Eckhart "zur Unperson erklärt": Kritik bei Auftakt zu Hamburger Festival
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Lisa Eckhart im August 2020, im Rahmen des Literaturfestivals "O-Töne" im Wiener Museumsquartier
Autor und Friedenspreisträger Navid Kermani kritisiert jene beiden Kollegen, die beim Harbourfront Literaturfestival nicht mit der Kabarettistin aus Österreich auf einer Bühne stehen wollten.
Am Mittwochabend wurde das Harbourfront-Literaturfestival in Hamburg mit einer Lesung von Navid Kermani eröffnet. Der deutsche Schriftsteller kritisierte im Zuge dessen zwei Kollegen mit Blick auf die Ausladung der österreichischen Kabarettistin Lisa Eckhart scharf. Die beiden Autoren hatten es abgelehnt, mit Eckhart gemeinsam auf der Bühne zu stehen - auch in Folge dessen, war die 27-Jährige schließlich von der Harbourfront-Veranstaltern ausgeladen worden.
"Jeder Sender und jeder Veranstalter hat das Recht, Frau Eckhart für weitere Kabarettprogramme einzuladen oder eben nicht. Jedoch Ihre Weigerung, mit Frau Eckhart auf einer Bühne zu stehen, gilt nicht dieser oder jener Aussage, sie gilt nicht der Kabarettistin, sie gilt dem Menschen, den Sie für verächtlich erklären", sagte Kermani vor Beginn seiner Lesung in der Elbphilharmonie in Hamburg. Die Zeit hat die unangekündigte Erklärung in ihrer aktuellen Ausgabe am Donnerstag veröffentlicht (bezahlpflichtiger Inhalt, Anm.).
"Niemand hätte verlangt, mit Frau Eckhart ein Bier zu trinken"
"Niemand hätte von Ihnen verlangt, nach der Lesung mit Frau Eckhart ein Bier zu trinken. Hingegen die Bühne ist ein öffentlicher Raum, und indem eine unabhängige Jury ihren Roman ausgewählt hat, stand ihr das gleiche Recht zu, diesen öffentlichen Raum zu betreten, wie Ihnen", so der in Köln lebende Schriftsteller weiter. Zudem zeuge es von "enormer Selbstgerechtigkeit und Unhöflichkeit, eine Kollegin, die missfällt, anonym davonjagen zu lassen".
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Der deutsche Autor Navid Kermani erhielt 2015 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
Die Festivalleitung hatte die österreichische Kabarettistin Lisa Eckhart im Vorfeld ausgeladen und damit für zahlreiche Diskussionen gesorgt. Die 27-Jährige ist für den Klaus-Michael Kühne-Preis für den besten Debütroman nominiert und sollte im Rahmen des Debütantensalons auftreten. Auch wegen Sicherheitsbedenken war sie jedoch ausgeladen worden. Kritiker werfen der Künstlerin vor, rassistische und antisemitische Klischees zu bedienen. Der mit 10.000 Euro dotierte Klaus-Michael Kühne-Preis soll am 20. September verliehen werden.
Kritisierter Auftritt "ungelenk und naiv", Einladung galt aber Buch
Der Auftritt Eckharts vor zwei Jahren in der Kabarettsendung "Mitternachtsspitzen", auf den sich die Kritik bezieht, sei nicht gelungen, "ungelenk und ziemlich naiv" gewesen, sagte Kermani, der 2015 in Frankfurt den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhielt. Aber zum einen sei Eckhart wegen ihres als literarisch bemerkenswert eingeschätzten Debütromans "Omama" eingeladen gewesen und zum anderen sei es "elementar, einander zuzuhören". Die Autoren hätten Eckhart auf dem Festival mit Kritik konfrontieren oder sich von ihr distanzieren können. "Stattdessen haben Sie - nein, nicht nur den Diskurs verweigert, Sie haben eine Kollegin zur Unperson erklärt, indem Sie sich weigerten, überhaupt nur in ihrer Nähe zu sein."
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