabgaben zusätzlich verschärft wurde. Auf der anderen Seite zeichne sich durch die Ausrichtung des ESC 2026, eine mediale Großveranstaltung, ein erhöhter Finanzbedarf ab. Die Sorge ist, dass Kultur dabei zur internen „Verhandlungsmasse“ werden könnte. 

Kultur und Spardruck: ORF in der Kritik – Künstler schlagen Alarm

Kultur und Spardruck: ORF in der Kritik – Künstler schlagen Alarm 

In dem offenen Brief wird konkret beklagt, dass Kulturredaktionen im Hörfunk, Fernsehen und online zunehmend ausgedünnt werden. Stellen würden nicht nachbesetzt, erfahren Journalisten verlassen die Sender, Kulturformate wie „Topos“ seien gefährdet. Die Rubrik „Kulturnachrichten“ auf ORF ON sei bereits heute mitunter schlicht leer, weil niemand mehr da sei, um sie zu befüllen. Dass ein derart zentraler Bereich des Öffentlich-Rechtlichen vollständig ausgedünnt werde, sei ein fatales Signal. 

Weißmann reagiert auf offenen Brief

Die Forderungen der Initiative richten sich nicht nur an den Generaldirektor Roland Weißmann, sondern auch an den ORF-Stiftungsrat sowie an Vizekanzler und Medienminister Andreas Babler. In einem der APA übermittelten Statement reagiert Weißmann auf die Kritik. Der ORF sei und bleibe mit einem jährlichen Kultur-Budget von rund 120 Millionen Euro "der verlässlichste Partner der heimischen Kunst- und Kulturszene", so Weißmann. Er verweist unter anderem auf über 500 Stunden Kulturprogramm im "ORF-Kultursommer", die "Tage der österreichischen Literatur", die langfristige Absicherung des Radio-Symphonieorchesters Wien sowie steigende Hörerzahlen bei Ö1. "Diese große Bandbreite bleibt trotz Spardrucks", so Weißmann. Das Auslaufen der Plattform "Topos" habe laut ORF "keine Auswirkungen" auf den Umfang der Kulturberichterstattung. Kulturnachrichten würden zudem weiterhin auf ORF ON abrufbar sein.

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