Kammerspiele: "Felix Krull" als grelle Revue im Stil der 1920er-Jahre

Kammerspiele der Josefstadt
Thomas Mann
Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull
Österreichische Erstaufführung
Bloß Klamauk: Folke Braband dramatisierte in den Kammerspielen der Josefstadt die Bekenntnisse eines Hochstaplers.

Vom Zauberberg in die Niederungen eines Kellertheaters: Nach sieben Jahren, entrückt des Weltgeschehens, verlässt Hans Castorp das Sanatorium in den Schweizer Alpen, wo er eine illustre Schar kennengelernt hatte; er steigt hinab, seine Spur verliert sich in den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs. Wie man diesen überbordenden Roman von Thomas Mann faszinierend und mit nur vier Schauspielern auf die Bühne wuchten kann, demonstriert seit zwei Jahren das Burgtheater in einer atemberaubenden Inszenierung von Bastian Kraft (zu sehen etwa am 25. Mai).

Im Gegensatz dazu ist die Dramatisierung der „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“, die am Donnerstag in den Kammerspielen der Josefstadt Premiere hatte, geradezu grottig.

Regisseur Folke Braband machte aus den turbulenten Erlebnissen eines dandyhaften wie narzisstischen Meisterdiebs, dem die Herzen aller Geschlechter zufliegen, eine schrille Revue im Stil der 1920er-Jahre. Statt feinem Humor gibt es in der Bearbeitung von Georg Schmiedleitner und Sophie Püschel billigen Slapstick, statt epischer Breite nur ein hektisches Drängen. 

Bestritten wird die Nacherzählung von sechs Schauspielern, gleich gewandet im Smoking mit Mascherl. Alle sind Krull, abwechselnd tragen sie den Text vor. Aber nur Claudius von Stolzmann bleibt der Glückliche, der sich geschickt aus allen misslichen Lagen zu befreien versteht und zu Höherem berufen fühlt: Die anderen schlüpfen, wenn sie dem Haupt-Krull nicht gänsemarschartig folgen, in diverse Rollen. 

Echte Dialogszenen sind rar, und wenn es sie gibt, dann als kabarettistische Einlagen. Der Vater (Roman Schmelzer) spricht im rheinländischen Dialekt, Hoteldirektor Stürzli (Markus Kofler) macht auf Schwyzerdütsch, und Martin Niedermair darf als Machatschek den kecken Sonnyboy mit Hiezinger Idiom zurechtweisen. 

Alle, auch Silvia Meisterle und Susa Meyer, werfen sich mit bewundernswertem Elan in die Klamauk-Schlacht. Zu gewinnen gibt es auf dem Buchstabenfeld (die granitgrauen Blöcke von Stephan Dietrich ergeben das Wort KRULL) leider nicht viel – außer Gelächter, das mit der Zeit ein müdes wird. Nach zweieinviertel Stunden hat sich die Show ohne echtes Ende (der Roman blieb Fragment) totgelaufen. Dem Premierenpublikum hat’s trotzdem gefallen.

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