Frühes von Arnulf Rainer: Eine Reise an den Anfang kurz nach dem Krieg

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„Mein Atelier ist verwaist“ (bis 6. 1.) zeigt Zeichnungen, die der Künstler bei Ernst Fuchs zurückließ, in der Otto Wagner-Villa.

Wieder Aufregung um Arnulf Rainer. Wie Medien am Wochenende berichteten, sei der 95-Jährige explizit dagegen, dass frühe Zeichnungen von ihm in der Ausstellung „Mein Atelier ist verwaist – Gerettete Werke aus der Haasgasse 10“ im Ernst Fuchs Museum in der Otto Wagner-Villa in Penzing gezeigt werden. Er hätte die Blätter sogar als „gestohlen“ bezeichnet.

Tillman Fuchs kennt solche Äußerungen aus dem Jahr 1969 und möchte bei der Eröffnung „den Elephant in the Room adressieren. Wir haben Rainer selbstverständlich eingeladen, aber er hat sich leider bei uns nicht gemeldet. Uns ist bisher kein Statement von ihm bekannt, dass er mit dieser Ausstellung nicht einverstanden wäre. Meines Wissens hatte auch kein einziger der Journalisten, die jetzt darüber geschrieben haben, überhaupt direkt mit ihm Kontakt.“

„Im prachtvollen Ambiente von Otto Wagners erster Villa in Hütteldorf, im wunderbaren Zusammenspiel von Formen, Farben, dem venezianischen Luster, in dieser Pracht des Gesamtkünstlerischen, in dieser Atmosphäre machen wir eine Reise zurück, als es das alles noch nicht gab“, sagt Kurator Tobias G. Natter.

Gerettetes Frühwerk

Eine Reise zurück ins kriegszerstörte Wien von 1945, in eine Zeit, als alles begonnen hat. Als alle, die Kunst liebten, nur ein Ziel hatten: Paris.

Der junge Fuchs hatte ein Atelier in der Haasgasse 10 in der Leopoldstadt, ging nach Paris und überließ es Rainer, der wenig später mit Maria Lassnig dort einzog.

Fuchs fand später zahlreiche zurückgelassene Zeichnungen und bewahrte sie auf. In einer dicken Mappe aus dem künstlerischen Nachlass erhielt sie Natter: „Die Zeichnungen haben mich sofort fasziniert. Sie waren suchend. Es war irgendetwas Unsicheres in ihnen. Sie waren so erotisch und träumerisch wie traumatisiert.“

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Die Frühwerke, schon 1969 in der Galerie Ariadne gezeigt, obwohl sie, so Rainer, „in den Papierkorb“ gehörten, sind jetzt in Hütteldorf im Dialog mit Fuchs zu sehen.

Spannend ist jedenfalls der Blick auf eine Zeit, als drei der wichtigsten österreichischen Künstler junge Leute in schwierigen Umständen waren, ehe sie in verschiedene Richtungen gingen: Fuchs als ein Protagonist der Wiener Schule des phantastischen Realismus. Rainer, der mit seinen Übermalungen über seine Tiefseebilder bis zu den Kreuzdarstellungen kam. Und Maria Lassnig, die spät eine Weltkarriere gemacht hat.

Geplant sind in der Hüttelbergstraße 26 weitere Ausstellungen mit Fuchs-Weggefährten wie Friedensreich Hundertwasser und Arik Brauer.

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